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Schwabmünchen: Der römische Lehrer-Soldat kritisiert „die Götter der Moderne“

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Der römische Lehrer-Soldat kritisiert „die Götter der Moderne“

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    Die Experimentalarchäologen Renate Bernhard-Koppenberger und Markus Koppenberger demonstrieren römische Kleidung.
    Die Experimentalarchäologen Renate Bernhard-Koppenberger und Markus Koppenberger demonstrieren römische Kleidung. Foto: Kulturbüro Königsbrunn

    Es gibt Lehrer, die erarbeiteten sich eine ganz besondere Position an der Schule. Dazu zählt Markus Koppenberger, Oberstudienrat für Deutsch und Geschichte. Er verlässt zum Schuljahresende das Schwabmünchner Leonhard-Wagner-Gymnasium. Mit ihm geht auch etwas Geschichte, denn Koppenberger hatte sich den Römern verschrieben.

    Seit 1992 taucht er in die antike Kultur ein, schloss sich dem Verein Raetici Romani an, fertigte Kleidung und Waffen selbst an, nahm an unzähligen Römercamps teil oder hielt Vorträge an Schulen. Er kam als Panzerreiter in voller Montur, zog Opferzeremonien durch, demonstrierte das Römerleben in Theorie und Praxis. „Es macht Spaß, historische Gewänder herzustellen, zum Beispiel Kettenhemden zu häkeln, und sie zu tragen, Gelerntes aus alten Zeiten anzuwenden, Irrtümer zu widerlegen, Wissen an Jüngere weiterzugeben.“ Das macht Koppenberger, indem er seit 14 Jahren am LWG zusätzlich zu seinen beiden Fächern Archäologie mit viel Freude unterrichtet. Und auch vom Geschichtsunterricht kann er noch nicht ganz lassen. Zwei Stunden hält er im nächsten Schuljahr noch, obwohl er eigentlich im Ruhestand ist.

    Anstrengende Deutsch-Kommentare

    Wenn Koppenberger seine 35-jährige Schulzeit benotet müsste, würde er ein „Sehr gut“ geben: „Natürlich gab es Höhen und Tiefen. Aber ich bin keinen einzigen Tag ungern in die Klassen gegangen, hatte immer Freude an meinem Beruf, auch wenn er manchmal sehr anstrengend war.“ Damit meint er die über 8000 Extemporalien, Schulaufgaben und andere abgehaltene Prüfungen, vor allem deren Korrektur, besonders im zeitraubenden Fach Deutsch: „Du bekommst Schwielen an den Fingern vom Stiftführen. Am meisten litt ich darunter, in langen Nächten Kommentare unter Schulaufgaben zu schreiben.“

    Die digitalen Götter

    Was ihm auch nicht gefallen hat: „Diese ständig wachsende Verbürokratisierung.“ Und: „Diese sich negativ verändernde Erwachsenenklientel.“ Damit meint er die Schülereltern. Als ein Problem sieht der Oberstudienrat außerdem die Flüchtigkeit der Momente an, die übergroße Macht der elektronischen Medien, die er „die Götter der Moderne“ nennt, die „das Schreiben auf Papier für viele verdammt schwierig machen“. Und er weiß: „In Skandinavien fahren die Schulen inzwischen schon wieder die Digitalisierung zurück.“

    Der Götterkeiler als Glücksbringer

    Markus Koppenberger trennt sich ungern von seinen Schülern, deren erfolgreiches Berufsleben er mit Anerkennung gerne weiterverfolgt, von seinen Kollegen, mit denen er ein gutes Miteinander hatte, und von seiner Freude am Unterrichten. Denn er ist mit Leib und Seele Lehrer. „Unsere Schüler sind wohl erzogen und angenehm, der Kontakt zur Jugend sehr schön, auch, weil man viel von ihr lernen kann.“ Unterrichten fand Koppenberger immer als eine tolle und angenehme Aufgabe, der er mit viel Freude nachkam. Das spürten auch seine Schüler, und reagierten meist sehr positiv auf ihn und lieben seine raue aber herzliche Art. Und seine Wildschwein-Stofftier namens Gulim Bursti, den „Götterkeiler“, den er zu jeder Prüfung als gutes Omen mitbrachte. Nicht zu vergessen seine Wildschwein-Ape, genannt „Borstelmobil“, mit der er zusammen mit seiner Frau Renate nahezu täglich zur Schule fuhr.

    Markus Koppenberger bei einer römischen Opferzeremonie.
    Markus Koppenberger bei einer römischen Opferzeremonie. Foto: Reinhold Radloff

    Für die deutsche Schule und deren Zukunft wünscht er sich mehr Personal, kleinere Klassen und mehr Attraktivität für den Lehrerberuf. Und seine eigene Zukunft? „Ich werde es ruhiger angehen lassen, die Römerthematik zurückfahren, reisen, endlich außerhalb der Ferien, mehr Selbstbestimmung und das bisher auch schon schöne Leben noch mehr genießen.“ Und da sind ja auch noch die drei „Ziehkinder“ und fünf „Enkel“, für die er und seine Frau Renate Oma und Opa „spielen“. Langeweile wird also sicherlich nicht aufkommen.

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