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Ronaldo im Luxusbus aus Bobingen: Ein Blick hinter die Kulissen

Bobingen

Ronaldo und Co. waren während der EM in einem Bus aus Bobingen unterwegs

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    Hier kann man die Beine hochlegen: Ein Fahrer von Busunternehmer Werner Ziegelmeier (hinten) fährt mit seinem Luxusbus Portugals Nationalmannschaft. Für die Werkstatt in Bobingen zuständig ist sein Bruder, Geschäftsführer Kurt Ziegelmeier (vorne).
    Hier kann man die Beine hochlegen: Ein Fahrer von Busunternehmer Werner Ziegelmeier (hinten) fährt mit seinem Luxusbus Portugals Nationalmannschaft. Für die Werkstatt in Bobingen zuständig ist sein Bruder, Geschäftsführer Kurt Ziegelmeier (vorne). Foto: Marcus Merk

    Küchenzeile? Maßgefertigt. Konferenzecke mit Bildschirm? Maßgefertigt. Was klingt wie die Einrichtungswünsche für ein luxuriöses Büro, beschreibt den Bus, mit dem Portugals Nationalmannschaft während der K.o.-Phase der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland unterwegs ist. Er kommt aus Bobingen. Werner Ziegelmeier, Gesellschafter der Firma Z Mobility, sagt über den schwarzen Luxusbus, in dem vor dem Achtel- und vor dem Viertelfinale der EM Ronaldo und seine Mannschaftskollegen Platz genommen haben: „Von der Variante fahren in Deutschland keine zehn.“

    Ein ähnlicher Bus steht auf dem Hof in Bobingen. Die Sitze sind aus Leder. Manche sind in Vierergruppen um einen Tisch mit Getränkehaltern angeordnet. Im hinteren Teil des Busses befindet sich die Küchenzeile mit metallenen Champagnerkühlern. Ganz hinten sind in einem separaten Bereich einige Sitze im Halbkreis um einen Tisch und einen Bildschirm gruppiert. Der Konferenz-Raum sei für Fußballmannschaften entscheidend, sagt Ziegelmeier. Hier könne etwa eine Video-Analyse stattfinden. Ziegelmeiers Luxusbusse haben je nach Variante 24 bis 38 Plätze, sind 14 oder 12 Meter lang. Für die Stars ist hier viel Platz. Ausstattung und Komfort von Bussen werden nach Sternen klassifiziert. Ein durchschnittlicher Drei-Sterne-Bus dieser Größe habe 50 Plätze, so der Unternehmer. Für die individuelle Ausstattung investiere er nach Anschaffung eines solchen Busses noch einmal sechsstellig. Aber wie kam es überhaupt dazu, dass die Verantwortlichen des portugiesischen Teams auf das Unternehmen aus Bobingen aufmerksam wurden?

    Fußballstars fahren seit über 20 Jahren in Bussen aus Bobingen mit

    Schon 2002 habe er Fußballstars gefahren, berichtet der Gesellschafter. „Losgegangen ist der ganze Wahnsinn dann bei der WM 2006.“ Während der Weltmeisterschaft in Deutschland saßen in seinen Bussen etwa die Enkelkinder des Sultans von Brunei. Prominente hat sein Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten oft komfortabel von A nach B gebracht. Ein Foto im Flur der Bobinger Firma zeigt Ziegelmeier neben Michail Gorbatschow, daneben hängen unter anderem Autogramme von Nena und Gerhard Schröder. Auch Queen Elizabeth und Angela Merkel fuhren schon in den Bobinger Bussen mit. Werner Ziegelmeiers Bruder Kurt ist Geschäftsführer und leitet die Werkstatt, sitzt außerdem selbst oft hinter dem Steuer - nicht nur, wenn Stars an Bord sind. Erlebt man als Fahrer von Prominenten ausgeprägte Allüren? Sonderwünsche stehen nicht an der Tagesordnung, wahre Superstars seien eher bescheiden, da sind die Brüder sich einig. Franz Beckenbauer, Bruce Springsteen: super angenehm.

    Der Bus, in dem Ronaldo saß: Dieses Fahrzeug aus Bobingen brachte die portugiesischen Superstars fürs Achtelfinale in die Nähe des Stadions in Frankfurt.
    Der Bus, in dem Ronaldo saß: Dieses Fahrzeug aus Bobingen brachte die portugiesischen Superstars fürs Achtelfinale in die Nähe des Stadions in Frankfurt. Foto: Z Mobility

    Essenziell sei die Sauberkeit im Bus und ein reibungsloses Vorankommen. Dafür sei die gute Zusammenarbeit mit einer Werkstatt mit Niederlassungen etwa in Augsburg und Königsbrunn entscheidend. So werde ein Ersatzteil schon mal mitten in der Nacht zum Standort des Busses gebracht, um das Weiterfahren zu gewährleisten. Ein weiterer Faktor ist die Sprache. Die portugiesische Mannschaft fahre ein Mitarbeiter, der perfekt Englisch und Italienisch spreche, so Ziegelmeier.

    Dass das Bobinger Unternehmen sich in der Welt der Prominenten über viele Jahre hinweg einen Namen gemacht hat, ist auch ein Grund, weshalb die Verantwortlichen der portugiesischen Nationalmannschaft vor dem Achtelfinale in Frankfurt um einen Bus gebeten hatten. „Die langen Distanzen fahren wir, die kurzen ins Stadion rein die Uefa-Busse“, sagt Werner Ziegelmeier.

    Für die Fahrt ins Stadion nutzen alle Mannschaften die offiziellen blauen Busse des europäischen Fußballverbandes. Nach Informationen unserer Redaktion schreibt die Uefa das vor. Wieso nutzen die Portugiesen dann noch ein zusätzliches Fahrzeug? Einen Hinweis darauf könnte ein Vergleich von individuell eingerichteten Mannschaftsbussen und den offiziellen Turnierfahrzeugen im Fachportal „Omnibus.News“ geben. Da steht: „Mit den Vereinsbussen und deren Ausstattung haben diese Fahrzeuge aber wenig gemeinsam: Statt Luxus pur Komfort auf höchstem Reisebusniveau.“

    Auch Startrainer Jürgen Klopp, damals noch beim FC Liverpool, saß in Österreich schon mit seiner Mannschaft in einem Ziegelmeier-Bus.
    Auch Startrainer Jürgen Klopp, damals noch beim FC Liverpool, saß in Österreich schon mit seiner Mannschaft in einem Ziegelmeier-Bus. Foto: Z Mobility

    Den deutschen Fußballern scheint dieses Reisebus-Niveau genügt zu haben. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt ein Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dass während des Turniers immer die offiziellen Fahrzeuge des europäischen Verbandes genutzt wurden und nicht der Mannschaftsbus, in dem die Spieler sonst gefahren werden. Ausnahmen seien Fahrten einzelner Spieler zu Terminen. Dafür wurden laut DFB kleinere Fahrzeuge verwendet.

    Nicht der Ziegelmeier-Bus, sondern der von der Uefa, mit dem die Mannschaften, hier Portugal vor dem Achtelfinale in Frankfurt, ins Stadion fahren.
    Nicht der Ziegelmeier-Bus, sondern der von der Uefa, mit dem die Mannschaften, hier Portugal vor dem Achtelfinale in Frankfurt, ins Stadion fahren. Foto: Torsten Silz, dpa
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