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Hallenfußball: Die Bande kommt weg

Hallenfußball

Die Bande kommt weg

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    Die Bande war einmal – Futsal wird ohne Umrandung gespielt. Damit gehören solche Zweikämpfe, wie hier von Bobingens Roberto Di Santo (in Weiß), der Vergangenheit an.
    Die Bande war einmal – Futsal wird ohne Umrandung gespielt. Damit gehören solche Zweikämpfe, wie hier von Bobingens Roberto Di Santo (in Weiß), der Vergangenheit an.

    Landkreis Augsburg Futsal ist toll – es gibt Welt- und Europameisterschaften, die im Fernsehen übertragen werden. Die Verantwortlichen des Bayerischen Fußball-Verbandes verordneten in fast allen Wettbewerben die offizielle Hallenfußballvariante der FIFA (Federation Internationale de Football Association). Denn Futsal boomt in Bayern. In ganz Bayern?

    Nein. Ein Bezirk leistet bis zuletzt bitteren Widerstand. Schwaben ist in Sachen Futsal ein Entwicklungsland und fristet ein Mauerblümchendasein. Vor zwei Jahren verirrten sich gerade einmal 39 zahlende Zuschauer zur schwäbischen Futsal-Meisterschaft nach Gersthofen. Vergangenes Jahr fand mangels Interessenten erst gar keine schwäbische Meisterschaft statt. Zum Vergleich: Bei der schwäbischen Finalrunde des herkömmlichen Hallenfußballs fanden sich vergangenes Jahr 2000 Zuschauer in der Günzburger Rebayhalle ein.

    Ausnahmegenehmigung im Landkreis

    Bei der Landkreismeisterschaft besteht in diesem Winter noch eine Ausnahmegenehmigung für den Hallenfußball in seiner bisherigen Form mit Rundumbande und größeren Toren. Doch die 35. schwäbische Hallenmeisterschaft wird schon jetzt nach den Regeln des Weltverbands FIFA gespielt. Bei vielen Vereinen stößt Futsal bisher aber noch auf Ablehnung.

    Unter anderem bleiben der Titelverteidiger FC Augsburg II sowie die Bayernligisten BC Aichach, FC Affing und FC Pipinsried der schwäbischen Hallenmeisterschaft in diesem Winter fern. Der Bezirksligist FC Wiggensbach zog sich als Ausrichter der finanziell lukrativen Vorrunde sogar zurück. Gemischt sind die Reaktionen bei den Trainern aus unserer Region:

    Guido Kandziora (Trainer des Bayernligisten TSV Schwabmünchen): Bedauerlich findet Guido Kandziora den Wechsel hin zum Futsal: „Für die Region Schwaben ist es sehr schade. Die Hallenturniere waren immer super und es war eine gewisse Euphorie da.“ Die Spieler und Zuschauer werden sich mit der Zeit trotzdem an die Spielweise und den neuen Ball gewöhnen, glaubt Kandziora. „Aber das Gemurre wird am Anfang sicher noch groß sein.“ Den Technikern kommt das neue System aber entgegen.

    Für den Schwabmünchner Coach stehen in der Hallensaison der Spaß und die Erholung im Vordergrund. Ein Verzicht auf die schwäbische Hallenmeisterschaft kam für Kandziora nicht infrage: „Wir sind der ranghöchste Verein in der Region. Da müssen wir Gewehr bei Fuß stehen.“

    Dietmar Fuhrmann (Trainer des Bezirksligisten FC Königsbrunn): Viel Erfahrung in Sachen Futsal bringt der Königsbrunner Übungsleiter Dietmar Fuhrmann mit. Vor knapp fünf Jahren sicherte er sich als Trainer des TSV Neusäß den Titel des ersten schwäbischen Futsal-Meisters. Für Fuhrmann sind Futsal und das Regelwerk eine tolle Sache: „Ich bin eh kein Bandenfreund und die Halle ist mir in den letzten Jahren zu körperbetont geworden.“ Jetzt stehen die technischen Fähigkeiten wieder stärker im Fokus. Allerdings glaubt Fuhrmann nicht, dass sich Futsal in Schwaben durchsetzen wird.

    Und eine weitere Sorge hat der Königsbrunner Trainer: „Bei unserem Turniersieg 2009 haben die Schiedsrichter die Regeln sehr unterschiedlich ausgelegt. Ich glaube, dass es auch dieses Jahr holprig wird.“ Seine Spieler stellt er in der Kauferinger Soccerhalle auf die neuen Regeln ein. Trotzdem ist die Hallensaison für Fuhrmann zweitrangig: „Die Jungs sollen Spaß haben und sich nicht verletzen.“

    Charly Pecher (Trainer des Bezirksligisten TSV Bobingen): Futsal kennt der Bobinger Trainer Charly Pecher nur aus dem Fernsehen. Die Umstellung sieht er mit einem weinenden und einem lachenden Auge: „Schade, dass der richtige Hallenfußball langsam verschwindet. Andererseits ist er in den letzten Jahren fast schon zu einer Grätschveranstaltung ausgeartet.“

    Die Halle sieht Pecher als Ausgleich zur Freiluftsaison an. Im Training will er den kleinen Futsal-Ball und den „normalen“ Fußball ausprobieren. „Wir testen am Anfang, mit welchem Ball der größte Spaßfaktor erreicht wird. Und mit dem Ball wird dann auch trainiert.“ Doch wo der TSV trainieren kann, steht noch nicht fest. Die Realschulhalle bleibt bis mindestens März gesperrt (wir berichteten), die Suche nach Ausweichmöglichkeiten läuft. Das Interesse für den Hallenkick ist bei seiner Mannschaft allerdings nicht sonderlich hoch.

    Sebastian Jeschek (Spieler beim Bezirksligisten TSV Bobingen): Eine Ausnahme ist der 24-jährige Mittelfeldspieler, der wie jedes Jahr der Hallensaison entgegenfiebert: „Die Stimmung ist immer super und die Freiluftplätze lassen im Winter auch keinen gepflegten Fußball mehr zu.“

    Obwohl er selbst noch nie Futsal gespielt hat, verfolgte Jeschek die Weltmeisterschaften im Fernsehen und steht der Neuerung positiv gegenüber: „Die technischen Elemente stehen jetzt mehr im Vordergrund.“

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