Sie sind Oasen der Erholung, Paradiese auf Erden und Schutzräume für gefährdete Tiere und Pflanzen: In einer neuen Serie will die Redaktion kleine und große Gartenparadiese im Augsburger Land aufspüren. Zum Auftakt geht es in einen Garten, der eigentlich ein Park ist.
Wenn man mit Christiane Hellmich in ihren Garten geht, bleibt die Überraschung nicht aus. Denn hinter dem Haus öffnet sich eine regelrechte Parklandschaft. Auf dem 6000 Quadratmetergroßen Gelände einer ehemaligen Ziegelei hat die ehemalige Münchnerin ein kleines Paradies geschaffen. "Ich habe mich vom Englischen Garten inspirieren lassen", sagt sie. Und es stimmt.
Eine ehemalige Lehmgrube wurde zum Park
Das Grundstück erinnert an eine Lichtung im Wald. Dazu kommen Blumenbeete und ein großer Teich. Dass dieses Gartenparadies auf dem Boden einer Lehmgrube der ehemaligen Ziegelei entstanden ist, klingt fast unglaublich. Die Reste der damaligen Nutzung befinden sich immer noch im Boden. Betonfundamente, Ziegelschutt und natürlich Lehm. Es wurde auf dem Gelände großzügig Mutterboden verteilt. Trotzdem ist der Unterboden an vielen Stellen trocken. "Darauf muss man Rücksicht nehmen", erinnert sich Hellmich. Man müsse Pflanzen auswählen, die mit den Besonderheiten des Standorts zurechtkämen. Und auch die Natur darf sich entfalten: "Was nicht stört, darf wachsen."
Der Blick fällt zuerst auf große Blumenbeete inmitten des Parks. "Das sind Trockenbeete", sagt die Gartenbesitzerin. Eine lapidare Bezeichnung für diese Blütenpracht. Es seien dort Blumen gepflanzt, die mit der Trockenheit gut zurechtkommen. Etwas anderes würde dort nicht wachsen. Braucht es auch nicht. Ihr besonderes Augenmerk richtet Hellmich auf den waldartigen Charakter des Gartens. Rundherum wachsen die verschiedenartigsten Bäume. Eichen, Ahorn und Weiden haben hier ihr Refugium. Auch viele exotische Baumsorten, die besondere Ansprüche an ihren Standort stellen, sind dabei. Besonders auffällig sind die Sequoien, die in der Nachbarschaft einer Birkengruppe wachsen. Sie waren mit die ersten Bäume, die vor rund 30 Jahren bei der Anlage des Gartens gepflanzt wurden. Mittlerweile sind die, auch Mammutbaum genannten, Gehölze mehr als 20 Meter hoch und weisen einen stattlichen Stammdurchmesser auf.
40 verschiedene Rhododendron-Arten pflegt Christiane Hellmich
An den Rändern der waldartigen Umrandung stehen die eigentlichen "Steckenpferde" von Christiane Hellmich. Das sind die Rhododendren. Rund 40 verschiedene Arten hat die Mittelneufnacherin gepflanzt. Diese bräuchten allerdings, vor allem vor und nach dem Pflanzen, besondere Aufmerksamkeit. Sie seien anspruchsvolle Blühpflanzen, die kalkfreie und lockere Erde bevorzugen. Deshalb gedeihen sie besonders gut im Norden Deutschlands. Für ihre Rhododendren musste Hellmich einen Bodenaustausch vornehmen, um die geeignete Grundlage zu schaffen.
Bis zu einer Wuchshöhe von rund einem Meter habe sie konsequent die verblühten Triebe abgeschnitten. Werden die Pflanzen größer, sei das nicht mehr nötig. Für das Düngen und den Erhalt der nötigen Bodenqualität hat die Hobbygärtnerin einen praktischen Tipp. Das anfallende Eichenlaub ist ideal als Rhododendron-Dünger. "Es wird angehäckselt und dann um die Pflanze verteilt." So werde der benötigte Säuregehalt des Bodens sichergestellt.
Einige dieser Pflanzen haben bereits stattliche Wuchshöhen von mehr als fünf Metern erreicht. Sie stehen überall auf dem Areal, auch im Hintergrund des zentral gelegenen Gartenteichs, der schön eingewachsen und von vielen Wasserpflanzen durchzogen ist. Drumherum blüht es in den verschiedensten Farben. Ein Schlaraffenland für Bienen und andere Insekten als auch Frösche und Vögel. Leider ebenso für Mücken und Bremsen. "Wenn man einen solchen Garten hat, dann muss man mit den Plagegeistern leben", sagt Hellmich und lacht.
Der Garten ist ein Kunstwerk
Hellmich ist Künstlerin. Sie ist Steinbildhauermeisterin und Steinmetzin. Und so hat ihr Garten auch eine künstlerische Komponente. Immer wieder stößt man beim Rundgang auf ihre Kunstwerke aus Stein. Diese hat sie unaufdringlich, aber passend, im Garten in Szene gesetzt. Das Ganze ist letztlich ein Gesamtkunstwerk. Dazu gehört auch der Gemüsegarten, der den Vorgarten zu ihrer Kunstwerkstatt bildet. Wer sich dieses wunderschöne Fleckchen Erde selbst einmal anschauen will, der ist willkommen. Über die Homepage der Künstlerin kann Kontakt aufgenommen und ein Besichtigungstermin vereinbart werden.
- Neue Serie Haben Sie auch ein Gartenparadies, das Sie gerne anderen Menschen zeigen wollen? Oder haben Sie Tipps, wie sich ein ganz persönliches Gartenparadies schaffen lässt? Die Redaktion freut sich auf Rückmeldungen. Schreiben Sie per E-Mail an redaktion@schwabmuenchner-allgemeine.de oder redaktion.landbote@augsburger-allgemeine.de.