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  3. Schwabmünchen/Augsburg: Wie der Prozess die Machenschaften der falschen Krankenschwester aufdeckte

Schwabmünchen/Augsburg
17.05.2023

Wie der Prozess die Machenschaften der falschen Krankenschwester aufdeckte

In der Wertachklinik in Schwabmünchen arbeitete eine falsche Krankenschwester. Der Schwindel fiel nach fünf Diensten auf. Er hatte allerdings auch eine tragisches Ende.
Foto: Maximilian Sonntag

Eine Frau fälscht Zeugnisse und erhält so eine Stelle an der Wertachklinik in Schwabmünchen. Vor Gericht entfaltet sich ein großes Lügenkonstrukt. Die Folge: viele Jahre Haft.

Im Gefängnis kann sie jetzt einen echten Beruf lernen: Die falsche Krankenschwester, die sich wegen versuchten Mords vor Gericht verantworten musste, wurde am Mittwoch am Landgericht Augsburg zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von neun Jahren und drei Monaten verurteilt. Sie hatte nur wenige Tage an der Wertachklinik in Schwabmünchen gearbeitet. In der Folge starb ein bereits schwer kranker Patient. Der Vorsitzende Richter Franz Wörz gab der 42-jährigen Frau am Ende der fast einstündigen Urteilsbegründung einen Ratschlag mit auf den Weg: „Nutzen Sie die Haft. Sie ist nicht nur eine Strafe, sondern auch eine Chance.“ Das Thema Krankenschwester habe sich allerdings für alle Zeiten für sie erledigt. 

Zeugnisse der falschen Krankenschwester waren sehr gute Fälschungen

Die 42-Jährige hatte sich mit gefälschten Zeugnissen zur Krankenschwester gemacht. Die Schriftstücke waren täuschend echt. Niemandem fiel auf, dass sie gefälscht waren. Erst als die Schwindelei ans Licht kam, entdeckten die Ermittler der Kripo, dass beispielsweise eine Ausbildungsbestätigung an einem Sonntag ausgestellt worden war - von einem Uniklinikum, das es damals gar nicht gab.

Mit den Papieren bewarb sich die mehrfach wegen Betrügereien vorbestrafte Frau bei mehreren Zeitarbeitsfirmen. Sie erhielt einen Vertrag für die Wertachklinik in Schwabmünchen. Dort konnte sie in der Intensivstation arbeiten, der „Champions League“ im Pflegebereich, wie es Staatsanwalt Thomas Junggeburth in der Verhandlung bezeichnete. Was sie dort machte, war allerdings alles andere als meisterlich.

Staatsanwaltschaft spricht im Prozess von "Russisches Roulette" und "Himmelfahrtskommando"

Der Staatsanwalt verglich die Arbeit der Hochstaplerin als "Himmelfahrtskommando" und als „russisches Roulette“. Das potenziell tödliche Gewinnspiel traf einen schwer kranken Patienten. Die 42-Jährige sollte ihn in einer Nachtschicht engmaschig überwachen, nachdem er Insulin erhalten hatte. Allerdings zu viel: Die falsche Krankenschwester zog die zehnfache Menge in eine falsche Spritze auf. Der Blutzuckerwert stürzte auf einen lebensbedrohlichen Wert ab. 

Die vermeintliche Krankenschwester kontrollierte erst am nächsten Morgen den Wert. Doch statt Alarm zu schlagen, notierte sie einen frei erfundenen Wert in der Pflegedokumentation. Am nächsten Tag starb der schwer kranke 73-jährige Mann. Ob die Überdosis schuld war, ließ sich nicht feststellen. „Sie wollte den Tod nicht, aber sie hat ihn billigend in Kauf genommen“, sagte der Vorsitzende Richter. Die Kammer des Schwurgerichts geht davon aus, dass die Frau die bedrohliche Unterzuckerung erkannt hatte, sie aber womöglich medizinisch gar nicht überreißen konnte.

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Die fachlichen Defizite fielen übrigens den Kolleginnen und Kollegen der Wertachklinik auf. Die Stationsleiterin tauschte ihren Dienst, um der Leiharbeiterin bei der Nachtschicht auf die Finger schauen zu können. Während der mehrtägigen Verhandlungen kamen noch andere grundlegende Fehler der 42-Jährigen ans Licht. Als der Frau nach dem Vorfall gekündigt und die Polizei verständigt wurde, wollte sie ihre vermeintliche Karriere fortsetzen: Sie hatte sich bereits bei weiteren Zeitarbeitsfirmen beworben.

Selbst in der U-Haft log die "Hochstaplerin"

Die Gesamtstrafe von neun Jahren und drei Monaten war für die Kammer die "geringste denkbare Strafe", wie es der Vorsitzende Richter Franz Wörz formulierte. Es wäre auch eine lebenslange Haftstrafe wegen des versuchten Mords möglich gewesen. Die 42-Jährige habe zum Ende des Prozesses "echte Reue" gezeigt. Aus der "großspurigen Hochstaplerin", die selbst in der Untersuchungshaft eine Gutachterin im Gespräch über ihre berufliche Laufbahn belog, sei ein Häufchen Elend geworden. In der Urteilsbegründung ging Richter Wörz auf das Mordmerkmal der Heimtücke ein, das für die Kammer vorlag. Auch die Bedeutung des Urteils im größeren Kontext war Thema: "Die Strafe sollte eine abschreckende Wirkung haben", sagte Wörz. Nachahmungstäter müssten ein Signal bekommen. "Es heißt: So nicht." Die Corona-Jahre hätten das Gesundheitssystem völlig belastet. "Diese Situation haben Sie ausgenutzt, um sich eine Stelle zu erschleichen", sagte der Richter, der auch einen Vergleich mit der Filmwelt anstrengte: Während Schauspieler Leonardo DiCaprio als sympathischer Kerl in der Hollywood-Gaunerkomödie "Catch me if you can" die Zuschauer zum Schmunzeln bringe, stelle es einem beim Schwabmünchner Vorfall nur "die Nackenhaare auf".

Das Urteil verfolgten auch einige Krankenschwestern der Wertachkliniken. Klinik-Chef Martin Gösele sagte nach dem Prozess: "Die gesamte Situation ist für alle Beteiligten auch in unserem Haus sehr belastend gewesen, wir sind daher froh, dass sie nun ein Ende gefunden hat." Die Klinik bedauere zutiefst, "dass ein Mensch gestorben ist, nachdem wir offenbar einem Betrug durch gefälschte Urkunden aufgesessen sind". 

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