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Schwabmünchen: Wertachkliniken: Im Notfall kann das Tablet leben retten

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Wertachkliniken: Im Notfall kann das Tablet leben retten

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    Krankentransporte, Notärzte, Rettungswägen und Rettungshubschrauber nutzen jetzt das „Nidapad“.
    Krankentransporte, Notärzte, Rettungswägen und Rettungshubschrauber nutzen jetzt das „Nidapad“. Foto: Doris Wiedemann

    Bei einem schweren Unfall zählt jede Sekunde. Eine schnelle Kommunikation kann dann über Leben und Tod entscheiden: Je früher der Rettungsdienst die Klinik über den Unfall und die Verletzung eines Patienten informiert, desto besser können sich die Ärzte vorbereiten.

    Um den Informationsaustausch im Notfall zu beschleunigen, haben sich die Wertachkliniken mit den Rettungsdiensten digital vernetzt. Als erstes Krankenhaus der Grundversorgung in den Landkreisen der Region nutzen sie das Datenübertragungssystem „Nida“. Damit soll die Patientenübergabe in der Notaufnahme vereinfacht werden.

    Mitarbeiter der Wertachkliniken erhalten die Daten in Echtzeit

    Über spezielle Tablets, sogenannten Nida-Pads, erfassen Rettungskräfte noch am Unfallort sämtliche Daten eines Patienten – neben Namen und Adresse beispielsweise auch die Vitaldaten und die vorläufige Diagnose. Versichertenkarten lassen sich direkt einlesen. Außerdem können die Tablets mit medizinischen Geräten wie dem EKG oder Beatmungsgerät gekoppelt werden und so deren Daten aufzeichnen.

    In Echtzeit werden die Informationen dann an die Mitarbeiter in den Notaufnahmen der Wertachkliniken in Bobingen und Schwabmünchen weitergeleitet. So wissen sie im Voraus, wenn ein Krankentransport, ein Rettungswagen oder ein Rettungshubschrauber auf dem Weg zu ihnen ist. Auf Bildschirmen sehen sie auch, wann ein Patient voraussichtlich eintrifft.

    „Man kann sich das vorstellen wie eine Anzeigetafel am Bahnhof“, sagt Thomas Haugg, Geschäftsführer des BRK Augsburg-Land. „Ist ein Rettungswagen unterwegs, erscheint auf dem Bildschirm in der Klinik eine Meldung. Die Mitarbeiter können dann vorplanen, eine Kabine freiräumen und Ärzte informieren noch bevor der Patient da ist.“ Haugg weiß, wovon er spricht. Als Rettungsassistent arbeitet er seit Jahren mit dem System und kennt die Vorteile: „Es spart Zeit und entlastet die Leitstelle.“

    Der Rettungsdienst kann auch Bilder vom Unfall übertragen

    Ohne das digitale System müssen Rettungsdienste die Unfalldaten zunächst an die Integrierte Leitstelle, also den Notruf 112, durchfunken. Diese leitet die Informationen dann an die Klinik weiter. „Dieser Zwischenschritt entfällt mit dem Nida-System“, sagt Haugg.

    Ein Zeitersparnis, das im Notfall Leben retten kann. Die goldene Stunde nennt Haugg die ersten 60 Minuten, die nach einem schweren Unfall entscheidend sind. Schwebt ein Mensch nach einem Autounfall oder einem Sturz aus großer Höhe in Lebensgefahr, muss er innerhalb dieser Stunde behandelt werden.

    Das digitale Datenübertragungssystem kann dabei helfen. Denn es übermittelt nicht nur Patientendaten, sondern auch sämtliche medizinische Informationen. So kann das Krankenhauspersonal in den Wertachkliniken die Art und Dringlichkeit der Behandlung vorab einschätzen und schnell entsprechende Ärzte und Abteilungen benachrichtigen. Darüber hinaus kann der Rettungsdienst auch Bilder vom Einsatzort mitschicken. Bei schweren Unfällen kann sich die Unfallchirurgie anhand der Fotos dann besser auf die Behandlung vorbereiten.

    Die Klinik kann leichter planen und die Räume besser nutzen

    „Nachdem wir das System im April getestet haben, waren wir begeistert, und inzwischen läuft es bei uns im Alltag reibungslos“, sagt Marleen Pfeiffer, Leitende Oberärztin und Ärztliche Leiterin der Zentralen Notaufnahmen in Bobingen und Schwabmünchen.

    Der Vorteil für die Patienten liegt ebenfalls auf der Hand: Sie werden schneller und besser versorgt. „Wir entlasten damit aber auch die Ärzte und Pflegekräfte, die mehr Zeit haben, die Behandlung der Notfallpatienten vorzubereiten“, sagt der Leiter der Zentralen Notaufnahme in Schwabmünchen, Daniel Hierl.

    Zudem würden die Räumlichkeiten besser genutzt. Das kann auch in der Corona-Krise helfen. Denn wie Hierl erklärt, könne die Isolierstation im Vorfeld informiert werden, wenn ein Patient mit Verdacht auf Covid-19 eingeliefert werde.

    Neues System erleichtert auch die Dokumentation eines Einsatzes

    Auch die Rettungsdienste profitieren von der Datenübertragung. „Der Papierkram entfällt. Die Übergabe der Patienten an das Krankenhaus geht schneller, und wir sind schneller wieder einsatzbereit“, erklärt Martin Gschwilm, Leiter der Rettungswache Bobingen. Das kann Thomas Haugg, Geschäftsführer des BRK Augsburg-Land, bestätigen. Zwar nehme der bürokratische Aufwand immer mehr zu.

    Doch das digitale System erleichtere die Dokumentation. „Früher mussten wir mit Stift und Papier zusätzliche Protokolle ausfüllen, um einen Einsatz zu dokumentieren“, sagt Haugg. Mit dem Nida-System verfüge man über eine Datenquelle. Seiner Erfahrung nach trägt das System auch zur Qualitätssicherung bei. So ließen sich sämtliche Maßnahmen, die ein Notfallsanitäter getroffen hat, von einem ärztlichen Leiter noch einmal gegenchecken.

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