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Schwabmünchen: Saatkrähen-Problem im Luitpoldpark: Noch ist keine Lösung in Sicht

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Saatkrähen-Problem im Luitpoldpark: Noch ist keine Lösung in Sicht

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    Die Saatkrähenkolonie im Lutipoldpark ist manchem Anwohner und dem Verschönerungsverein ein Dorn im Auge.
    Die Saatkrähenkolonie im Lutipoldpark ist manchem Anwohner und dem Verschönerungsverein ein Dorn im Auge. Foto: Stoll (Archivbild)

    Saatkrähen machen, was Krähen eben tun. Krächzen, Nester bauen, brüten, sich vermehren, essen und salopp gesagt kacken. Nichts, was verwundert. Dennoch, dort wo sie in der Nähe von Wohnquartieren auftauchen, sorgen sie für Ärger. Sie seien hauptsächlich in den frühen Morgenstunden zu laut und verschmutzten mit ihrem Kot Wege, Autos, Spielplätze und Bänke, schimpfen Anwohner. Landwirte beklagen sich zudem, dass die Vögel ihre Saat und kleine Keimlinge von den Feldern fressen.

    Im Luitpoldpark in Schwabmünchen fühlen sich die Saatkrähen besonders wohl. Auch die Gegend um das Schützenheim und den dortigen Wald ist für die Saatkrähen ebenfalls ein sehr attraktives Wohngebiet.

    Luitpoldpark in Schwabmünchen bietet ein reichhaltiges Buffet

    Vergangenes Jahr hausten in den Bäumen des Luitpoldparks etwa 400 Brutpaare. Vorteile hat der Schwabmünchner Park für die Tiere viele: Saatkrähen sind sehr gesellig, leben in Kolonien und brüten zusammen in einem Gebiet. Dafür braucht es viele Bäume und die gibt es. Der Park liegt zudem in der Stadt, fern von natürlichen Feinden wie Greifvögeln. Krähen sind darüber hinaus sehr intelligent, können taktisch handeln und machen sich ihr tierisches Dasein so einfach wie möglich. Warum mühsam einen Regenwurm in der Pampa suchen, wenn Pizzareste im Park frei verfügbar sind?

    "Die Besucherinnen und Besucher bieten den Saatkrähen quasi ein reichhaltiges Büfett", sagt der Grünamtsleiter der Stadt Schwabmünchen, Roland Schiller. Abfallbehälter waren bei den Tieren besonders begehrt und wurden regelmäßig ausgeräumt. Um zu verhindern, dass die Tiere weiterhin die Mülleimer plündern, hat die Stadt bereits Deckel anbringen lassen. Trotzdem bleibt genug am Boden liegen, hier ein Stückchen Breze oder eine Reiswaffel, die aus dem Kinderwagen gefallen sind, dort ein paar Chipskrümel - die Auswahl ist reichhaltig.

    Saatkrähen sind besonders geschützt

    "Deckel auf den Abfalleimern sind gut, reichen aber nicht", sagt der Vorsitzende des Verschönerungsvereins, Heinz Schwarzenbacher. Er fühlt sich hilflos: "Das sind besonders geschützte Tiere. Wir dürfen sie noch nicht einmal vergrämen. Sie vermehren sich ungebremst." Das Naturschutzgesetz ist deutlich: Abschießen geht gar nicht, aber auch Nester dürfen nicht zerstört und Eier daraus nicht einfach entfernt werden, um die Population einzubremsen. Sogar eine laute Geräuschkulisse von Greifvögeln oder der Einsatz dieser Tiere ist ohne Genehmigung nicht erlaubt. Meist aber auch nicht sonderlich Erfolg versprechend. Denn selbst erfolgreiche Vertreibungen der Kolonien verlagern das Problem nur. Im Schwabmünchner Fall Richtung Schützenwäldchen im Süden der Stadt oder wie früher auf den Sparkassenplatz in der Nähe der Grundschule, deren Außenbereich nach den Pausen ebenfalls ein adäquates Nahrungsangebot für die Vögel bereithält.

