Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Schwabegg: Streit um Flüchtlingsunterkunft – Bürger in Sorge

Schwabmünchen

Flüchtlingsunterkunft in Schwabegg: Landratsamt wischt Einwände der Stadt vom Tisch

    • |
    • |
    Eine kleine Mahnwache Schwabegger Bürger gab es vor der Sitzung des Schwabmünchner Bauausschusses.
    Eine kleine Mahnwache Schwabegger Bürger gab es vor der Sitzung des Schwabmünchner Bauausschusses. Foto: Christian Kruppe

    Die geplante Flüchtlingsunterkunft in Schwabegg bewegt, vor allem in dem Schwabmünchner Stadtteil, die Gemüter. Rund 40 Schwabegger fanden sich deshalb zur jüngsten Bauausschusssitzung im Schwabmünchner Rathaus ein. Mit einer kleinen Mahnwache wurde dabei die Räte und Besucher empfangen. Dabei wurde deutlich gemacht, dass die Schwabegger nicht gegen die Unterkunft an sich sind, sondern gegen die Pläne dort bis zu 24 geflüchtete Männer unterzubringen. „24 Menschen in einem winzigen Haus? Egel welcher Herkunft, Konflikte sind vorprogrammiert“, war auf einem Plakat zu lesen. Und so war auch der Tenor der Schwabegger. „Wir wollen, dass die Flüchtlinge menschenwürdig untergebracht werden“ war von ihnen immer wieder im Gespräch zu hören.

    In diesem Einfamilienhaus in Schwabegg sollen Flüchtlinge untergebracht werden.
    In diesem Einfamilienhaus in Schwabegg sollen Flüchtlinge untergebracht werden. Foto: Carmen Janzen, Archiv

    Warum das Thema wieder im Bauausschuss auf der Tagesordnung stand, obwohl die Stadt Schwabmünchen im Mai sich gegen eine Einrichtung in dieser Ausführung aussprach, erklärte Bürgermeister Lorenz Müller: „Das Landratsamt hat unsere Einsprüche nicht stattgegeben und der Nutzungsänderung des Wohnhauses zu einer Flüchtlingsunterkunft zugestimmt.“ Eine Aussage, die bei Räten wie Besuchern für Kopfschütteln sorgte. „Gerade die Ablehnung aufgrund Brandschutz, geringer Raumhöhe oder fehlender zweiter Fluchtweg wurden von der Kreisbaubehörde nicht anerkannt. „Dazu werden wir als Stadt nur gehört, die Entscheidungskraft liegt im Landratsamt“, so der Bürgermeister. Dies lieferte trotzdem eine Erklärung zu den aus Schwabmünchen vorgebrachten Einwänden. Laut Müller treffen diese zwar durchaus zu, aber die Vorgaben dazu betreffen das Wohnen. „Und nach Ansicht der Behörde ist die geplante Unterkunft nicht zum Wohnen, sondern zur Unterbringung vorgesehen.

    Landrat macht Zugeständnisse

    Bürgermeister Müller hatte auch gute Nachrichten für die Schwabegger dabei. „Nach einem Gespräch mit Landrat Martin Sailer hat dieser in einem Schreiben zugesagt, auf die Unterbringung von 24 Männern zu verzichten und stattdessen das Haus mit Familien zu belegen“, so Müller, der von nicht mehr als 16 Personen ausgeht. „Martin Sailer hat aber auch mitgeteilt, dass die Belegung mit 24 Menschen nicht vom Tisch ist und er im Notfall davon Gebrauch machen wird“, ergänzt Müller. Der Bürgermeister zeigt dabei auch Verständnis für den Landrat: „Bildlich gesprochen bekommt das Landratsamt jede Woche einen Bus mit Geflüchteten vor die Tür gesetzt und muss diese dann unterbringen.“ Zuvor hatte Müller Landrat Martin Sailer eine Unterschriftenliste samt Petition übergeben.

    Wir sind an der Grenze des Leistbaren angekommen“

    Lorenz Müller, Bürgermeister

    Auch wenn Familien die Lage in Schwabegg verbessern, ergibt sich dann ein neues Problem. Denn Familien bedeuten Kinder, und derzeit sind die Betreuungsmöglichkeiten ausgeschöpft. „Schwabmünchen hat in den vergangenen Jahren viele Millionen in die Betreuung investiert, und es reicht eigentlich immer noch nicht. Wir sind an der Grenze des Leistbaren angelangt“, sendet Müller eine klare Botschaft Richtung München und Berlin.

    Zweiter Bürgermeister übt harte Kritik

    Josef Alletsee, zweiter Bürgermeister und Schwabegger, nimmt das Landratsamt härter in die Kritik. „Die Kreisbaubehörde gibt sich selbst Befreiungen, die es sonst für die Bürger nicht geben würde“, schimpft er. Auch der Zusage des Landrates, dass nun Familien nach Schwabegg kommen, traut er nicht ganz. „Der von Martin Sailer benannte Notfall ist doch schon da. Dann findet der Landrat schnell Argumente, das Haus doch voll zu belegen. Ich hoffe aber, dass er zu seinem Wort steht“, so Alletsee. Sein Schwabegger Ratskollege Andreas Rest brachte die anderen Unterkünfte in Schwabmünchen ins Spiel, da die in der Römerstraße derzeit nicht voll ausgelastet sei. „Es wäre doch zu überlegen, diese erst voll zu machen“, so Rest. Problem dabei ist, das diese nicht vom Landkreis, sondern von der Regierung von Schwaben betrieben wird, wie Bürgermeister Lorenz Müller erklärte. Zudem liegt Schwabmünchen derzeit unter der vorgegebenen Belegungsquote.

    Auch wenn die Chancen gering sind, lässt die Stadt nun prüfen, ob sie gegen die Bescheide des Landratsamtes nun Rechtsmittel einlegt.

    I

    Diskutieren Sie mit
    1 Kommentar
    Maria Reichenauer

    Ich halte die Bemühungen von Bürgermeister Müller für ein wenig scheinheilig. Und wenn er sagt, man sei an der Grenze des Leist baren angekommen, dann klingt das auch ein wenig dramatisch. Eine Grafik des Landratsamts zeigt, dass SMÜ derzeit 66 Geflüchtete aufgenommen hat. Das ist im Verhältnis zu anderen, oft kleineren Gemeinden, doch recht wenig. Man hat in Schwabmünchen selbst Gebäude, die vielleicht geeignet gewesen wären, schnell abgerissen, ohne zu hinterfragen, ob hier eine Unterbringung möglich gewesen wäre – Beispiel Gasthof Krone, das ehemalige Schlienz-Gebäude, das Seniorenheim im Taubental. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Statt dem Landrat den Schwarzen Peter unterzuschieben und über Rechtsmittel nachzudenken könnte man sich Gedanken machen, wo eine Unterbringung möglich wäre, um Schwabegg zu entlasten? Ich hoffe, die Schwabegger werden zusammenstehen und den ankommenden Menschen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden