Weihnachten auf der Baustelle: Das ist nicht gerade eine Wunschvorstellung. Markus Schickert musste dieses Übel in Kauf nehmen, als er und seine Frau Eva 2018 ein über 80 Jahre altes Gebäude in Mittelneufnach erwarben und in der Folge von Grund auf sanierten.
„Es gab Tage“, blickt Markus Schickert auf die Hochphase der Sanierung zurück, „da wollte ich mich im Klo einsperren und heulen.“ Und das, obwohl die Schickerts nicht blauäugig an die Unternehmung herangegangen waren. „Wir hatten mit dem Schlimmsten gerechnet“, sagt der studierte Wirtschaftsingenieur, „und es ist alles eingetreten.“ Das in den 1930er-Jahren errichtete Gebäude brauchte unter anderem einen neuen Dachstuhl, ein neues Fundament und neue Böden, von denen manche auch nach unzähligen Säcken Estrich schief blieben – ein Makel, mit dem die fünfköpfige Familie bewusst und gut lebt. Genauso wie mit den unterschiedlichen, teilweise eher niedrigen Raumhöhen.
44 Fenster wollen geputzt werden
Ein enormer finanzieller Posten bei der Sanierung war der Austausch der Fenster – und von denen gibt es in dem markanten Gebäude am Nordrand Mittelneufnachs 44 Stück. Die alle immer blitzblank zu halten, haben die Schickerts bereits aufgegeben, denn Arbeit gibt es drinnen und draußen auch so genug. Ehe die aus Klosterlechfeld hergezogene Familie das Anwesen erwarb, war es mit einer hohen Thujahecke und Stacheldraht regelrecht verbarrikadiert. Jetzt ist da nur noch ein filigraner Zaun, der gewährleistet, dass Familienhund Moses im Garten frei springen kann.
Dorferneuerung hilft der Familie
Finanziell ist die umfassende Sanierung durchaus eine Herausforderung für die Familie, die auf eine Fördermöglichkeit durch das Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben aufmerksam gemacht worden war. Die Behörde begleitet in Mittelneufnach eine Dorferneuerung, in deren Rahmen sie auch Maßnahmen privater Bauherren unterstützen kann. Denn „auch Gebäude, Hofräume und Gärten prägen maßgeblich das Gesicht eines Ortes“, wie Manuel Weigele vom Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben begründet. „Hinzu kommt, dass die Familie Schickert mit ihrer Sanierung einen Leerstand beseitigt und im nun ausgebauten Dachgeschoss neuen Wohnraum geschaffen hat“, so Weigele. In der Konsequenz können sich die Schickerts daher über eine fünfstellige Fördersumme freuen.
Das Amt für Ländliche Entwicklung kann helfen
Eine Förderung von privaten Sanierungsmaßnahmen durch das Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben ist in Gemeinden möglich, in denen eine Dorferneuerung läuft. In der Region Schwabmünchen laufen Dorferneuerungen aktuell in Mittelneufnach, Konradshofen, Münster, Mickhausen und Langenneufnach. Oft wird die Dorferneuerung aber nur in einem Teilbereich der Gemeinde vorgenommen. Wer in einem solchen Bereich lebt, kann zum Beispiel den Umbau alter Hofstellen, die Beseitigung von Leerständen und die Schaffung von Wohnraum durch das Amt gefördert bekommen. Wichtig dabei ist: Der Kontakt zum Amt muss vor Aufnahme der Umbau- und Sanierungsarbeiten erfolgen.
Bereut hat Familie Schickert den Hauskauf übrigens nie, trotz der zermürbenden Tiefpunkte während der Sanierung. Die Eltern schätzen die Mischung aus Alt und Modern, den „unglaublichen Ausblick“ auf die Staudenlandschaft und den im neuen Haus entspannteren Alltag. Und die Kinder genießen den Platz „und dass sie auch mal laut sein können“, sagt Eva Schickert, die als Grundschullehrerin weiß, dass Kinder genau letzteres mitunter brauchen. „Ich lieb' das Haus schon sehr“, sagt die dreifache Mutter und spricht ihrer Familie damit aus der Seele. (mit mcz)