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Revolution 1848: Wie Schwabmünchen die Demokratie erkämpfte

Schwabmünchen, Augsburg

Als die Stricker und Maurer 1848 in Schwabmünchen auf die Straße gingen

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    Schwarz, Rot und Gold waren die Farben, die den Wunsch nach einem freiheitlichen Nationalstaat symbolisierten.
    Schwarz, Rot und Gold waren die Farben, die den Wunsch nach einem freiheitlichen Nationalstaat symbolisierten. Foto: Daniel Karmann, dpa

    In diesem Jahr wird das Grundgesetz gefeiert, das vor 75 Jahren in Kraft getreten ist. Es wurde 1948 im Alten Schloss auf Herrenchiemsee in Rekordzeit entworfen. 100 Jahre vorher spielte sich eine Revolution ab, die zentral für die deutsche Demokratie- und Nationalstaatsgeschichte war. Sie gilt als Meilenstein der deutschen Demokratie und des deutschen Nationalstaats. Die Ereignisse vor Ort hat der frühere Bobinger Kulturamtsleiter Reinhold Lenski unter die Lupe genommen. Über seine Recherchen berichtet er am Donnerstag, 18. Juli, ab 19.30 Uhr im Sparkassenforum in der Stadtbücherei Augsburg.

    Werner Reif, ehemaliger Politik-Redakteur der Augsburger Allgemeinen, geht zuvor auf den Aufbruch zur Freiheit im Spiegel der Cotta‘schen „Allgemeinen Zeitung“ aus Augsburg ein. Sie war eine der ersten und bedeutendsten politischen Tageszeitungen Deutschlands mit Beiträgen namhafter Autoren wie Heinrich Heine, Friedrich Engels und Friedrich Hebbel. Sie gilt als Vorläufer dieser Zeitung. Mit der Revolution 1848 gewann die Allgemeine Zeitung an Umfang - über den politischen Aufbruch wollte schließlich berichtet sein.

    Freiheit und Gleichheit

    Zentrales Anliegen der Aufstandsbewegungen war es, die soziale Ordnung zu verändern und einen Nationalstaat zu schaffen. Freiheit und Gleichheit waren die Hauptforderungen der Revolution von 1848/1849. Symbolisiert wurde der Wunsch nach einem freiheitlich verfassten Nationalstaat durch die Farben der deutschen Nationalbewegung: Schwarz, Rot und Gold. Die Flamme der Freiheit flackerte auch in Schwabmünchen auf. Zunächst war es aber nur ein Funke, beschreibt Reinhold Lenski. Er sprang auf eine Zündschnur, die sich durch die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse im Ort gebildet hatte. Nach den Recherchen von Lenski waren rund 100 Familien von Armut betroffen. Sie hatten als Stricker gearbeitet und durch die Umstellung von Flachs auf Baumwolle ihr Einkommen verloren. Auch anderen Handwerkern ging es schlecht. Frust und Wut stiegen, Forderungen nach gerechteren Verhältnissen wurden immer lauter.

    Der Schwabmünchner Magistrat im Fokus

    Nachts werden Drohungen gegen den Magistrat ausgerufen. 300 Menschen unterschreiben eine Petition. Sie fordern, dass der Magistrat aufgelöst wird. Die Stimmung heizte sich immer mehr auf. Landrichter Braun verordnete die Unterstützung der Distriktpolizei durch den Bürgermeister und versetzte das Landwehrkommando in Alarmbereitschaft.

    Eine besondere Rolle spielte offenbar der Arzt Osterrieder, der seit 1837 in Schwabmünchen praktizierte. Er behandelte nach den Recherchen von Lenski überwiegend ärmere Patienten. Er übte Kritik an Behörden, die ihn wiederum als “Auswurf der Menschheit“ bezeichneten und in ihm einen Sündenbock sahen. Osterrieder legte sich auch mit dem Pfarrer an, bezeichnete ihn als „Esel“. Lenski vergleicht ihn mit Michael Kohlhaas. Er ist die Hauptfigur in der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist. Kohlhaas legt sich im Kampf gegen das Unrecht mit den Mächtigen an. Wie die bewegten Wochen und Monate in Schwabmünchen ausgehen, beschreibt Lenski in seinem Vortrag. Er ist gleichzeitig ein Blick hinter die Kulissen einer Landgemeinde ist in einem der spannendsten Kapitel deutscher Demokratiegeschichte.

    Termin: Vortrag am Donnerstag, 18. Juli, 19.30 Uhr, im Sparkassenforum in der Stadtbücherei Augsburg mit Werner Reif und Reinhold Lenski. Der Eintritt ist frei. Die Wanderausstellung Auf dem Weg zur modernen Demokratie, die auf Vermittlung des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ in Augsburg Station macht, wurde von der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte konzipiert und ist bis 26. Juli zu sehen.

     

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