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Schwabmünchen: Dittrich + Co: Von der Fastpleite zu einem florierenden Unternehmen

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Dittrich + Co: Von der Fastpleite zu einem florierenden Unternehmen

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    Armin Dittrich übergibt das Geschäft nach 40 Jahren als Chef von Dittrich + Co an seinen Nachfolger, den neuen alleinigen Geschäftsführer Manfred März.
    Armin Dittrich übergibt das Geschäft nach 40 Jahren als Chef von Dittrich + Co an seinen Nachfolger, den neuen alleinigen Geschäftsführer Manfred März. Foto: Reinhold Radloff

    Es war ein erfülltes Arbeitsleben, mit vielen Höhen und Tiefen. Jetzt hat Armin Dittrich an seinen Nachfolger übergeben. Manfred März ist bereits seit über 30 Jahre in der Firma. Er stieg vom Lehrjungen zum Spartenleiter auf, wurde 2013 zusammen mit Dittrichs Schwester Ruth Rhode Prokurist, 2020 Mitgeschäftsführer und Gesellschafter. Seit Juni ist er alleiniger Geschäftsführer. Armin Dittrich bleibt zusammen mit Andreas Muschak Altgesellschafter des Unternehmens, das eine bewegte Geschichte hinter sich hat.

    Die Initialzündung gab es 1959. Erich Huschka, damals ein Neugablonzer Unternehmer, fragte den heimatvertriebenen Heizungsisolierer Rudolf Dittrich, Armins Vater, ob er nicht mit ihm als stillen Teilhaber eine Kunststofffirma aufbauen wolle. Dittrich sagte zu, und es ging los. Im ehemaligen Kraft-Kesselhaus in der Mühlstraße begann alles mit sieben Mitarbeitern. „Ab etwa meinem sechsten Lebensjahr war ich so viel in der Firma, wie es ging und wie ich durfte“, erinnert sich Armin Dittrich. „Ich sortierte Perlen und Knöpfe und ich half bei der Herstellung von Glasperlen, die im Armenhaus meiner aus der Tschechei heimatvertriebenen Großeltern in Untermeitingen produziert wurden.“ Zehn Pfennig erhielt er damals privat von seinem Vater als Stundenlohn. „Dafür löste ich auch Kunststoffgranulat in einer extrem giftigen Chemikalie auf, die ich viel einatmete. Dass ich noch lebe, ist ein Wunder.“ 

    Wenige Hochs, dafür viele Tiefs

    Bis 1984, dem Todesjahr von Rudolf Dittrich, ging die Firma durch wenige Hochs, dafür aber extrem viele Tiefs. „Mein Vater wollte nicht, dass ich in der Firma lerne und sagte: Geh’ auf die Schule, damit du es einmal besser hast.“ Armin ging, machte sein Abitur, studierte Betriebswirtschaftslehre in Augsburg und wurde 1983 bei der Firma Isotex Selbstbausysteme in Landsberg als kaufmännischer Leiter eingestellt. Er hatte gerade eine schöne Gehaltserhöhung bekommen, als er die Todesnachricht von seinem Vater erhielt, der wohl auch aus Sorge über die Firmenprobleme gestorben war. „Meine Mutter und ich zögerten keinen Moment. Sie übernahm Vaters Geschäftsanteile, und ich stieg als kaufmännischer Leiter ein. Ich wusste allerdings nicht, wie es um Dittrich + Co stand.“ Das erfuhr er bei der Testamentseröffnung: Schulden in Millionenhöhe lasteten auf der Firma. „Wir waren mehr als pleite“, erinnert sich Dittrich. 

    Es dauerte Jahre, bis ein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen war

    Doch aufgeben war keine Option, schon nicht wegen der inzwischen rund 30 Mitarbeiter. „Die Rettung sollte bringen, dass wir nicht mehr nur Haushaltswaren und Figuren produzieren, sondern technisch hochwertiger Teile. Es dauerte Jahre, bis wir Licht am Ende des Tunnels sahen.“ Bis dahin hatte die Firma finanzielle Probleme, überhaupt Material kaufen, sich Maschinen leisten zu können. "Nach mehr als drei Jahren konnten wir erstmals eine Rechnung fristgerecht bezahlen und Altschulden abtragen", erinnert sich Dittrich. Es dauerte bis Anfang der 1990er-Jahre, bis es endlich aufwärtsging. Danach wurden das Firmengelände und die Produktionsfläche ständig erweitert, trotz wirtschaftlich schwacher Zeiten. Heute sind auf einer Gesamtfläche von mehr als 20.000 Quadratmetern knapp 13.000 Quadratmeter bebaut. Beim derzeit jüngsten Bauabschnitt kam eine hochmoderne Logistikhalle hinzu.

    Von anfangs sieben zu jetzt 110 Mitarbeitern

    Mehr Aussagekraft hat, dass die Firma inzwischen über 110 Mitarbeiter hat, teilweise seit drei Generationen dabei, viele hoch qualifizierte Kräfte, oft selbst ausgebildet. „Wir haben hervorragende Mitarbeiter, auf die wir sehr stolz sind, auch auf unsere Lieferanten und Kunden.“ Darüber freut sich Dittrich ebenso wie über die breite Palette an Endmärkten, für die Dittrich + Co heute arbeitet: Gehäuse und Elektronik, Automotiv und Transport, Maschinenbau, Verpackung, Möbel, Medizin und, und, und. Und die Firma geht mit der Zeit. Sie verwendet mehr als ein Drittel recycelten Kunststoff und arbeitet mit nachhaltigen Energiesparmaßnahmen. 

    Die Zukunft von Dittrich + Co hat also schon lange begonnen und geht weiter. Der nächste Schritt: Drei riesige Materialsilos, die notwendig sind, um das Segment „Powertools“ ausbauen zu können, also den Bau beispielsweise von Staubsaugergehäusen. „Wir sichern weiterhin den Standort Schwabmünchen und bieten sichere Arbeitsplätze. Das ist bei einem geplanten Umsatz von 20 Millionen Euro pro Jahr sicherlich möglich“, sagt Dittrich. Und wie plant Armin Dittrich jetzt seine Zukunft, dann nicht mehr Firmenchef, Stiftungsrat, Sparkassen-Verwaltungsrat, Handelsrichter, Caritas-Kassier und Mitglied des Vorstands der Sozialstation? „Ich möchte gerne zusammen mit meiner Frau und der Familie gesund noch etliche Jahre auf diesem schönen Planeten beheimatet sein dürfen, bin nebenbei offen für eventuelle Beratertätigkeiten und freue mich sehr, mich mehr der Kunst widmen zu können.“ 

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