Kaminöfen können Dreckschleudern sein. Und in der Tat: Wenn es schlecht läuft, stoßen sie große Mengen Feinstaub, Kohlenmonoxid und andere schädliche Gase aus, verheizen den wertvollen Brennstoff ziemlich ineffizient und ärgern obendrein die Nachbarn. Die richtige Bedienung des Holzofens kann dazu beitragen, die Luftverschmutzung zu verringern. Denn Holz ist zwar ein nachwachsender Rohstoff, seine Verbrennung lässt jedoch gesundheitsgefährdenden Feinstaub und klimaschädliche Gase wie Methan entstehen. „Die größte Fehlerquelle befindet sich immer noch vor dem Ofen“, sagt Hermann Mutz, Ofenbauer aus Bobingen.
Wisse der Ofenbetreiber nicht mit seinem Ofen umzugehen, erhöhe sich der Brennholzverbrauch und die Schadstoffbelastung. Sein Betrieb sei aktuell damit beschäftigt, die Öfen, die unter das 2010 verabschiedete Bundes-Immissionsschutzgesetz fallen, auszutauschen. Ende des Jahres läuft die letzte Frist aus. Öfen, die vom 1. Januar 1995 bis 21. März 2010 errichtet und in Betrieb genommen wurden, müssen nachgerüstet oder außer Betrieb genommen werden.
„Wer den Ofen jeden Tag nutzt, tut mit einem Austausch was für die Umwelt“, sagt Mutz. Nicht erst seit der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg hätten Kachel- und Kaminöfen wieder eine Hochphase. Auch Kochöfen seien beliebt. „Die Mehrheit unserer Kunden baut sich einen Ofen ein, um wirklich damit zu heizen“, sagt Mutz. Nur etwa 20 Prozent nutzten den Ofen als Hingucker im Wohnzimmer. Wie gut man seinen Ofen heizt, zeige sich an der Scheibe: Ist diese rußverschmiert, hat der Ofen ein Temperaturproblem, bedingt durch nasses Holz und zu wenig Luft. Eine höhere Abbrandtemperatur führe zu weniger Emissionen. „Die Luftzufuhr erst bei der Glut abriegeln“, empfiehlt Mutz. Wer immer nachlege, sorge für Rauch und der verursache wiederum Emissionen. Ein einmaliges Anfeuern halte den Ofen bis zu 24 Stunden warm. Er empfiehlt, den Ofen regelmäßig zu reinigen und zu warten. Eine Schicht Asche sollte aber immer im Ofen bleiben. „Diese dient als Dämmung“, sagt Mutz. Liegt das Holz direkt auf dem Boden, leite dieser die Wärme beim Anfeuern ab.
Kostenloser Ofenführerschein im Landkreis
In Deutschland werden rund 12 Millionen sogenannte Einzelraumfeuerstätten betrieben, mehr als 11 Millionen davon sind klassische Holzöfen, wie sie in jedem vierten Haushalt stehen. Öfen sollen in Summe laut dem Umweltbundesamt für über 20 Prozent aller menschenverursachten Feinstaubemissionen verantwortlich sein. Städte wie Königsbrunn und Stadtbergen bieten Ofenbetreibern deshalb einen kostenlosen Ofenführerschein an. „Der Nutzereinfluss auf diese Emissionen ist gigantisch“, sagt Harro von Dunker, zuständig für Energieeffizienz und Klimaschutz bei der Stadt Königsbrunn.
Nach aktueller Forschungslage sei es möglich, die Feinstaubbelastung um 50 Prozent, den CO₂-Ausstoß um bis zu 35 Prozent und die Menge organischer Schadstoffe um bis zu 50 Prozent zu reduzieren – vorausgesetzt, die Holzöfen werden richtig bedient. „Durch den Ofenführerschein können Königsbrunner deutlich zur Reduktion lokaler Luftschadstoffe beitragen und darüber hinaus ihren Brennholzverbrauch um ein Drittel einsparen und somit ihre Kosten senken“, sagt Dunker. Ein weiterer Vorteil des Online-Kurses sei, dass ohne Terminbindung gleichzeitig viele Holzofen-Besitzer geschult werden können. Der Kurs dauert etwa 90 Minuten und kann auch jederzeit unterbrochen und später fortgesetzt werden. Die Stadt Königsbrunn bietet seit Mitte Oktober 150 kostenlose Gutscheine für den Ofenführerschein an. Bislang haben sich hierfür schon 95 Bürgerinnen und Bürger angemeldet.
