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Fußball-Schiedsrichter: In einer Reihe mit Weltmeistern

Fußball-Schiedsrichter

In einer Reihe mit Weltmeistern

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    Der größte Moment in der Schiedsrichterkarriere von Gerald Kraus (Zwölfter von rechts): Er assistierte Schiedsrichter Aron Schmidhuber (Mitte) beim DFB-Pokalfinale 1991 zwischen dem 1. FC Köln und Werder Bremen. Unter den Spielern waren drei Weltmeister von 1990: Bodo Illgner, Pierre Littbarski und Günter Herrmann.
    Der größte Moment in der Schiedsrichterkarriere von Gerald Kraus (Zwölfter von rechts): Er assistierte Schiedsrichter Aron Schmidhuber (Mitte) beim DFB-Pokalfinale 1991 zwischen dem 1. FC Köln und Werder Bremen. Unter den Spielern waren drei Weltmeister von 1990: Bodo Illgner, Pierre Littbarski und Günter Herrmann. Foto: imago

    Als am 22. Juni 1991 der Bremer Kapitän Mirko Votava den DFB-Pokal in den Berliner Himmel reckte, war der Arbeitstag von Gerald Kraus bereits beendet. Der damals 28-jährige Pfaffenhausener war die gut zweieinhalb Stunden zuvor wichtiger Bestandteil des 39. Endspiels um den DFB-Pokal zwischen dem SV Werder Bremen und dem 1. FC Köln. Gerald Kraus war einer der beiden Linienrichter an der Seite des Schiedsrichters Aron Schmidhuber.

    „Das war der Höhepunkt meiner Schiedsrichterkarriere“, sagt Gerald Kraus und legt zwei Wimpel von diesem Spiel auf den Tisch. Der heute 57-Jährige erinnert sich gerne an dieses Endspiel: Bodo Illgner, Pierre Littbarski und Maurice Banach auf der Kölner, Wynton Rufer, Dieter Eilts und Klaus Allofs auf der Bremer Seite – damals ein Stelldichein der Bundesligastars. Das Berliner Olympiastadion war mit 73000 Zuschauern ausverkauft, das Spiel wurde live im Fernsehen übertragen – damals war das noch etwas Besonderes. Ob er wegen dieser Rahmenbedingungen aufgeregt war?

    Ein Kribbeln im Bauch

    „Es war vor diesem Spiel schon ein besonderes Kribbeln im Bauch. Das volle Olympiastadion, die Nationalhymne – man ist etwas nervöser. Aber das legte sich schnell“, erinnert sich Kraus. Zumal das Spiel auch unproblematisch verlief. Es gab keine bösen Fouls, keine strittigen Szenen. Als dann Bremens Uli Borowka im Elfmeterschießen den entscheidenden Treffer erzielte, war die Partie beendet. „Danach wollte niemand etwas von uns wissen“, sagt Kraus und lacht: „Das ist immer ein gutes Zeichen für einen Schiedsrichter.“

    Auch Raphael Fickler sitzt in Kraus’ Wohnzimmer mit am Tisch. Er ist 37 Jahre jünger als sein Kamerad von der Schiedsrichtergruppe Südschwaben und hat mit 13 Jahren seinen Neulingskurs absolviert. Ob er irgendwann einmal in ähnliche Sphären aufsteigen kann? „Es sind alle Wege offen“, sagt Fickler. „Jedes Jahr kann man theoretisch eine Liga aufsteigen.“ Aktuell ist der 20-jährige Schüler in der Bezirksliga angekommen. Seinem ursprünglichen Ziel, in einer Verbandsliga zu pfeifen, kommt er immer näher. Sogar international war Fickler bereits im Einsatz – bei großen Jugendfußballturnieren in Paris und Oslo. Ostern will er dieses Jahr nach Lissabon. „Die Online-Bewerbung ist schon raus“, sagt Fickler. Von solchen Möglichkeiten konnte Gerald Kraus in seinen jungen Schiedsrichterjahren nur träumen. 1976 hat er am Neulingskurs für Schiedsrichter teilgenommen. „Ich war als 15-Jähriger mit Abstand der jüngste, der damals die Prüfung abgelegt hat“, sagt Kraus. Über 40 Jahre hat er gepfiffen, ist als Schiedsrichter bis in die 2. Bundesliga gekommen und als Linienrichter in die Bundesliga. „Am schönsten war es in den reinen Fußballstadien, wie Dortmund, Bochum oder Kaiserslautern.“ Seit ihm vor zwei Jahren die Bandscheibe Probleme machte, ist der Sparkassenfachwirt nur noch als Beobachter tätig.

