Schwabmünchen im Zirkusfieber
Das Museum präsentiert die große Sonderausstellung „Circus – Die Welt der Sensationen im Wandel“.
Staunen ist erwünscht: Trapeze hängen von der Decke, Strickleitern führen in die Höhe, glänzende Kostüme schillern im Scheinwerferlicht und Clowns blicken das Publikum an. Das Mugs (Museum und Galerie der Stadt Schwabmünchen) präsentiert ab Samstag, 8. Juni, die große Sonderausstellung „Circus – Die Welt der Sensationen im Wandel und ein Blick auf den Großcircus Adolf Fischer“.
So bunt und spannend wie der Zirkus sind auch die Geschichten rund um die Gemeinschaft der Zirkusleute. Es geht unter anderem um risikofreudige Menschen, mutige Einzelgänger und Familiendynastien. Viele Einflüsse aus den Wandermenagerien und dem Jahrmarkt spielten für die Entwicklung des Zirkus' eine große Rolle. Passend zu diesen Einflüssen können die Besucher alte Mutoskope, also Daumenkino-Apparate, und Stereoskope direkt ausprobieren.
Beim Gang durch die Ausstellung lernen die Besucher einiges über die Entstehung des Zirkus in England Mitte des 18. Jahrhunderts und ein paar große Zirkusse mit ihrer Geschichte genauer kennen. Ausgewählte Biografien gewähren dazu einen Blick in das Leben von Zirkusleuten. Inszeniert wird dies durch Reisekoffer, Requisiten und Artistenzubehör.
Besucher werden auch Charlie Chaplin Auge in Auge gegenüberstehen. Denn Chaplin war mit einigen der Zirkusleute eng befreundet und wurde von ihnen gerne kopiert. Zu sehen ist auch eine kleine Schneiderwerkstatt einer Artistin, die sich als Vogel Strauß verkleidet hat. Fotografien dokumentieren außerdem eindrucksvoll, wie der Drang nach Sensationen Artisten zu sehr waghalsigen Nummern veranlasst hat, wie beispielsweise zu einer sogenannten „menschlichen Bombe“.
Schillernde Kostüme und schwere Quadratlatschen
Am Beispiel der Figur des Clowns zeigt die Ausstellung auch die Ursprünge dieser Figur auf. Überwältigend schön sind dabei die schillernden Kostüme der Weißclowns. Riesig groß und richtig schwer sind dagegen die originalen Quadratlatschen der Clowns oder ihre erfindungsreichen und die trickreich ausgestatteten Musikinstrumente wie beispielsweise ein explodierendes Klavier.
Zirkusse waren und sind immer populäre Formen der Unterhaltung in Europa quer durch alle Gesellschaftsschichten und folgen bis heute den Erfordernissen ihrer Zeit. Im Zirkus treffen viele Menschen unterschiedlicher Ethnien zusammen. Allerdings entsprachen sie weder dem damaligen, noch entsprechen sie dem heutigen gängigen Lebensideal. Sie alle stehen für den Zirkus als besondere Gemeinschaft, die sich immer als international, integrativ und inklusiv verstand.
Gegen das Vergessen und für die Erinnerungskultur
Die Zeit des nationalsozialistischen Regimes forderte auch von den Zirkusleuten einiges ab. Dabei waren die Schicksale sehr unterschiedlich. Vieles ist bis heute nicht aufgearbeitet und erforscht. Diesem Zeitabschnitt ist ein Bereich gewidmet, der stellvertretend gegen das Vergessen und für eine Erinnerungskultur steht. In der Nachkriegszeit entwickelte sich im zweigeteilten Deutschland die Zirkuswelt sehr unterschiedlich. Während in der damaligen DDR der Staatszirkus formiert wurde und damit auch eine staatliche Zirkusförderung gesichert war, folgte in Westdeutschland nach einem Zirkussterben in den 50er-Jahren eine kurze Erholung. Die Jahre des Wirtschaftswunders gingen jedoch fast spurlos an den Zirkussen vorbei, sodass sich bis heute nur wenige große Zirkusunternehmen behaupten konnten.
Großcircus war lange in Schwabmünchen beheimatet
Ein eigener Ausstellungsbereich ist dem Großcircus Adolf Fischer gewidmet, der seit den 50er-Jahren in Schwabmünchen beheimatet war. Als Zirkusdirektor hatte es Adolf Fischer geschafft, zu einem der renommiertesten Großzirkusse Deutschlands aufzusteigen. Für seine Verdienste wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Für seine wechselnden Zirkusprogramme engagierte er Artisten, Clowns und Sensationsnummern von Weltrang. Bekannt wurde er unter anderem durch die Elefantennummer "Jenny, Piccolo & Baby", aber auch durch die damals weltberühmten Musical-Clowns der Zacchinis. Plakate, Programmhefte, historische Fotos aus Privatbesitz, die Paillettenjacken des Clowns Zacchini und ein digitalisierter Film zeugen von dieser Zeit.
Im Mugs kann man auch einen lebensgroßen Elefanten treffen und an festen Medienstationen Interviews und Zirkusmusik hören und Filmaufnahmen ansehen. Eine Lesestation lädt zusätzlich alle ein, sich in die großen Bildbände zu vertiefen. Für Kinder gibt es eine Zirkusmanege mit Kostümen und Spielen. Recherchiert, kuratiert und konzipiert wurde die Ausstellung federführend von Schwabmünchens Kulturamtsleiterin Doris Hafner.
In der Sonderausstellung zu sehen sind rund 300 Exponate von etwa 20 Leihgebern, dazu zählen das Circus- und Clownmuseum Wien, das Artistenarchiv Marburg, das Stadtmuseum Berlin, das Zirkusarchiv Winkler Berlin, der Circus Krone, der Circus Busch-Roland, das Privatarchiv Oliver Stey, Rolf-Dieter Lais und noch viele Privatpersonen aus Schwabmünchen und auch aus Norddeutschland.
Der Eintritt in die Sonderausstellung ist kostenlos. Spenden sind willkommen. Schulklassen können eine kostenlose Führung erhalten. Anmeldung per Mail unter museum@schwabmuenchen.de.
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 8. September, zu sehen. Geöffnet ist das Museum in der Holzheystraße immer am Mittwoch von 14 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr sowie feiertags von 14 bis 17 Uhr.
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.