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Oberottmarshausen: Königsbrunner Ziegen futtern für den Naturschutz

Oberottmarshausen

Königsbrunner Ziegen futtern für den Naturschutz

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    Grünes Vorzeigeprojekt in Königsbrunn: Eine ehemalige Kiesgrube der Klaus-Gruppe wird zum ökologischen Vorzeigeprojekt. Die Beweidung durch die Ziegen unterstützt den Erhalt der Artenvielfalt.
    Grünes Vorzeigeprojekt in Königsbrunn: Eine ehemalige Kiesgrube der Klaus-Gruppe wird zum ökologischen Vorzeigeprojekt. Die Beweidung durch die Ziegen unterstützt den Erhalt der Artenvielfalt. Foto: Fred Schöllhorn

    Elvis will was zu futtern. Einen Schreibblock, ein Kamerastativ, die Kamera selbst, ein Kabel, ein Hut, mehrere Hemden und Blusen, von Hosen ganz zu schweigen – alles beschnuppert er und knabbert es auf Verdacht an. Sollen sich die anderen neun Ziegen an den Gräsern und den Blättern der kleinen Weidenhecken auf dem naturbelassenen Weidegrundstück im Grenzland zwischen Oberottmarshausen und Königsbrunn gütlich tun: Elvis wird den Menschen schon noch etwas Essbares abringen.

    Die Menschen, das sind Sabina Gaßner und Astrid Bjernig vom Tierschutzverein Augsburg, Maria-Theresia Mayr von der Baufirma Klaus und Vertreter des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben und des Landesbunds für Vogelschutz. Sie stellen den Medien ein neues Beweidungsprojekt vor, mit dem die ehemalige Kiesgrube auf dem Gelände des Kieswerks der Klaus-Gruppe schonend gestaltet werden soll. Dabei spielen Elvis und seine neun Ziegenfreunde eine tragende Rolle: Sie sollen die zahlreichen Triebe der Weidensträucher abfressen, damit diese nicht das Areal und die Nistmöglichkeiten für Bodenbrüter wie den Kiebitz überwuchern.

    Gelände bei Oberottmarshausen ist ein Vorzeigeprojekt für den Naturschutz

    Überhaupt sei das Gelände östlich der alten B17 ein echter Schatz für den Natur- und Artenschutz, sagt Maria-Theresia Mayr, Landschaftsarchitektin und Prokuristin bei der Klaus-Gruppe. Auf 343.000 Quadratmetern ist weit mehr gestaltet worden als nur eine bloße Ausgleichsfläche für weitere Kiesgruben. Dafür hätte die Firma nur 111.000 Quadratmeter nachweisen müssen. Durch eine überlegte Modellierung des Geländes und angebotene Lebensräume wie Totholz oder Sandflächen wurden Lebensräume für verschiedene heimische Arten geschaffen, die sonst kaum noch ein ruhiges Plätzchen finden.

    Zum Beispiel hat erstmals seit 40 Jahren wieder ein Flussseeschwalben-Pärchen auf dem Lechfeld gebrütet und drei Jungtiere großgezogen. „Für uns ist das eine echte Sensation“, sagt Fred Holly vom Naturwissenschaftlichen Verein. Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz beobachten die Mitglieder, welche Tiere auf dem Areal heimisch werden und welche auf der Durchreise hier haltmachen. Seit 2012 wurden 200 Arten nachgewiesen, davon mindestens 56 Brutvogelarten. Dazu kommen viele Reptilien, Insekten und Schmetterlinge.

    Klaus-Gruppe gestaltet ehemalige Kiesgrube zum Lebensraum für Tiere und Pflanzen um

    2016 wurde in dem Areal der Kiesabbau beendet. Seitdem wird es schrittweise renaturiert und die Firma Klaus-Bau gestaltet in Absprache mit den Naturschutzbehörden verschiedene Angebote für Tier- und Pflanzenarten, auch unter Einbeziehung der Seen. „Schon während des Kiesabbaus erkannten wir das Potenzial des Areals für den Naturschutz. Wir übernehmen auch sämtliche Kosten für die aufwendigen Pflegemaßnahmen. Das nun startende Beweidungskonzept ist ein weiterer Meilenstein für die Entwicklung und den Erhalt der Artenvielfalt in diesem Gebiet und darüber hinaus auch für die ganze Region“, wird Firmenchef Jörg Klaus in einer Pressemitteilung zitiert.

    Der Artenreichtum des Areals hat neben der geplanten Gestaltung der Landschaft und dem Dienst der Ziegen auch noch einen weiteren gewichtigen Grund: Scheue Tierarten finden in dem Areal auch die nötige Ruhe für ihr Brutgeschäft – zumindest meistens. Denn die Naturschützer, die Mitarbeiter der Baufirma und von Gut Morhard müssen immer wieder Ausflügler ermahnen, die trotz der großen Verbotsschilder auf dem Betriebsgelände spazieren gehen und teils ihre Hunde frei laufen lassen. „Leider fehlt manchen Menschen das Gefühl für die Natur, sie sehen gar nicht, dass sie Tiere stören“, sagt Sabina Gaßner vom Tierschutzverein Augsburg.

    Naturschützer sprechen Ausflügler auf dem Gelände an

    Die Naturschützer sprechen bei Kontrollgängen die Menschen an, weisen sie auf die Gegebenheiten hin und stoßen meist auf Verständnis. Zukünftig sollen größere Schilder auf das Naturschutz-Projekt hinweisen. Zudem wurde ein Elektrozaun errichtet, damit die Ziegen ihren Futterradius nicht unerlaubt erweitern. Auch der sollte Besucher vom Betreten der Flächen abhalten.

    Eventuell bekommen die zehn Ziegen im Laufe des Jahres noch Verstärkung von den Schafen von Gut Morhard. Momentan wird die kleine Herde aber noch dort als natürlicher Rasenmäher gebraucht. Entschieden wird das auch durch kleine Kontrollfelder auf der Heide. Die Naturschützer haben mehrere vier Quadratmeter große Flächen markiert, an welchen gemessen wird, wie effektiv die Ziegen arbeiten. Zur Premiere machten sich die Tiere hungrig über die Weidentriebe her. Selbst Elvis sah irgendwann ein, dass frisches Grün besser schmeckt als Hüte, Hemden oder Schreibblöcke.

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