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Kreis Augsburg: Mann jagt sein Opfer mit dem Auto

Kreis Augsburg

Mann jagt sein Opfer mit dem Auto

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    Mann jagt sein Opfer mit dem Auto
    Mann jagt sein Opfer mit dem Auto Foto: Alexander Kaya

    Als sich ein Mann im September 2014 in seiner Bobinger Firma zum Werkzeugeschleifen anbietet, denkt sich Klaus F. (Name von der Redaktion geändert) noch nichts. Er schickt den Roma wieder weg. Dann wird der Mechanikermeister doch misstrauisch, googelt kurz und findet heraus, dass die Polizei in Fällen von betrügerischen fahrenden Scherenschleifern ermittelt. F. geht wieder hinaus vor die Halle, der hellblaue Peugeot mit französischem Kennzeichen steht noch da. Der Scherenschleifer sitzt darin neben dem Fahrer. F. zückt sein Handy und macht ein Foto.

    Dann geht alles ganz schnell. Mit quietschenden Reifen schießt das Auto geradewegs auf F. zu. Der sprintet los, um die Ecke der Halle und flüchtet sich unter einen dort abgestellten Lkw-Auflieger. Mit angezogener Handbremse wendet der Wagen vor dem Auflieger schwungvoll, braust davon und lässt einen geschockten Klaus F. zurück.

    Ein Jahr später sitzt F. im Zeugenstand am Amtsgericht Augsburg. Den Mann auf der Anklagebank, kennt F. nicht. Es soll der Fahrer von damals sein.

    Saß der Angeklagte überhaupt am Steuer?

    Es ist ein 29-jähriger Roma, den die Polizei kurz nach der Tat auf einem Platz in Großaitingen aufgegriffen hatte. Dort hatten sich mehrere Romafamilien vorübergehend niedergelassen und dort stand auch das Tatfahrzeug, das einer unbeteiligten Dritten gehört. Seit einem Monat sitzt der Mann in Untersuchungshaft und beteuert seine Unschuld. Und vor Gericht stellt sich heraus, dass sich keiner sicher ist, ob er am Steuer des Wagens saß.

    Da ist der Azubi, der mit dem Beifahrer sprach, aber die Attacke nur vom Toilettenfenster aus gesehen hat. Da ist der Kollege des Opfers, der neben dem Wagen stand, sich aber weder bei vorgelegten Fotos, noch bei einer Gegenüberstellung seiner Sache sicher ist. Da ist auch der Polizist, der die Ermittlungen durchgeführt hat. Ihm gegenüber soll der Kollege sicher gewesen sein, den Angeklagten erkannt zu haben. Das entsprechende Protokoll fehlt aber in der Akte. Dass er dem Zeugen unerlaubterweise Einzelfotos von Verdächtigen gezeigt hatte, macht die Sache nicht besser.

    Warum es am Ende zum Freispruch kommt

    Der Angeklagte verfolgt das Treiben relativ ungerührt, eine Dolmetscherin übersetzt für ihn auf Französisch. Wortreicher bringt sich Verteidiger Joachim Lederle ein. Er fällt den Beteiligten immer wieder ins Wort, bekommt dafür sogar einen Rüffel von Staatsanwältin Gudrun Wagner.

    Eines wird trotz aller Verwirrung deutlich: Diejenigen, die die Tat aufklären könnten, sind nicht da. Der mutmaßliche Beifahrer und Schwager des Angeklagten ist angeblich in Südfrankreich, seit der Verhaftung liegen ihre beiden Familien im Streit.

    So bleibt Richterin Rose Oelbermann nichts anderes übrig, als den Mann freizusprechen. „Wir sind uns nicht zu 100 Prozent sicher, dass er der Fahrer war.“ Zudem habe man im Auto keinerlei DNA von ihm gefunden. Nach der Verkündung weint der Freigesprochene vor Erleichterung. Doch ob er sich mit der Familie seiner Frau versöhnen kann, bleibt offen.

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