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Endlich Anfield!

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Endlich Anfield!

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    Flutlicht und sangesfreudige Fans: Ein Europapokalspiel der eigenen Mannschaft an der legendären Anfield Road in Liverpool zu erleben ist der Traum zahlreicher deutscher Fußballfans.
    Flutlicht und sangesfreudige Fans: Ein Europapokalspiel der eigenen Mannschaft an der legendären Anfield Road in Liverpool zu erleben ist der Traum zahlreicher deutscher Fußballfans.

    Die Nachricht von der nächsten Reise erreichte Peter Langhammer im Urlaub auf den Capverdischen Inseln. Wegen der Zeitverschiebung hatte er die Auslosung zum Champions-League-Achtelfinale verpasst – und war nun einigermaßen überrascht, als ihn eine WhatsApp-Nachricht eines Freundes erreichte: „Auf geht’s nach Liverpool!“

    Liverpool, Anfield Road, The Kop und „You’ll never walk alone“: Für viele Fußballfans, nicht nur Anhänger des FC Bayern München, ist die nordenglische Hafenstadt ein Sehnsuchtsort. Und für viele wird es das auch bleiben. Die Nachfrage nach Eintrittskarten für das Hinspiel, das am Dienstag, 13. Februar, im legendären Stadion an der Anfield Road Liverpool angepfiffen wird, überstieg das tatsächliche Kontingent um ein Vielfaches. Für Peter Langhammer, den 50-jährigen Schlosser aus Immelstetten, ist das kein Problem. Er ist einer der treuesten Begleiter des deutschen Rekordmeisters und hat eine Art Abo auf Auswärtskarten in der Champions League.

    Er war in fast allen großen Stadien

    Gesehen hat er schon nahezu alle großen Stadien in Europa. Es gibt nicht viele Länder, in denen er noch nicht zu einem Bayern-Spiel war. „Österreich fehlt mir noch“, sagt er. Das sei nun so etwas wie ein neuer Sehnsuchtsort. „Aber dafür müsste Salzburg die Qualifikation halt auch mal schaffen“, sagt Langhammer und lacht. Er zückt sein Handy und zeigt zahlreiche Bilder, die zum Großteil im Prinzip den gleichen Aufbau haben: den Blick von der Zuschauertribüne auf den grünen Rasen. Nur die Architektur der Stadien ist anders. Mal ist die Perspektive aus dem dritten Zuschauerrang ganz oben, wie etwa in Barcelona, mal auf Höhe der Eckfahne wie im Celtic-Park in Glasgow.

    Zu jedem Stadion hat Langhammer etwas zu erzählen. Den Gästeblock im El Madrigal in Villarreal etwa, der wie auf das Stadiondach aufgesetzt wirkt. Oder die tolle Stimmung beim europäischen Supercup 2013 in Prag. Oder auch das aggressive Vorgehen der spanischen Polizei beim Halbfinale 2017 in Madrid. „Die haben mit Hunden ohne Maulkorb den Block gestürmt und bis zwei Reihen unter uns alles niedergeknüppelt“, sagt er. Einen echten Grund habe es nicht gegeben. Aber in Spanien, Italien oder Griechenland sei man das als Bayern-Fan gewohnt. Von den Städten und ihren Sehenswürdigkeiten selbst hat Langhammer kaum Bilder auf seinem Handy. Einzig aus Paris gibt es noch Fotos vom Eiffelturm. „Wir nehmen oft nur Tagesflüge. Eine Übernachtung brauche ich nicht“, erklärt er. So auch am Dienstag nicht: Morgens geht der Flieger von München aus, nachts geht es in einer Sondermaschine, die von der Fanklubvereinigung Club Nr. 12 gechartert wurde, wieder nach Hause. „Um 6.15 Uhr sind wir wieder in München.“ Dann geht es direkt zur Arbeit. So benötigt er auch nur einen Urlaubstag dafür. Bei seinem früheren Arbeitgeber habe sein Chef schon immer gewitzelt: „Ich hab’ die Auslosung schon gesehen, ich weiß, wann du weg bist.“

    Seine Frau akzeptiert es

    Und Langhammers Frau Gabriele? „Die akzeptiert es. Früher, als ich unter der Woche auf Montage war, war es ja egal. Da war ich eh weg. Schwieriger waren dann die Bundesliga-Auswärtsspiele am Wochenende. Da hat sie schon manchmal gemosert.“ Im Dezember 2012 schenkte Peter Langhammer seiner Gabriele zum Hochzeitstag eine sechstägige London-Reise im Mai. Ohne Hintergedanken, wie er beteuert. Doch im Lauf des Frühjahrs zeichnete sich ab, dass seine Bayern das Champions-League-Finale im Londoner Wembley-Stadion erreichen könnte. „Da musste ich dann irgendwann beichten, dass ich während unseres Urlaubs einen Tag mal weg bin“, sagt er und lacht. Seine Frau habe es verschmerzt – und sei dafür eben schoppen gegangen.

    „Wembley war das absolute Highlight“, sagt er heute: Das Stadion, Arjen Robbens Siegtor kurz vor Schluss, der Jubel, der Titel. „Es war ein Traum.“ Ein halbes Jahr später verließ er dann sogar den europäischen Kontinent und begleitete den FC Bayern zur Klub-WM nach Marrakesch in Marokko.

    Dass es mal soweit kommen könnte, ahnte Peter Langhammer wohl selbst nicht. Als junger Mann zog es ihn nur sporadisch ins Olympiastadion zu Heimspielen des FC Bayern. Er war ja auch lange selbst aktiv. Als großer, kopfballstarker Stürmer war er beim TSV Ettringen, SV Tussenhausen, SV Obergessertshausen und SVS Türkheim aktiv.

    Mit Mitte 30 hörte er auf, gleichzeitig eröffnete die Allianz Arena ihre Pforten. „Von da an ging es los. Anfangs sind wir immer zu viert mit dem Auto nach München gefahren“, erinnert er sich. Dabei überholten sie fast immer einen Fanklub-Bus – den der Bayernfreunde ’95 aus Hasberg. Prompt meldete Langhammer sich dort, wurde Mitglied und gehört seitdem zum Inventar bei sämtlichen Fahrten zu Heim- und Auswärtsspielen.

    Mutter ist dabei

    Seit einigen Jahren ist auch seine Mutter immer dabei. Sie begleitete ihn einmal – und hat Gefallen daran gefunden. „Sie steht wie ich in der Südkurve. Da wird gesungen und geklatscht – da können sich manche eine Scheibe abschneiden“, beschreibt er seine Mutter, Jahrgang 1946, stolz. Sein Sohn Dennis hat ihn derweil schon auf Europacup-Auswärtsfahrten begleitet, etwa nach Lissabon oder Zagreb.

    Ob Peter Langhammer in dieser Saison nach Liverpool noch eine weitere Europacup-Reise mit dem FC Bayern unternehmen kann? Ehrlicherweise sei bei ihm vor dem Duell mit dem FC Liverpool „mehr Hoffnung als Glaube“ vorhanden. „Unsere Defensive ist schon arg löchrig. Wenn der Kovac das nicht rauskriegt, dann kriegen wir dort den Arsch voll.“ Und dann wäre es vorbei mit dem Traum von Madrid. Dort nämlich findet das Finale statt – im neuen Stadion von Atletico Madrid. Das fehlt Peter Langhammer noch in seiner Sammlung.

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