    Mehr als 1200 Unterschriften gegen die Saatkrähen

    Schwarzenbacher und die Anwohner ärgern sich besonders über mit Krähenkot verdreckte Gärten, Wege und Spielplätze im Park und den Lärm. 1239 Unterschriften von Schwabmünchner Bürgerinnen und Bürgern hat der Verein gegen die Krähen vergangenes Jahr gesammelt. Dank einer Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörde der Regierung von Schwaben durfte die Stadt vor der Brutzeit 39 Nester aus den Bäumen schneiden, damit sich die Krähenpopulation im Zaum hält.

    Landtagsabgeordnete Carolina Trautner (Vierte von rechts), Anwohner, Mitglieder des Verschönerungsvereins und Vertreter der Stadt 2021 beim Rundgang durch den Luitpoldpark.
    Landtagsabgeordnete Carolina Trautner (Vierte von rechts), Anwohner, Mitglieder des Verschönerungsvereins und Vertreter der Stadt 2021 beim Rundgang durch den Luitpoldpark. Foto: Nadine Kruppe

    Auch die Politik ist bereits auf das Saatkrähen-Problem im Park aufmerksam geworden. Die ehemalige bayerische Sozialministerin und Landtagsabgeordnete Carolina Trautner aus Stadtbergen, die ihr Stimmkreisbüro in Schwabmünchen hat, versprach bei einem Ortsbesuch im vergangenen Sommer Hilfe. "Wir haben die Vögel lang genug geschützt, jetzt muss endlich gehandelt werden. Ich werde es in der nächsten Kabinettssitzung bei den zuständigen Ministern ansprechen und mit ihnen versuchen, eine Lösung zu finden", erklärte sie damals. Daraufhin gab es ein persönliches Gespräch mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber über die Krähen-Thematik, informierte Trautners Büroleiter Stephan Dölle nun auf Anfrage. Konkret passiert ist seitdem nichts, weshalb sich

    Verein hofft auf eine Änderung des Gesetzes

    Schwarzenbacher vom Verschönerungsverein hofft hingegen gar auf eine Gesetzesänderung. "Es kann so nicht weitergehen. Es muss eine Regulierungsklausel im Gesetz aufgenommen werden, da muss ein Umdenken stattfinden." Denn obwohl der Verein sehr von der Stadt unterstützt werde, seien den Mitarbeitern gesetzlich die Hände gebunden. "Eine Lösung vonseiten der Politik muss her", fordert er.

    Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller stimmt ihm zu: "Wir erwarten uns deutlich mehr Hilfe vom Gesetzgeber und der Naturschutzbehörde", sagte er. Müller will eine Stammkolonie im Park dulden, aber eine weitere Ausbreitung unbedingt vermeiden. "Uns sind aber leider tatsächlich die Hände gebunden. Ich bin sehr für Tier- und Artenschutz, aber die Einschränkungen durch die Krähen gehen zu weit", so Müller. Er wünscht sich kurzfristig weitere Ausnahmegenehmigungen der Naturschutzbehörde.

    Bis ein Gesetz geändert oder eine Lösung im Krähen-Konflikt gefunden ist, hilft wohl nur, das unnatürliche Nahrungsangebot für die Krähen einzuschränken. "Es bringt schon viel, wenn jeder seine Essensreste und seinen Müll aus dem Park wieder mit nach Hause nimmt", sagt Grünamtsleiter Schiller.

    Mindelheim gilt als "Hauptstadt der Krähen"

    Schwabmünchen ist mit dem Krähen-Problem im Landkreis nicht allein. Meitingen und Gersthofen sind unter anderem ebenfalls betroffen. Mindelheim im Nachbarlandkreis gilt mit 900 Brutpaaren gar als "Hauptstadt der Krähen".

    Die Population in Bayern steigt kontinuierlich: 1955 gab es nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt im Freistaat nur noch 600 Brutpaare. Aber der Bestand erhöhte sich: 2011 wurden wieder etwas mehr als 7000 Brutpaare gezählt. Mittlerweile gibt es knapp 14.000 Brutpaare in

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