Es ist schon fast wie eine riesengroße Familienfeier, wenn sich die Hästräger und Hexen der Narrenzünfte in Mittelneufnach treffen. Über 300 Maskenträger waren auch in diesem Jahr wieder bei den Böcklesberger Hexa zu Gast und feierten eine ausgelassene Hexenparty bis spät in die Nacht. Zuvor wurde allerdings der Narrenbaum vor dem Gemeindezentrum durch die Zimmermannsgilde aufgestellt. Ganz neu dabei waren die Humpishexen aus Borchenzell, die als Springhexen wie Stabhochspringer eine tolle Show boten.
„Der Wettergott muss doch fast auch eine Hexe sein“, freute sich die Böcklesberger Oberhexe und Zunftmeisterin Margit Müller-Fertl kurz vor dem Umzug in Richtung Dorfmitte. Den ganzen verregneten Nachmittag hofften die Gastgeber auf besseres Wetter, und die Gebete wurden tatsächlich erhört: Pünktlich zum Beginn riss die Wolkendecke auf, und der große Vollmond gab dem ganzen Spektakel noch den besonderen Flair. Die über zwanzig angereisten Narrenzünfte tragen dabei fantasievolle Namen wie unter anderem die Wasserteufel aus Bad Wörishofen, die Tomerdinger Feuerhexa, die Butterweibla aus Wiggensbach, der Schetterhaufa aus Unterkammlach oder auch die Deifelhexa von Memmingerberg. Praktisch international machten das Treffen die Wichastoaner Höllahund, die aus der Schweiz den Weg nach Mittelneufnach fanden.
Angeführt von der bunt blinkenden Guggamusik, den Breitenbrunner Dorfbachfurzern, die mit knackigen Stimmungsliedern die Hästräger so richtig auf Temperatur brachten, zog die lustige Karawane dann in ihren filigran geschnitzten Masken sowie bunten und auch teils unheimlichen Kostümen lautstark mit Rätschen und Jubelgeschrei durch die Straßen von Mittelneufnach.
Am Gemeindezentrum wieder angelangt, wurde der Baum schließlich traditionell von der Zimmermannsgilde per Hand aufgestellt. Umjubelt war anschließend die Einlage vor dem Baum der Humpishexen. Sie sprangen mit ihren Holzstangen über menschliche Pyramiden, durch Ringe und legten artistische Saltos hin. Danach ging es ins Gemeindezentrum, wo sich der „bunte Hexahaufa“, wie ihn Zunftmeisterin Margit liebevoll nennt, schnell mischte und auch zu den bekannten Party-Beats von DJ Fabian tanzte.
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Freunde, die man sonst nie kennengelernt hätte
Für ein rundes und viel bejubeltes Rahmenprogramm sorgten zudem die Jugendgarde Breitenbrunn und die Crazy Youngstars aus Oberrieden mit ihren Einlagen. Am Ende wurde es in der Halle nochmal richtig laut, als die Breitenbrunner Dorfbachfurzer mit ihren Trommeln und Blasinstrumenten nochmal so richtig Gas gaben, dass regelrecht die Wände wackelten. Das Geheimnis der Hexen und Narrenzünfte bringt vielleicht „Hexe“ Julian gut auf den Punkt: „Schau dich um, wie alle miteinander feiern. Man trifft sich auf unseren Festen in der Fasnacht mit vielen Freunden, die man so vielleicht niemals kennengelernt hätte. Irgendwie sind wir alle wie eine riesengroße Familie."
Das steckt hinter der Tradition des Narrenbaums
Der Narrenbaum: Bezüglich der Symbolik des Narrenbaums gibt es verschiedene Auslegungen. So wird zum Beispiel der Narrenbaum als Abwandlung des biblischen Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse im Paradies oder als Symbol des Unsinnigen und Närrischen gesehen. Heute wird der Narrenbaum allgemein als weithin sichtbares Symbol für die Herrschaft der Narren verstanden.