In der ehemaligen Luftwaffenmunitionsanstalt Schwabstadl im Süden von Augsburg brannte im Dezember 1946 ein Bunker aus. Darin waren in den Jahren zuvor Leuchtbomben gelagert worden - eine tödliche Fracht, die normalerweise während des Kriegs von Flugzeugen abgeworfen wurde. Die Bomben segelten an Fallschirmen aus Seide auf die Erde. Nach dem Krieg wollte niemand mehr etwas von den Bomben wissen. Aber die Seide war plötzlich sehr gefragt. Genau deshalb wagten sich immer wieder Menschen heimlich in die Bunker.
Bei einem illegalen Besuch kam es zu einer Explosion. Bunker Nummer 64 brannte aus und stürzte ein. Erst Jahre später wurde in den Trümmern ein menschliches Skelett gefunden. Aber um wen handelte es sich? Die Frage blieb unbeantwortet. Die Polizei ging von einem Unbekannten aus. Denn unmittelbar nach dem Unglück wurde in der Gegend kein Einheimischer vermisst.
Lebensgefährlich: Sprengstoff aus Munition entfernt
Wie gefährlich das Verwerten von Kriegsmaterial damals war, zeigte ein weiterer Fall. Nach Kriegsende sammelte der landwirtschaftliche Arbeiter Engelbert B. vom Gutshof Lagerlechfeld Granaten und Geschosse ein, um sie als Altmetall zu verkaufen. In seiner Wohnung öffnete er die Munition und entfernte den Sprengstoff. Ein lebensgefährliches Unterfangen, wie sich 1946 zeigte.
![Aus der Luft wird die Größe des Fliegerhorst-Geländes deutlich: Nach dem Zweiten Weltkrieg begann dort das große Recycling. Aus der Luft wird die Größe des Fliegerhorst-Geländes deutlich: Nach dem Zweiten Weltkrieg begann dort das große Recycling.](https://images.mgpd.de/img/101286248/crop/c1_1-w100/372218655/1181402097/fliegerhorst-lechfeld-8.jpg)
Eine Granate explodierte. Ein Kind von Engelbert B. wurde sofort getötet. Der Vater und zwei weitere Kinder wurden schwer verletzt und ins Krankenhaus Schwabmünchen gebracht. Für Engelbert B. und seine drei Jahre alte Tochter Therese gab es keine Rettung: Sie starben wenige Tage nach der Explosion.
Er wollte sich eine Existenz aufbauen
Das große Recycling nach dem Krieg forderte noch ein weiteres Opfer in der Region. Wilhelm S., ein Heimatvertriebener, wollte sich 1951 mit seiner Familie auf dem Lechfeld eine neue Existenz aufbauen. Um eine Wohnbaracke im damalige „Südlager“ Klosterlechfeld herzurichten, wollte er mit seiner Frau Ziegelsteine aus einer zerbombten Halle des Fliegerhorst-Areals klopfen. Beim Amt für Vermögensverwaltung hatte der Schuhmacher die dafür nötige Erlaubnis erhalten. 5000 Steine wurden ihm zugesagt. S. hatte zunächst mit viel Kraft eine Mauer der zerstörten Halle eingerissen. Am nächsten Tag wollte er die Ziegelsteine vom Mörtel befreien. Doch dann nahm das Unglück seinen Lauf.
Vermutlich hatten Regen und Schnee über Nacht das Dach des Raums so schwer gemacht, dass die Statik nicht mehr in Ordnung war. Die Decke stürzte herunter und erschlug den arbeitenden Mann. Seine Frau blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Acht Kinder hatten durch das Unglück ihren Vater verloren.
Mordsgeschichten
Echte Verbrechen, packend erzählt: In einer neuen Serie stellt die Redaktion zum Teil vergessene Kriminalfälle aus der Region vor. Spannung und Nervenkitzel sind garantiert: Es geht um Raub, Mord und um Spionage nach dem Krieg. Die True-Crime-Serie ermöglicht Einblicke in die Arbeit der Ermittler und dokumentiert menschliche Abgründe.
Wer mehr „True Crime“ lesen möchte: Im Verlag Hans Högel KG, Mindelheim, ist das Buch „Tatort Schwaben“ erschienen. Der Kriminalgeschichtensammlung sind die meisten Fälle für die neue Serie entnommen.
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