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Schwabmünchen
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Secondhand-Boom: Wie Schwabmünchen Nachhaltigkeit lebt

Landkreis Augsburg

Von Klamotte bis Couture: Wie gebrauchte Mode zum nachhaltigen Trend avanciert

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    Secondhand-Laden des BRK in Schwabmünchen. Auch in Bobingen gibt es eine Filiale.
    Secondhand-Laden des BRK in Schwabmünchen. Auch in Bobingen gibt es eine Filiale. Foto: Marcus Merk

    Der Tag der Kleiderläden im Landkreis Augsburg findet bald statt. Also Schnäppchenjäger aufgepasst, am Donnerstag, 26. September können Käufer zwei Teile bezahlen und dafür drei mit nach Hause nehmen. An der Aktion beteiligen sich die Kleiderläden des Bayerischen Roten Kreuzes in Bobingen, Gersthofen, Gessertshausen, Göggingen und Schwabmünchen sowie der gemeinschaftlich mit der Caritas betriebene Kleiderladen in Meitingen. Damit greifen BRK und Caritas einen Trend auf, der bereits seit längerem um sich greift. So gibt das Umfrageportal Statista an, dass rund 65 Prozent der Deutschen schon Secondhand gekauft haben. Besonders hoch im Kurs stehen neben gebrauchten Büchern, Möbeln und Elektroartikeln auch Kleidung. Woran das liegt, erzählt der Vorsitzende des Schwabmünchner Caritasverbandes Andreas Claus und die ehrenamtlichen Helfer des Schwabmünchner Rot-Kreuz-Lädchens.

    Seit 2001 gibt es den Secondhand-Kleidungsladen „Klamotte“ von der Caritas. „Wir hatten eine gute Resonanz über all die Jahre, aber die Wertschätzung für gebrauchte Kleidung hat sich geändert“, resümiert Andreas Claus. Neben der Stammkundschaft gibt es zunehmend mehr Laufkunden. Grundsätzlich kauften querbeet Menschen in der „Klamotte“ ein. Allerdings weniger Männer als Frauen. Haben Männer also Nachholbedarf in puncto nachhaltigem Kleidungskauf? Das verneint Andreas Claus. Vielmehr führt er die geringere Nachfrage von Männern auf das ebenfalls deutlich kleinere Angebot in diesem Bereich zurück.

    Diese Produkte gehen auf dem Gebrauchtmarkt gut weg.
    Diese Produkte gehen auf dem Gebrauchtmarkt gut weg. Foto: Statista Onlineumfrage

    Auffällig ist hingegen, dass zunehmend Jüngere nach Kleidung suchen, sagt Claus. Statista-Umfragen bestätigen, dass die Mitte 30- bis 40-Jährigen besonders oft zu gebrauchter Mode greifen. Auch Eltern kauften immer öfter Gebrauchtes für ihre Kinder. Andreas Claus ist sich sicher, der Trend zur Nachhaltigkeit beeinflusst die Käuferzahlen positiv. Zumindest bei Ihnen im Laden hat die gestiegene Nachfrage bisher keine Auswirkungen auf das Preisniveau. Claus begründet das: „Unser Ziel ist es, vorrangig für sozial Schwächere da zu sein.“

    Die Einnahmen aus den Verkäufen gingen nach Abdeckung der Kosten an Caritaseinrichtungen in Schwabmünchen wie die Tafel, die Altenpflege oder an das Netzwerk Integration, sagt Andreas Claus.

    Gebrauchte Kleidung sollte sauber, intakt und noch irgendwie modisch sein

    Die Kriterien für die Auswahl der Kleidung sind eher leger. Das Angebot sehr gemischt. Andreas Claus sagt: „Oft sehen wir es den Tüten schon an, ob sie aus einem Nachlass stammen oder jemand seinen Kleiderschrank nach der Sommersaison aussortiert hat.“ Prinzipiell lehnten sie eigentlich keine Kleidung ab, solange die intakt sei. Er fügt verschmitzt hinzu: „Es sollte noch irgendwie modisch sein. Wenn es bei der Großmutter schon 20 Jahre ungetragen im Schrank hing, dann vielleicht eher nicht mehr.“ Mitunter bekämen sie auch tolle, qualitativ hochwertige Mäntel und teure Jacken. Es mangelt also nicht an guter Ware, sondern mehr an helfenden Händen, sagt Andreas Claus.

    Auch im Rot-Kreuz-Laden in Schwabmünchen herrscht am Donnerstagnachmittag reges Treiben. Die Freiwilligen, Barbara Graf und Silvia Schädler, stehen hinter der Kasse.  Obwohl die Boutique erst vor circa zweieinhalb Jahren eröffnete, gibt es schon Stammkunden. „Es ist ein sozialer Treffpunkt, man freut sich immer, vertraute Gesichter zu sehen“, so Silvia Schädler.

    Das Vorurteil, Secondhand wäre ausschließlich für arme Menschen

    „Jeder ist in unserer Boutique willkommen, nicht nur die sozial Schwachen“, ergänzt Barbara Graf. Und genau hier gibt es ein Problem: Menschen stempelten Secondhand als eine Sache für Arme ab und gingen deswegen oft nicht in Geschäfte, die gebrauchte Kleidung anbieten. Schade eigentlich, findet Graf. „Wir bekommen immer wieder hochwertige Markenklamotten, die man dann hier für einen sehr guten Preis erwerben kann“.

    Doch es gibt es auch Menschen, die von der Markenkleidung für wenig Geld wissen und daraus ein Geschäft machen: Immer wieder kauften Kunden viele Markensachen auf einmal, meistens gar nicht in ihrer Größe. Die Klamotten würden erworben, um sie im Anschluss auf Online-Plattformen wie Vinted oder Ebay teurer weiterzuverkaufen. „Das ist nicht das Konzept unseres Projekts“, so der Sachgebietsleiter Axel Schuch. Falls solch ein Verhalten beobachtet wird, werde die Person darauf angesprochen.

    Die junge Kundschaft bleibt aus

    Da das „Lädle“ nicht direkt im Zentrum Schwabmünchens liegt, verirrt sich Laufkundschaft im Gegensatz zur „Klamotte“ nur selten hinein. Trotzdem läuft der Laden gut, Axel Schuch ist zufrieden. „Es könnten mehr jüngere Menschen zu uns kommen“, wirft die Silvia Schädler ein. Axel Schuch erläutert: Es standen bereits des Öfteren Überlegungen über eine „Vintage“- Abteilung im Raum. „Aber dafür braucht man dann einen jungen Freiwilligen, der weiß, was die Jugend trägt, und der sich um diese Ecke kümmern kann.“ Schuch zuckt mit den Schultern, ein Teufelskreis. Junge Helfer sind schwierig anzuwerben, vor allem auf Dauer. Es gibt jedoch die Möglichkeit des Schülerpraktikums, die von den Rot-Kreuz-Läden angeboten wird. „Wir bieten das schon länger an, aber viele haben uns einfach nicht auf dem Radar“, so Graf. Schüler und Schülerinnen können in der Boutique erste Erfahrungen im Einzelhandel sammeln und auch bei der Dekoration der Schaufenster helfen.

    Die Einnahmen der Rot-Kreuz-Läden gehen hauptsächlich an das Rote Kreuz, jedoch werden auch immer wieder lokal verankerte Projekte unterstützt, die von den Mitarbeitenden ausgesucht werden. Erst letztens wurden 1000 Euro für die Verschönerung des Luitpoldparks in Schwabmünchen gespendet. Dafür wurde ein Baum gepflanzt und eine Parkbank daneben positioniert.    

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