    Schiedsrichterei ist ein besonderes Hobby

    Raphael Fickler (links) und Gerald Kraus mit dem Wimpel vom DFB-Pokalfinale 1991.
    Raphael Fickler (links) und Gerald Kraus mit dem Wimpel vom DFB-Pokalfinale 1991. Foto: Axel Schmidt

    Obwohl fast vier Jahrzehnte zwischen ihren Anfängen als Schiedsrichter liegen, sind sich Kraus und Fickler einig: Die Schiedsrichterei ist ein besonderes Hobby. Eines, für das es nicht nur Können und Wissen, sondern auch Charakter braucht. Früher hatte man als Neuling noch Zeit, sich „reinzupfeifen“: Nach der erfolgreichen schriftlichen Abschlussprüfung begann ein neuer Schiedsrichter in der Junioren- oder Reserverunde. „Man musste sich etablieren, ehe man einmal eine erste Mannschaft pfeifen durfte“, sagt Kraus. Früher dauerte es drei, vier Jahre, ehe man sich von der C- bis in die A-Klasse – damals vergleichbar mit der heutigen Kreisliga – hochgearbeitet hat. Heute geht das schneller. Aufgrund des Mangels an Schiedsrichtern ist es heute keine Besonderheit mehr, wenn ein 16-Jähriger in der Kreisliga pfeift. „Früher waren es in einem Neulingskurs im Schnitt 15 Anfänger. Heute ist es die Hälfte. Und von denen bleiben auch nicht alle dabei“, sagt Kraus. Obwohl die Weiterqualifizierung leichter sei, die Karrieremöglichkeiten vorhanden seien und es obendrein auch ein schönes Taschengeld gebe. Für ein Kreisligaspiel gibt es 30 Euro (zuzüglich Kilometergeld). „In der Bundesliga gab es damals 100 Mark pro Spiel“, erinnert sich Kraus an seine Zeit im Profifußball zurück, die ihn zwischen 1987 und 1998 in sämtliche Bundesligastadien führte.

    Wenn im März die Schiedsrichtergruppe Südschwaben im Vereinsheim des FSV Lamerdingen ihren Neulingskurs anbietet, dann hoffen Kraus und Fickler auf viele Interessenten. Dabei müssen es nicht zwingend nur Jugendliche sein. „Wichtig wären die Ex-Fußballer. Mittdreißiger, die ihre aktive Karriere beendet haben, aber trotzdem dabei bleiben wollen“, sagt Kraus. Zwar werden die aufgrund des Alters wohl keine Bayernliga-Spiele mehr pfeifen, aber auch die Ligen darunter hätten ihren Reiz, so Fickler: „Vor allem täten sich die relativ leicht. Wenn man aktiver Spieler war, dann sitzen die Regeln. Dann ist die Prüfung kein Problem.“

    Termine des Neulingskurses

    Neulingskurs Die Schiedsrichtergruppe Südschwaben bietet wieder einen Neulingskurs an. Dieser beginnt mit einem Infoabend am 27. Februar um 19.30 Uhr im Sportheim des FSV Lamerdingen. Die weiteren Termine lauten: 16. März (9.30 Uhr), 17. März (9.30 Uhr), 20. März (18 Uhr), 23. März (9 Uhr) und 24. März (9 Uhr). Wer Interesse hat, kann sich bei Lehrwart Sascha Kolb (E-Mail: lehrwart@srg-suedschwaben.de) melden.

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