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Schwabmünchen: Singoldsand Festival: Regen kann Feierlaune nichts anhaben

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Singoldsand Festival: Regen kann Feierlaune nichts anhaben

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    Eine kurze Tanzeinlage in der Pfütze – fast schon Riverdance.
    Eine kurze Tanzeinlage in der Pfütze – fast schon Riverdance. Foto: Christian Kruppe

    Am Ende blieb es ein Schreckmoment. Das Singoldsand Festival in Schwabmünchen musste nicht abgebrochen werden. Vom Regen unbeeindruckt feierten die Menschen nach der Unterbrechung am Samstagnachmittag weiter. 

    Gegen 16 Uhr hatten die Bäume nicht mehr als Schutz vor dem immer heftiger werdenden Regen ausgereicht. Das Gelände war evakuiert worden. Würde das Festival überhaupt weitergehen? Nach einer guten Stunde hallte schon wieder Musik durch die Stadt. Matze Semmler brachte mit seiner Gitarre schnell die Festival-Stimmung zurück. Vor dem Regen geschützt durch Ponchos, die es für einen Euro am Eingang gab, tanzten die Feiernden weiter, auch wenn sie nun etwas tiefer in den aufgeweichten Sand vor der Strandbühne und die Wiese vor der Seebühne einsanken. Manche trugen Gummistiefel – andere gar keine Schuhe. Aus dem Singoldsand war das Singoldschlamm geworden, wie die Sängerin von My Ugly Clementine witzelte. Der Feierlaune schadete das nicht.

    Muss sein: Das Festival-Selfie.
    Muss sein: Das Festival-Selfie. Foto: Nadine Kruppe

    Schon am Freitag war die Schwabmünchner Pop-Punk-Band For Alice beim Singoldsand Festival am Start. Auf der Bühne standen sie dort zum ersten Mal, ansonsten sind die fünf hier jedoch alte Hasen. "Für mich ist das Singoldsand tatsächlich Nostalgie mittlerweile, weil ich immer hier war. Und jetzt noch eine schöne Erinnerung mehr, weil wir hier gespielt haben", sagt Schlagzeuger Lucas Prosser. Hier treffe man Bekannte, die man sonst das ganze Jahr nicht sehe, fügt Gitarrist Chris Engart hinzu. 

    Das Singoldsand Festival in Schwabmünchen ähnelt einem Freizeitpark

    Dass die Musik am Singoldsand Festival vielfältig ist, zeigte sich am Samstag. Hip-Hop-Fans freuten sich über den Auftritt des Rappers Savvy und die bayerischen Texte von Ria Reiser. Der Elektropop der Berliner Band Großstadtgeflüster füllte das sandige Feld vor der Strandbühne bis zum letzten Platz aus. Später am Abend brachte die Tübinger Band Temmis die Menschen mit deutschem Post-Punk, Gitarren, Schlagzeug und Synthesizern zum Tanzen. 

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    Auch das Unwetter am Samstag konnte das Singoldsand nicht aufhalten. Nach einer kurzen Unterbrechung am frühen Nachmittag ging es weiter - mit vielen Besuchern, die sich vom Regen nicht die Laune verderben ließen.

    Wieder einmal wurde deutlich, dass das Singoldsand nicht nur ein Musikfestival, sondern auch ein Festival der besonderen Details ist. Das Gelände um die Geyerburg glich einem Freizeitpark, in dem es auch nach Stunden noch neues zu entdecken gab. Eine wiederkehrende Besonderheit war die versteckte Bar. Der Anziehungspunkt für Freundinnen und Freunde elektronischer Musik war heuer gar nicht mal so gut versteckt, der schwarze Vorhang schnell entdeckt. 

    Bei den Temperaturen am Freitag war das Bad in der Singold eine willkommene Abkühlung. Am Samstag kam das Wasser dann auch von oben.
    Bei den Temperaturen am Freitag war das Bad in der Singold eine willkommene Abkühlung. Am Samstag kam das Wasser dann auch von oben. Foto: Christian Kruppe

    Eine weitere Besonderheit: der Friseursalon. In Schwabmünchen schneidet aber kein Profi, sondern Gäste sich gegenseitig die Haare. Ein kleiner Selbstversuch zeigt: Eine junge Frau aus Oberottmarshausen rasiert auch nach mehreren Bieren und zweieinhalb Weinschorlen noch ein einigermaßen symmetrisches Herz in die Haare am Hinterkopf. Das liegt wohl an der Erfahrung, wie ihre Freundin sagt: "Sie schneidet ihrem Mann immer die Haare."

    Die liebevoll und aufwendig gestaltete Kulisse, die Bars und Stände, größtenteils von örtlichen Vereinen betrieben, und die Musik locken Menschen allen Alters an. Zwei ältere Ehepaare aus Schwabmünchen sitzen stundenlang im Weizenweingarten. Einer der Männer, 70 Jahre alt, sagte am Samstag: "Wenn in Schwabmünchen was los ist, nutzen wir das." Was die jungen Leute bei Organisation und Aufbau leisten, sei super. 

    "The Gardener and the tree" aus der Schweiz begeisterten am Freitagabend das Publikum
    "The Gardener and the tree" aus der Schweiz begeisterten am Freitagabend das Publikum Foto: Christian Kruppe

    Und was sagen die jungen Menschen? Nicolas Brinz aus dem Festival-Leitungstrio: "Für das Wetter war es sehr gut." Schon wenige Stunden nach der Unterbrechung seien wieder fast 3000 Menschen auf dem Gelände gewesen. Von Donnerstag bis Sonntag waren insgesamt rund 8000 Menschen da. Insgesamt sei aber noch etwas Luft nach oben, was Brinz auf Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Inflation zurückführt. 

    Festivalleiter Enzo Hirsch
    Festivalleiter Enzo Hirsch Foto: Christian Kruppe

    Sein persönliches Highlight war heuer der erfolgreiche Generationenwechsel in der Festivalleitung. Da habe es schon etwas Nervosität gegeben. "Fehlt das nötige Know-how?" Schnell sei klar geworden: Die Organisation funktioniere gut, und der Wechsel bringe neue Ideen. Enzo Hirsch, der neu ins Leitungstrio kam, freut sich besonders darüber, seinen Vorgänger unbeschwert feiern gesehen zu haben. "Ich habe Patrick Jung noch nie so tanzen gesehen vor der Bühne", sagt Hirsch und lacht. "Der Festival-Papa hat gesehen, dass das Kind läuft."

    Den Bands hat die familiäre Atmosphäre in Schwabmünchen gefallen. Temmis-Gitarrist Tizian Thieringer sagte: "Es war ein extrem süßes Festival. Wir sind richtig gerne hier aufgetreten." Auf dem Singoldsand Festival geht es eben harmonisch zu. Das zeigt ein Anruf bei der Polizei: keine besonderen Vorkommnisse. 

    Der Vorverkauf für das kommende Jahr startet wesentlich früher als gewohnt. Tickets gibt es schon jetzt unter singoldsand-festival.de.

    Im "geheimen Garten" war die Stimmung besonders.
    Im "geheimen Garten" war die Stimmung besonders. Foto: Christian Kruppe
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