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Schwabmünchen/Buchloe: Denn sie wissen nicht, was sie tun

Schwabmünchen/Buchloe

Denn sie wissen nicht, was sie tun

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    Eine Kriminalpolizistin hält im Landeskriminalamt (LKA) eine mit Drogen versetzte Kräutermischung in der Hand . Die Kräuter dienen als Träger für gefährliches Rauschgift.
    Eine Kriminalpolizistin hält im Landeskriminalamt (LKA) eine mit Drogen versetzte Kräutermischung in der Hand . Die Kräuter dienen als Träger für gefährliches Rauschgift. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa (Symbolfoto)

    Die Szenen, die Bernhard Weinberger, Polizeichef in Buchloe, beschreibt, erinnern ein wenig an das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, dass die Westberliner Drogenszene in den 1970er Jahren schildert. „Jugendliche stehlen den Schmuck der eigenen Mutter

    Der Konsum von Drogen ist auch Tage später noch nachweisbar 

    Erste Erfolge seiner Arbeit sind beim Blick auf die Statistik bereits zu verzeichnen. Gab es beispielsweise im gesamten vergangenen Jahr lediglich zwei Anzeigen wegen Autofahrens unter Drogeneinfluss, so sind es heuer bereits in den ersten sechs Monaten 17 Straftaten, die von den Beamten aufgedeckt wurden. Die Polizei kontrolliert dabei den Verkehr gezielt in den Gebieten, in denen beispielsweise polizeibekannte Konsumenten wohnen. Zugute kommt der

    Pupillenreaktionen werden überprüft

    Erste Hinweise auf Fahren unter Drogeneinfluss bekommen die Beamten bei einer Kontrolle durch die Überprüfung der Pupillenreaktion. „Dabei wird mit einer Lampe von außen nach innen ins Auge geleuchtet“, erklärt Hasmüller. Je nach dem wie die Pupillen reagieren, sich also weiten oder zusammenziehen, erkennt der Polizist schnell, ob der Betroffenen Drogen konsumiert hat. Bestätigen sich die Vermutungen, kann mit einem Schnelltest überprüft werden, welche Art von Drogen genommen wurden. Blut-und Urintests konkretisieren schließlich die Werte. Der Entzug der Fahrerlaubnis sei dann oft das geringste Problem. Denn: Oft genug hängen die Betroffenen so tief drin im Drogensumpf, dass weitere Straftaten wie Handel, Diebstahl oder Einbrüche noch anhängig sind.

    Kräutermischungen können lebensgefährlich sein

    Zwar sind es meist nur Bagatellfälle, wie Diebstahl von Leergut, Einbruch in Gartenhütten oder ähnliche Delikte. „Aber die Jungs brauchen für ihren Cannabis-Konsum ohne Weiteres 100 bis 200 Euro pro Monat“, sagt Hasmüller. Und dies lasse sich vom Taschengeld oder Ausbildungsvergütung nicht so einfach finanzieren. Mit ein Grund möglicherweise, dass immer mehr Jugendliche sich alternativ an den sogenannten Kräutermischungen oder Badesalzen ausprobieren. Doch diese Essenzen können lebensgefährlich sein.

    „Wir hatten im Mai einen Extremfall“, erinnert sich Hasmüller. Da habe in Untermeitingen ein unter diesen Stoffen stehender Mann mit einer Schusswaffe seine Frau bedroht. „Sie wissen dann nicht, was sie tun“, sagt Hasmüller. Glücklicherweise habe es sich lediglich um eine Softair-Pistole gehandelt. Doch Hasmüller hat auch um die Angehörigen im Blick. „Die Sorgen der Eltern sind mir ein großes Anliegen“, sagt er. Zu wissen, dass das eigene Kind drogenabhängig sei, und der Situation ohnmächtig gegenüber zu stehen, müsse ein schreckliches Gefühl sein. Die Schwabmünchner Inspektion räumt daher auch der Prävention einen hohen Stellenwert ein. „Wir haben einen eigenen Sachbearbeiter für Rauschgift und zwei Mitarbeiter aus dem Bereich Verkehr kommen auf Anfrage auch jederzeit in Schulen oder klären bei größeren Festen vor Ort über die Gefahren auf.“

    Drogenthemen werden in der Schule ab der fünften Klasse behandelt

    Drogen sind auch an allen Buchloer Schulen ein Thema – immer wieder im Unterricht. „Bereits ab der fünften Klasse behandeln wir das Thema altersgemäß“, sagt etwa Ursula Bihler, Suchtpräventions-Beauftragte an der Realschule. Komme es vor, dass Jugendliche etwa auf Abschlussfahrten Alkohol oder Nikotin konsumieren, „beziehen wir die Eltern mit ein“. In der Regel ziehen die Erziehungsberechtigten mit der Schule an einem Strang, sagt Bihler. Fälle, in denen die Jugendlichen illegale Drogen konsumieren, kennt die Suchtpräventions-Beauftragte an ihrer Schule aber keine: „Wir versuchen, die Jugendlichen stark zu machen, damit sie auch lernen, Nein zu sagen“, betont sie. Viel Einfluss hätten jedoch vor allem die Freunde und die Kreise, in denen sich die Kinder aufhalten. Prävention wird laut Birgit Lenuweit auch an der Mittelschule großgeschrieben. „Wir holen gerne externe Partner, wie beispielsweise Medizinstudenten zur Aufklärung an unsere Schule. Ihnen gegenüber öffnen sich die Schüler eher“, berichtet die Schulsozialarbeiterin. Die Expertin weiß aber auch, dass vieles, was mit dem Konsum von Drogen zu tun hat, den Schulen verborgen bleibt. „Die Schule ist um 13 Uhr aus, was danach passiert, ist privat, da sind wir meistens außen vor“, sagt Lenuweit. (mit KH)

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