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Reichertshofen: Mit zwei PS durchs Bioland: So lebt Familie Baur auf ihrem Hof

Reichertshofen

Mit zwei PS durchs Bioland: So lebt Familie Baur auf ihrem Hof

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    Alle vereint auf der Linzer Wagonette: Alexander und Stefanie Baur mit den Söhnen Martin, Andreas und Stefan sowie Hund Lucky.
    Alle vereint auf der Linzer Wagonette: Alexander und Stefanie Baur mit den Söhnen Martin, Andreas und Stefan sowie Hund Lucky. Foto: Doris Karl

    2013 hat es zwischen Alexander und Stefanie Baur auf dem Faschingsball "gefunkt". 2015 wurde geheiratet und das Familienhaus in Reichertshofen bezogen. Heute tummeln sich in und um das Haus drei Söhne, ein Hund, drei Katzen, zwei Kutschenpferde und ein Pony. Die Baurs haben ihre Liebe zum Kutschieren entdeckt – aber darüber hinaus schlägt ihr Herz auch für den biologischen Landbau.

    Ihr Glück ist es, durch die Hügel um Reichertshofen zu kutschieren: Alexander und Stefanie Baur mit den Kindern Martin, Andreas und Stefan, dem Pony Dipsy und den Pferden Hänsel und Gretel.
    Ihr Glück ist es, durch die Hügel um Reichertshofen zu kutschieren: Alexander und Stefanie Baur mit den Kindern Martin, Andreas und Stefan, dem Pony Dipsy und den Pferden Hänsel und Gretel. Foto: Doris Karl

    Einspannen ist bei den Baurs ein Job für die ganze Familie: Der 32-jährige Alexander zieht flott die "Linzer Wagonette" aus der Garage in den Hof. Während er die Kutsche bereit macht, kümmert sich seine Frau Stefanie um die Pferde: "Hänsel" und "Gretel" spitzen die Ohren und bekommen flugs zwei Mützen aufgesetzt, "um die Fliegen abzuhalten". Während die 28-Jährige das Zaumzeug anlegt, beobachten der fünfjährige Martin und der zwei Jahre jüngere Andreas, wie das gemacht wird – und wissen gleichzeitig, dass sie sich von den großen Pferden jetzt lieber fernhalten sollten. Als aber nach dem Einspannen der Kutschpferde das Pony "Dipsy" hinten an der Kutsche angeleint wird, da sind die beiden Buben wieder dabei. Auch der kleine Stefan, der erst ein Jahr alt ist, hat seinen Mittagsschlaf beendet und kann sich zum Wachwerden nichts Besseres vorstellen, als mit Mama, Papa und den Brüdern durch die Hügel rund um Reichertshofen zu kutschieren.

    Familie Baur liebt das Landleben in Reichertshofen

    "Das ist für uns die schönste Art der Entspannung", sagt Alexander Baur, während es gemächlich am Wetterkreuz vorbei geht. "Urlaub ist für uns, mit ein paar Wurstbroten durch unsere Hügel zu fahren", so der gelernte Elektriker. Die aktive Landwirtschaft hatten die Eltern Baur längst aufgegeben. Doch Alexander zog es schon als Schulbub regelmäßig zu den Landwirten in der Nachbarschaft, "da habe ich alles gelernt, was ein Bauer können muss". Stefanie Baur ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und liebt das Landleben. Statt zu "daten", wie man die Zeit des "Hofmachens" heute nennt, meldeten sich die frisch Verliebten gemeinsam zur Landwirtschaftsschule an. Zwei Jahre später wurde geheiratet und das Haus in Reichertshofen bezogen.

    Springpferde gegen eine Kutsche eingetauscht

    In die Ehe brachte Stefanie neben der Liebe zur Natur auch zwei Springpferde mit ein. "Während der Schwangerschaft habe ich aber gemerkt, dass dieser Sport nicht mehr das Richtige für mich ist", erklärt die 28-Jährige. Der Gatte hatte ohnehin mehr für das Fahren übrig als für das Reiten. Die Springpferde wurden eingetauscht, Hänsel und Gretel, Kutsche und Zaumzeug kamen ins Haus. Den Stall bauten sie aus, um den Pferden Auslauf und Unterstand zu bieten. Gretel ist gerade Mutter geworden. Die Familie wächst.

