„Vom Wachsen und Werden“ heißt die neueste Ausstellung im Kunsthaus Schwabmünchen. Dabei zeigt Künstlerin Johanna Schreiner rund 40 ihrer autobiografischen Werke, die sich um die Unbeschwertheit der Kindheit drehen.
„Kinder sind Kinder“, sagt die Vorsitzende des Kunstvereins Schwabmünchen Kersten Thieler-Küchle und bezieht sich damit auf die Ausstellung von Johanna Schreiner, in der es genau um diese Leichtigkeit der Kindheit geht. „In unseren apokalyptischen Zeiten erfreut diese hoffnungsvolle Ausstellung.“ In Schreiners ausgestellten Werken schließt sich der Kreis von der Kindheit zum Erwachsensein. „Die Künstlerin ermöglicht es dem Betrachter, sich selbst mit hineinzuversetzen“, betont Thieler-Küchle. Schreiner, die in Augsburg wohnt und ihr Atelier am Alten Gaswerk hat, lässt sehr viel ihrer Lebenserfahrung in ihre Werke einfließen.
Von der Kindheit bei den Großeltern, bis zum Schlaganfall
„Ich verbrachte meine Freizeit, auch weil es keine andere Beschäftigung gab, schon als Kind quasi nur mit Zeichnen“, erzählt sie. Aufgewachsen ist Johanna Schreiner in Niederbayern bei den Großeltern auf. Schon bald entwickelte sie die Idee, einen imaginären Mann namens „Hans“, jeden Tag bei einer anderen Tätigkeit zu zeichnen, immer in Schulhefte. Dabei blieb sie fast vier Jahre lang. Aus dieser jugendlichen Neigung heraus entstand der Wunsch Kunst zu studieren, doch dafür fehlten die finanziellen Mittel. Also wurde sie, wie ihr Onkel, technische Zeichnerin. Dann ein Schlaganfall, der sie geistig und körperlich lähmte. „Die ganze Energie war weg. Ich funktionierte nicht mehr.“
Umzug nach Augsburg und Studium der Künste
Nur durch harte Arbeit gelang Johanna Schreiner die Rückkehr ins Leben, die 1991 mit einem Umzug nach Augsburg verbunden war. In den Folgejahren baute sie ein eigenes Atelier auf, schloss sich dem Künstler-Berufsverband BBK an, schuf wieder viele Werke: meist figürlich als Radierungen, Drucke und Zeichnungen. „Für mich war immer schon der Mensch am wichtigsten“, sagt Schreiner. Doch sie legt in ihren Werken, nicht nur das Äußerliche, sondern auch viel Gefühl frei. „Das war immer schon mein Lebensinhalt.“ Rund 20 Jahre nach ihrem Umzug nach Augsburg konnte sich Schreiner das lang ersehnte Studium beim Künstler Professor Markus Lüpertz leisten.
Nach all diesen Lebenswirren, trat das erste Enkelkind in ihr Leben. „Ich wollte seine Körpersprache in meinen Bildern ausdrücken“, erzählt die Künstlerin, die sich für sechs Jahre nur mit Kindern in ihrer Kunst beschäftigte. Aktuell betritt Schreiner wieder eine neue Schaffensperiode, von der sie noch nicht genau weiß, wohin sie führt. Sie verrät nur, dass sie sich mit Linien und Silhouetten beschäftigt und sagt: „Ich bin mit meiner Kunst noch nicht fertig. Ich hab noch viel nachzuholen.“
Auch wenn Schreiner schon viele Kunstpreise erhalten, jede Menge große Ausstellungen bestückt hat, sie sucht noch immer nach ihrer Anerkennung: setzt sich aufgrund ihres Alters unter Zeitdruck, sucht nach dem Mut, etwas auf die Leinwand zu bringen, das in ihr steckt. „In meinen Werken wirkt viel von mir selbst und gleichzeitig möchte ich mich nicht ganz hergeben.“
Die Ausstellung von Johanna Schreiner „Vom Wachsen und Werden“ im Kunsthaus Schwabmünchen läuft vom Freitag, 18. Oktober, bis Sonntag, 17. November, 2024. Öffnungszeiten sind jeweils mittwochs, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Die Vernissage findet am Freitag, 18. Oktober ab 19.30 Uhr statt.
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