Schon mehr als 350 Jahre steht die acht mal sechs Meter kleine St.-Antonius-Kapelle im Schwabmünchner Stadtteil Birach und trotzt jedem Wetter. Doch der Zahn der Zeit nagt vor allem am Dachstuhl, wie nun bekannt wurde. Nach dem Hagel-Unwetter im August 2023 erlitt die Kapelle einige Schäden, unter anderem schlugen die Hagelkörner die Scheiben ein, doch bei der damaligen Untersuchung kam viel Schlimmeres ans Tageslicht: Der Dachstuhl ist morsch, das Gebälk marode und die Mauern rissig. Die Kapelle muss umfassend saniert werden, wie ein Fachgutachten von Ingenieur Dr. Matthias Jagfeld bestätigt. Manfred Baur, zuständig für den Unterhalt der städtischen Gebäude, erläuterte das Schriftstück in der aktuellen Sitzung des Bauausschusses.
Am übelsten sieht es mit dem Dachtragwerk aus, es weist zahlreiche Schäden auf: „Holzverbindungen haben sich gelöst, der Dachquerschnitt hat sich aufgeweitet, die Sparren sind durchgehend nach außen gerutscht...., mindestens sieben Fußpunkte sind geschädigt.“, steht im Gutachten. Der Glockenstuhl kommt auch nicht besser weg: „Die Binnenstruktur des Glockenstuhls weist Schäden an den Auflagern der Zwischenbalken auf. So sind zwei Auflager durch Fäulnis geschädigt.“ Das Turmmauerwerk weise auf der Süd- und Nordseite Risse mit Breiten von bis zu 17 Millimetern auf. Der Turm ist zudem verformt und neigt sich nach Osten.
Jagfeld empfiehlt unter anderem: „Die weitreichenden Schäden an den hölzernen Tragwerken können zimmermannsmäßig behoben werden. Die Dacheindeckung des Kehlbalkendaches ist zu ersetzen. Die Instandhaltungsmaßnahme sollte innerhalb der nächsten drei Jahre zur Ausführung gebracht werden.“
Kostenpunkt: Etwa 125.000 Euro, sollten die Arbeiten regulär ausgeschrieben werden müssen, um beispielsweise Fördergelder zu erhalten. Es seien deutlich geringere Kosten möglich, wenn die Aufträge an regionale Firmen vergeben werden können, so Jagfeld in seinem Fazit.
Die Geschichte der St.-Antonius-Kapelle
350 Jahre ist es her, seit im Schwabmünchner Stadtteil Birkach die Dorfkapelle errichtet wurde. Birkach selbst wurde 969 erstmals in einer Urkunde des Augsburger Bischofs Ulrich als "Pirichah" erwähnt. Eine verheerende Viehseuche hatte die Einwohner im Jahr 1671 in ihrer Not zu dem Gelöbnis veranlasst, eine eigene Kapelle zu bauen. Sie wurde dem heiligen Antonius von Padua geweiht und 1684 "oberhirtlich", also vom Augsburger Bischof, offiziell genehmigt.
Der Barockaltar stammt aus dem Jahr 1685. Weil die Kapelle schon kurz nach ihrer Fertigstellung zu klein und etwas baufällig war, wurde sie ein paar Jahre später, 1709, zu ihrer jetzigen Größe verbreitert. Etwa acht mal knapp sechs Meter ist sie groß. Die feierliche Einweihung der Kapelle nach ihrer Erweiterung erfolgte am selben Tag wie die Weihe der Wallfahrtskirche Mater Dolorosa im benachbarten Klimmach am 13. Oktober 1710.
Im Jahr 1982 wurde die Kapelle außen und innen renoviert. Heute ist das Kirchlein im Eigentum der Stadt Schwabmünchen, die auch für den Unterhalt aufkommt. Seit 1978 ist Birkach ein Stadtteil der vormaligen Kreisstadt Schwabmünchen.
Alljährlich um den 13. Juni herum feiern die Birkacher das Patrozinium ihrer Kapelle mit einem Festgottesdienst, der nach alter Gepflogenheit an einem Freitagabend stattfindet. Als Zelebrant kommt dann der Schwabmünchner Stadtpfarrer oder sein Kaplan in den kleinen westlichen Stadtteil mit seinen knapp 200 Einwohnern. Auch während des Jahres gibt es an einzelnen Freitagabenden zu besonderen Anlässen heilige Messen. In den Sommermonaten wird in der Kapelle jeden Montagnachmittag um 16 Uhr der Rosenkranz gebetet. Bei Sterbefällen im Dorf wird zudem der Totenrosenkranz in der Kapelle gebetet.
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