    Beim Anspannen der Linzer Wagonette hilft die ganze Familie zusammen: Stefanie Baur mit Andreas und Martin, Hund Lucky sowie den Pferden Hänsel und Gretel.
    Beim Anspannen der Linzer Wagonette hilft die ganze Familie zusammen: Stefanie Baur mit Andreas und Martin, Hund Lucky sowie den Pferden Hänsel und Gretel. Foto: Doris Karl

    Sowohl Stefanie als auch Alexander Baur haben das Kutschieren gelernt. Sie hat zwei Fahrabzeichen der Klassen 5 und 4, er dazu noch die Klasse 3, mit der er auch Vierspänner lenken kann. Dennoch ist das sanfte Schaukeln auf den Feldwegen für die Familie in erster Linie ein Privatvergnügen. Dafür wird der kleine Marathonwagen eingespannt. Natürlich nehmen sie an Veranstaltungen teil, am Kutschenturnier in Mickhausen oder auch an verschiedenen Leonardiritten. Baur engagiert sich gerne für seine Heimat und die Menschen, seit vier Jahren als Feuerwehrkommandant, seit der letzten Kommunalwahl auch im Gemeinderat.

    Urdinkel vom zertifizierten Biolandhof

    Dabei legen die Baurs Wert darauf, dass das, was man macht, Hand und Fuß hat. Sie haben ihren kleinen Hof über mehrere Jahre zum Biolandhof zertifizieren lassen. Die Organisation unterstützt sie auch mit Seminaren und einem guten Netzwerk. "Wir haben letztes Jahr mit dem Getreideanbau begonnen", sagt Alexander Baur. In den Supermärkten, Bio- und Hofläden der Umgebung kann man inzwischen ihr Bioland-Mehl aus Urdinkel erwerben.

    Andreas (3), Martin (5), Alexander (32), Stefanie (28) und Stefan (1) Baur freuen sich über ihren kleinen Bioland-Hof.
    Andreas (3), Martin (5), Alexander (32), Stefanie (28) und Stefan (1) Baur freuen sich über ihren kleinen Bioland-Hof. Foto: Doris Karl

    Zu den sieben Bienenvölkern sollen heuer fünf weitere dazu kommen. Den Imkerkurs haben Stefanie und Alexander Baur gemacht, und den leckeren Honig dürfen sie mit dem Bayerischen Bio-Siegel etikettieren, denn auch hierfür sind sie zertifiziert. "Die letzte Ernte war allerdings schon Ende November ausverkauft", sagt Stefanie Baur über den Erfolg ihres kleinen Unternehmens.

    In voller Imkermontur

    Beruf, Biolandwirtschaft, Kinder, Kutschen und Ehrenamt: Da sollte man eigentlich ausgelastet sein. Für die Baurs ist in diesem Leben immer noch Platz für Neues. Am meisten strahlen sie, wenn sie davon berichten, wie ihre Söhne mit den Tieren umgehen. "Martin ist ein echter Bienenretter", erklärt seine Mutter, "völlig ohne Scheu nimmt er so ein kleines Tierchen auf und setzt es auf einer Blüte ab.“ Zur Arbeit im Bienenstock wird Vater Alexander von den größeren Buben in voller Imkermontur begleitet: "Alles viel zu groß und mit extra Kälberstricken festgezurrt", sagt er. Zum Ausgleich werden nach der Arbeit die Brote geschmiert und die Pferde angespannt. Je nach Wetter und Arbeitsauslastung geht es mindestens einmal in der Woche ab über die sanften Hügel der Westlichen Wälder. Mit der ganzen Familie und zwei Pferdestärken.

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