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Handball: „Der Sport wurde verkauft“

Handball

„Der Sport wurde verkauft“

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    Wenn der deutsche Nationalspieler Paul Drux (weißes Trikot) bei der WM abhebt, bleiben die Fernsehschirme in Deutschland größtenteils dunkel – sehr zum Ärger der Handballfans aus der Region.
    Wenn der deutsche Nationalspieler Paul Drux (weißes Trikot) bei der WM abhebt, bleiben die Fernsehschirme in Deutschland größtenteils dunkel – sehr zum Ärger der Handballfans aus der Region.

    Deutschland ist amtierender Handball-Europameister. Derzeit läuft die Handball-Weltmeisterschaft. Beim Turnier in Frankreich zählen die Deutschen ebenfalls natürlich zu den Medaillenanwärtern. Doch die Öffentlichkeit wird davon wenig mitbekommen.

    Denn von den Titelkämpfen im Nachbarland wird es kaum bewegte Bilder geben. 2013 wurde, unter durchaus dubiosen Umständen, mit dem arabischen Sender Al Jazeera vom internationalen Handballverband (IHF) ein TV-Vertrag abgeschlossen. 100 Millionen Schweizer Franken stericht der Weltverband für den Deal mit den Arabern ein. Für den Weltverband ein toller Erfolg, vor allem für den IHF-Präsidenten, dessen Jahresgehalt von 500000 Franken um einen sechsstelligen Betrag erhöht wurde.

    Alles zum Leidwesen der deutschen Handballfans und Fernsehzuschauer. Denn der Rechteinhaber verlangt hat von den deutschen Interessenten verlangt, dass sie ihr Signal verschlüsseln, so dass die Übertragung nur in Deutschland zu sehen ist. Dafür bräuchten aber ARD und ZDF, wie auch alle anderen frei empfangbaren Sender, einen weiteren Satelliten, da sie nicht über diese Technik verfügen. Daher stiegen diese Sender schon bei der WM 2015 relativ schnell aus. Zwar sprang der Bezahlsender Sky ein, doch der hatte diesmal kein Interesse mehr.

    Rettungsanker ist der Namenssponsor der Handball-Bundesliga. Die DKB sicherte sich die Übertragungsrechte fürs Internet. So können die Handballfans zumindest online Spiele der WM verfolgen.

    Holger Hübental, Schwabmünchner Handball-Urgestein ist dabei zwiegespalten. „Für Handballfans ist es super, denn jeden Tag wird ein Spiel gezeigt. Aber für den Handball ist es trotzdem schlecht, denn dieses Angebot geht an der breiten Masse vorbei“. Er ist der Ansicht, dass sich wohl kein Gelegenheitszuschauer den Livestream ansehen wird. Er ist vom Weltverband enttäuscht. „Die IHF hat sich für das Geld und nicht für das Publikum entschieden. Die haben nur die Dollars gesehen“, schimpft er. „Fakt ist, der Sport wurde verkauft“, legt er nach.

    Vor der WM hoffte Hübental, dass die Übertragung im Netz auch wirklich funktioniert. Beim Auftaktspiel der Deutschen gegen Ungarn bliebt sein Wunsch unerfüllt. Nach wenigen Minuten blickten die rund 400000 Handballfans auf einen schwarzen Bildschirm. Erst zu 25. Spielminute lief die Übertragung wieder. Beim zweiten Spiel gegen Chile lief es dann doch störungsfrei.

    Kurz vor den Titelkämpfen sprangen ARD und ZDF noch auf den WM-Zug. Zwar zeigen die öffentlich-rechtlichen Sender keine Livebilder, aber Höhepunkte sollen gesendet werden.

    Ähnlich sieht es auch Elke Müller vom BHC Königsbrunn. „Die Übertragung im Internet ist doch nur für die ganz harten Fans. Das bringt dem Handballsport nichts“, klagt sie. Am meisten ärgert sie aber, das von den 100 Millionen nichts bei der Allgemeinheit ankommt. „Das Geld wird im Weltverband versickern“. Ihr wäre es lieber, wenn davon Förderprojekte in aller Welt profitieren würden.

    Experten sehen durchaus Chancen für Deutschland

    Selbst wird sie, wie auch Holger Hübental, die Spiele natürlich verfolgen. Zumal sie beide dem deutschen Team einiges zutrauen. „Eine Medaille ist drin“, sind sich Müller und Hübental einig, ebenso wie bei der Favoritenfrage. Da liegt Frankreich vorn.

    Unter handball.dkb.de können die Spiele der Handball-WM im Livestream verfolgt werden. Heute spielt Deutschland ab 17.45 Uhr gegen Weißrussland.

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