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Nikolausbesuch: Ein Engel berichtet aus Lagerlechfeld

Lagerlechfeld

Wie es ist, einmal ein Engel zu sein

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    Sarah Schöniger war mit Nikolaus Hermann Franze und Engel Lena (links) unterwegs
    Sarah Schöniger war mit Nikolaus Hermann Franze und Engel Lena (links) unterwegs Foto: Sarah Schöniger

    In einem weißen Samtkleid steht ein Engel auf einer Straße in Lagerlechfeld. Der Nikolaus kramt währenddessen in seinem Wagen. Es fehlen die Mitra, sein goldenes Buch und die Kommunionskutte, die heute als zweites Engelsgewand dienen soll. Als alles gefunden und die Kutte übergeworfen ist, macht sich das Trio auf den Weg zu Henry. Es ist das erste Mal, dass der Dreijährige Besuch vom Nikolaus und seiner Helferin bekommt. Und es ist das erste Mal für die Volontärin unserer Redaktion, dass sie als Engel den Nikolaus begleiten darf.

    Für Hermann Franze ist der Besuch Routine. Schließlich ist er schon fast 30 Jahre lang als Nikolaus unterwegs. Früher hatte er noch zwei Kollegen. Jetzt gibt es nur noch ihn. Aber das ist in Ordnung, die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren zurückgegangen, sagt er.

    Nikolaus Hermann Franze wird seit vier Jahren von Engel Lena begleitet

    Für die zehn bis 15 Häuser, die er an zwei Tagen in Lagerlechfeld besucht, hat er sich Hilfe geholt. Ein Engel begleitet ihn. „Ich finde, die Kinder haben dann weniger Angst, als wenn ich jetzt mit dem Knecht Ruprecht kommen würde“, erklärt Franze. Seit vier Jahren heißt seine Helferin Lena. Die Zwölfjährige geht voll in der Aufgabe auf: „Das Schönste ist, wenn die Kinder dann drinnen sitzen und sich über die Geschenke freuen.“ Auch zu Senioren werden sie gerufen.

    Am Hauseingang empfängt der Familienvater jetzt Nikolaus und Engel. Er führt sie zu einer Gartenhütte, in der ein braunes Säckchen und ein großer blauer Schlitten liegen. Das sind die Geschenke. Damit sein Sohn dem Nikolaus die Tür öffnen kann, geht er ins Haus. Franze dreht sich zu Lena und sagt: „Jetzt läut‘ einmal. Komm! Fest läuten.“ Und schon legt der Engel mit seinen goldfarbenen Glocke los. Es ist laut, vielleicht ein bisschen zu laut. Denn als Henrys Eltern mit ihm auf dem Arm die Tür öffnen, versteckt sich der Bub am Hals seines Vaters. Den Kopf fest in die Schulter vom Vater gedrückt, verliert er kein Wort. Ein bisschen verwirrt, aber sichtlich amüsiert, meint seine Mutter: „Eigentlich ist er so ein Frecher!“

    Nikolaus Hermann Franze liest dem dreijährigen Henry eine Geschichte vor
    Nikolaus Hermann Franze liest dem dreijährigen Henry eine Geschichte vor Foto: Sarah Schöniger

    „Da muss man ein bisserl provozieren, ein bisserl darauf hinarbeiten, irgendwann kommt‘s dann schon“, verrät Franze im Nachgang. Und so machte er es dann auch. Geduldig stellt er dem Dreijährigen mehrere Fragen. Zu seinem Namen, zum Nikolaus. Aber es gibt keine Antwort. Erst als Franze mit seiner Geschichte beginnt, taut Henry ein wenig auf. Er hebt den Kopf und blickt verstohlen aufs Bilderbuch. Waldtiere hätten die Geschenke vom Nikolaus gefunden. Als Franz fragt, welches Tier das sei, hört man auf einmal ein Hauchen: „Maus.“ Ab da antwortet Henry auf die Fragen. Meistens einsilbig, aber immerhin. Ein Weihnachtslied gelingt nicht, aber für die Geschenke krabbelt Henry sogar vom Schoß seines Vaters.

    Nach dem Besuch ist Franze zufrieden: „Wenn man dann sieht, wie sich die Kinder freuen, auch jetzt, wo es ein bissle schwieriger war.“ Der Engel Lena bereitet sich schon auf den nächsten Nikolausbesuch vor. Und der Gastengel hat gelernt, dass Geduld vor allem in der Weihnachtszeit die wichtigste Tugend ist.

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