Anzündturm verursacht weniger Schadstoffe
Seit 2023 können auch Stadtbergerinnen und Stadtberger den Ofenführerschein machen. Klimaschutzmanagerin Claudia Günther macht ihren Bürgern dieses Angebot, da Holz immer beliebter werde als Alternative zu Öl und Gas. „Als nachhaltige Energiequelle ist Holz allerdings nicht unumstritten“, sagt Günther. Günther ist selbst Ofenbesitzerin und konnte beim Ofenführerschein noch einiges dazu lernen. Über 80 Bürger haben sich in Stadtbergen schon eine Lizenz gesichert. Dieses Jahr wolle die Stadt nochmals nachlegen, sagt Günther. Viele Ofenbesitzer feuerten ihren Ofen seit Jahrzehnten an, ohne zu wissen, wie es richtig geht. „Der Umweltgedanke macht es wichtig, die Menschen mitzunehmen beim Thema Heizen mit Holz“, sagt die Klimaschutzmanagerin. Sie selbst habe vor allem gelernt: Um Schadstoffe und Rußentwicklung zu minimieren, ist die richtige Luftzufuhr wichtig und das Feuer von oben her zu entzünden.
Christian Fichtl von der Kaminkehrerinnung Schwaben empfiehlt, das Holz im Ofen als Turm zu schichten. Unten sollte das Scheitholz liegen, darüber Splitterholz mit Anzünder. „Über der Glutbildung wird das Holzgas gründlicher verbrannt“, sagt Fichtl. Die Folge sind weniger Schadstoffe, wie Kohlenmonoxid und Feinstaub beim Abbrand. Liegt zu viel Holz zu nah am Rand des Ofens, verbleibe zu wenig Sauerstoff für eine effiziente Verbrennung. Ein- bis viermal im Jahr kommt er als Kaminkehrer im Bezirk Oberallgäu zu den Ofenbetreibern nach Hause. Zusätzlich stehe die Feuerstättenschau an. Gerade auf dem Land hätten viele, die zuvor das Holzmachen scheuten und lieber die Heizung aufdrehten, den Ofen wieder für sich entdeckt. Wer den Holzherd noch von der Oma von früher kenne, würde sich auch heute eher wieder einen einbauen. „Viele wissen wieder, was sie am Ofen haben und schätzen die angenehme Wärme“, sagt der Schornsteinfeger.
Tipps für´s Heizen mit Holz:
- Bedienungsanleitung des Ofens lesen.
- Auf regionales Holz, ohne lange Transportwege achten.
- Holz richtig lagern: Am besten ein bis drei Jahre an einem sonnen- und luftdurchfluteten Platz mit Abstand zu Wand und Boden und überdacht.
- Holz sollte eine Restfeuchte von unter 20 Prozent haben.
- Länge des Scheitholzes an Ofen anpassen.
- Anzünder statt Papier verwenden: Papier brennt ungleichmäßig und kurz.
- Holz als Turm schichten und von oben anzünden.
- Die Luftzufuhr nicht vorzeitig abdrehen. Das sorgt für eine rapide Verschlechterung der Verbrennung und mehr Aufwand beim Putzen. Das Gleiche gilt für Hausmittel, wie das Einwickeln von Briketts mit feuchter Zeitung, was nichts Anderes erzeugt als einen ungesunden Schwelbrand.
- Den Ofen sollte man stets innen und außen sauber halten. Eine Innenreinigung einmal jährlich durchführen. Ruß behindert die Wärmeabgabe, und damit sinkt der Wirkungsgrad zum Teil um mehr als zehn Prozent ab.
Bei so manchen Sachen fragt man sich doch, was kann der Bürger bzw. die Bürgerin in der heutigen Zeit überhaupt noch? Wozu bzw. wofür bedarf es nicht eines Kurses?
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