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Oberneufnach: Oberneufnacher sammelt Kurioses: Von der Fahrradklingel bis zum Schlepper

Oberneufnach

Oberneufnacher sammelt Kurioses: Von der Fahrradklingel bis zum Schlepper

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    Oldtimer jeder Art hat der Sammler aus Oberneufnach im Laufe der Jahrzehnte zu neuem Leben erweckt.
    Oldtimer jeder Art hat der Sammler aus Oberneufnach im Laufe der Jahrzehnte zu neuem Leben erweckt. Foto: Doris Karl

    Seit Jahrzehnten schaut sich Armin Wilhelm auf Flohmärkten nach alten, erhaltenswerten Raritäten um. Damit angefangen hatte seine Ehefrau, die so manches Schnäppchen nach Hause brachte, das es heute gar nicht mehr zu kaufen gibt. Wilhelm selbst hat sich aufs Sammeln und Restaurieren von Oldtimern spezialisiert. In seinem Privatmuseum in Oberneufnach finden sich Wecker neben alten Waffeleisen und eine kleine Isetta neben einem riesigen Schlepper.

    "Früher war alles besser", seufzt so mancher, der altersbedingt heute mit damals vergleichen kann. "Früher war das Blech dicker", sagt Armin Wilhelm und klopft beherzt auf den Radkasten eines alten "Schlüter"-Traktors. Rund ein Dutzend der alten Landmaschinen stehen im Anbau von Wilhelms alten Bauernhof in Oberneufnach. Die meisten hat er im Laufe der letzten Jahrzehnte gekauft, repariert und liebevoll instandgesetzt. "Meine Schlepper sollen möglichst originalgetreu und funktionstüchtig wiederhergestellt werden", erklärt der rüstige Senior, "diese Hochglanztraktoren sind nichts für mich."

    Privatmuseum Armin Wilhelm:
Fahrradklingeln dienten früher als Werbemittel der einschlägigen Fachgeschäfte. Heute zählen sie zu den unwiederbringlichen Raritäten.
    Privatmuseum Armin Wilhelm: Fahrradklingeln dienten früher als Werbemittel der einschlägigen Fachgeschäfte. Heute zählen sie zu den unwiederbringlichen Raritäten. Foto: Doris Karl

    Armin Wilhelm hat den siebten Sinn für "Schätzchen"

    Zu seiner Leidenschaft, die ihn auch im reifen Alter noch umtreibt, kam Armin Wilhelm über seine Ehefrau. "Die hatte einen siebten Sinn für die Schätzchen, die man auf Flohmärkten finden kann", erinnert sich der Witwer. Liebevoll wurden die Flohmarktschnäppchen im Haus ausgestellt: "Wenn ich heute etwas wegnehme, um es zu säubern, dann mache ich vorher ein Foto, damit es genau so wieder aufgestellt werden kann."

    Während sich alte Kinderwagen und Nähmaschinen, Porzellan und irdenes Geschirr im Haus sammelten, lag das Interesse des Hausherrn vor allem bei der Technik. "Erst habe ich die alten Geräte, die hier auf dem Hof nicht mehr gebraucht wurden, zum Schrott geworfen", reut es den Sammler heute noch, "aber dann habe ich verstanden, wie wichtig und erhaltenswert diese Dinge sind." Die alten Zugmaschinen, Mopeds und Motorräder, sogar Teile alter Musikinstrumente und Fahrradklingeln, die seinerzeit als Werbung für den Händler dienten, all das ist für Armin Wilhelm inzwischen ein reichhaltiger Schatz an Raritäten, die unwiederbringlich verloren wären, wenn sie keiner aufbewahrt, hegt und pflegt.

    Als Musiker hatte der Oberneufnacher Fans auf dem Plärrer

    Natürlich war die Sammelleidenschaft und das Restaurieren lange Zeit nur ein Hobby des vielseitig interessierten Museumsdirektors. Jahrzehntelang arbeitete er bei der Firma Osram in Schwabmünchen, dazu im Nebenerwerb als Landwirt und Schweinezüchter, und dann war da ja auch noch die Musik. Als "Lehrling" seines Vaters wurde Wilhelm Dirigent und bespielte mit der örtlichen Musikkapelle sowie seiner eigenen Tanzband die Region. "Wir hatten schon unsere Fans", sagt der Oberneufnacher in Erinnerung an die Zeiten, in denen im Plärrerzelt die Gäste nur wegen der Oberneufnacher gekommen waren. 40 Jahre lang war Armin Wilhelm in der Jugendausbildung der Blasmusik tätig, und das neben all den anderen Aktivitäten.

    "Wie ich das geschafft habe, weiß ich heute gar nicht mehr", sinniert Wilhelm am Küchentisch. Bis in der Früh um 5 Uhr mit der Musik unterwegs, dann zu seinen Ferkeln, und danach in die Frühschicht. Erst nach einem Augenleiden begann er umzudenken. "Bei Osram ging ich von der Produktion in die Forschung, später in den Betriebsrat", berichtet er. Mit der Musik hörte er auf, als seine Frau schwer erkrankte: "Es gibt einfach Zeiten, in denen man sich entscheiden muss."

    Erinnerungen an seine Frau im Privatmuseum in Oberneufnach

    Wer zusammen mit Armin Wilhelm durch die Räume seines Privatmuseums wandert, der spürt, dass dort auch ein Ort der Erinnerung an seine Ehe und die Frau an seiner Seite ist. Liebevoll wurde ein Nähtisch dekoriert, an dem noch das bestickte Sinnband aus der Maschine läuft. Daneben steht ein großer Stammtisch. Wer sich hier versammelt? Natürlich die Oldtimerfreunde aus nah und fern, die Wilhelm über die Jahre kennengelernt hat. "Die rufen einfach an und fragen, ob ich Zeit hab", sagt der Sammler und freut sich. Und dann sitzen sie inmitten von original Mainzelmännchen und kiloschweren Bügeleisen und geben sich Tipps, wie man eine uralte Zugmaschine wieder zum Laufen bringen könnte.

    "Was glauben Sie, wie viele Nächte ich darüber sinniert habe, wie man diese Lanz-Glühkopfmaschine reparieren könnte", erinnert sich Wilhelm. Das A und O sind in solchen Fällen andere Bastler, bei denen man nachfragen kann, ob sie das dringend benötigte Ersatzteil irgendwo in ihrem Fundus haben. Oder man macht es selbst, so originalgetreu wie möglich. "Bei der Restaurierung achte ich sehr darauf, dass die Zugmaschinen nicht ausschauen, als wären sie gerade aus der Fabrik gekommen." Jedes seiner Stücke hat Jahrzehnte auf dem Buckel, und das soll man auch sehen. Deshalb gibt es unter den Schlüter-Traktoren mit dem unwiederbringlich dicken Blech auch einen alten Schlepper, der äußerlich überhaupt nicht verändert wurde. "Der hat seine alte Patina und die bleibt auch so", sagt Armin Wilhelm.

    Der Titel sagt alles: "Gesichter der Stauden - Menschen mit besonderen Geschichten" heißt unsere neue Serie.

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