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Kickboxen: Mit Wille und Disziplin noch einmal ganz oben

Kickboxen

Mit Wille und Disziplin noch einmal ganz oben

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    Ilker Albayrak mit einem Urschrei: Kurz nach dem erfolgreichen Finalkampf musste die ganze Anspannung raus.
    Ilker Albayrak mit einem Urschrei: Kurz nach dem erfolgreichen Finalkampf musste die ganze Anspannung raus. Foto: Privat
    Stolz präsentiert Kickbox-Weltmeister Ilker Albayrak seine Gold- und Silbermedaille aus den Titelkämpfen in Wien.
    Stolz präsentiert Kickbox-Weltmeister Ilker Albayrak seine Gold- und Silbermedaille aus den Titelkämpfen in Wien. Foto: Marcus Angele

    Er hat es noch einmal geschafft: nach 2013 holte sich Ilker Albayrak bei den diesjährigen ISKA-Kickbox-Weltmeisterschaften in Wien nochmals den WM-Titel in der Klasse K1 bis 80 kg. Zudem wurde er auch noch Vizeweltmeister beim Leichtkontaktwettbewerb. Mit viel Disziplin, eisernem Willen und hartem Training machte er sich innerhalb von nur vier Monaten in seinen beiden Kickboxschulen Schwabmünchen und Thannhausen zusammen mit seinem Trainerteam fit für dieses großes Event.  

    Der sympathische Mittelneufnacher Ilker Albayrak ist eher der stille Genießer und man kennt ihn als ruhigen, hilfsbereiten Menschen. In seinem Sport ist er dagegen alles andere als ruhig und wird zur muskulösen Kampfmaschine, die praktisch alles erreicht hat: Er war Deutscher Meister, Europameister und im Jahr 2013 Weltmeister im Kickboxen. Seit 48 Jahren macht er schon Kampfsport, davon 40 als Kickboxer. In seinen beiden Schulen in Schwabmünchen und Thannhausen bildet er aktuell insgesamt 125 Männer, Frauen und Jugendliche aus. Für Albayrak ist Kickboxen nicht nur die Schulung einer Kampftechnik, es fördert auch die Disziplin, die Konzentration, die Beweglichkeit, ein gutes eigenes Körperbewusstsein sowie natürlich die Fitness. Und genau diese Eigenschaften kamen ihm bei seinem wahrscheinlich wichtigsten Kampf im Jahr 2023 auch zu Gute: nach schwerer Krankheit kämpfte er sich wieder zurück in sein normales Leben. „Eine harte Zeit, aber ich glaube, mein Sport hat mir da sehr geholfen das Ganze so zu überstehen und zu verarbeiten“, blickt Albayrak zurück. So kam dann im Mai 2024 das Angebot des Verbandspräsidenten der ISKA Dawut Sidal schon überraschend, als er beim Gespräch Ilker Albayrak fragte, ob er als ehemaliger Weltmeister nicht bei den Weltmeisterschaften in Wien mitmachen möchte. „Natürlich war das schon ein komisches Gefühl, in meinem Alter mit 56 Jahren und nach der Krankheit. Doch irgendwas reizte mich auch sofort daran“, erinnert sich Albayrak, „und nach ein paar Wochen Überlegung und einem ärztlichen Check sagte ich schließlich zu“. Die Vorbereitungen begannen ab Juni täglich mit Konditionsaufbau, Laufen und Cardio-Training zusätzlich zu den üblichen Kursen in den Schulen. „Ich stand da vor meinen Schülern und hab ihnen gesagt: ich habe euch bis jetzt trainiert, jetzt könnt ihr mir helfen, für die WM fit zu werden – und viele haben mir geholfen“, sagt er mit viel stolz. Natürlich geht es auch nicht ohne Sponsoren: „Da haben mich meine Freunde von Mummert Bau, Dafa Bedachungen, FiberTec Concept, Neydan Döner sowie Spieker Fitness und Impuls Thannhausen toll unterstützt, damit ich mir finanziell keinen Kopf machen musste“.

    Ilkay Albayrak freute sich beim Wettkampf über eine Überraschung

    Albayrak wurde schließlich vom türkischen Nationaltrainer in das Team berufen und startete mit seinem Trainerteam nach Wien. Insgesamt nahmen 31 Länder an den ISKA-Wettkämpfen im bekannten Hallmann Dome in der österreichischen Hauptstadt teil. Die ISKA ist der größte und älteste Kickbox-Verband der Welt. In seiner Altersklasse war Ilker Albayrak mit 56 Jahren der älteste Teilnehmer. Obwohl er sich selbst als alten Fuchs bezeichnet, war er vor dem ersten Kampf doch etwas nervös. Zunächst startete er aber für Deutschland in der Leichtkontakt-Disziplin: „Das ist bei uns möglich und da ich den deutschen Trainer auch gut kenne und schätze, war das eine schöne Sache“. Eine schöne Überraschung wartete auf Albayrak dann am Ring: ohne dass er es wusste, waren seine beiden Söhne, drei Neffen und eine kleine Abordnung seiner Schulen zu den Kämpfen nach Wien angereist, um ihn hier tatkräftig zu unterstützen. So stand er gleich am ersten Tag im Leichtkontakt-Finale. Dort traf Albayrak auf den 46-jährigen Chinesen Bo Yun Luen und diktierte den Kampf eigentlich - doch der Ringrichter wertete Albayraks Kampf als technisch zu hart und so gewann der Chinese knapp diesen Wettkampf. Am nächsten Tag ging es in der Wertung K1 Vollkontakt weiter. Im Halbfinale kämpfte Ilker Albayrak gegen den deutschen Starter und setzte sich trotz Verletzungen an Arm und Knie durch. Im Endkampf kam es zum Wiedersehen mit dem chinesischen Finalisten vom Vortag. Doch voller Adrenalin spürte er keine Schmerzen und siegte diesmal klar unter großem Jubel seiner Anhänger nach Punkten. „Nach dem Sieg wich die ganze Anspannung und es war ein so unglaubliches befreiendes Gefühl, hier etwas geschafft zu haben, womit eigentlich keiner mehr gerechnet hat. So richtig realisiert hab ich das aber erst abends alleine auf meinem Zimmer - mit der Gold- und Silbermedaille in meiner Hand“, blickt Albayrak noch einmal zufrieden zurück.

    Auf die Frage, welcher Titel nun in seiner Karriere der schönste war, lächelt Albayrak: „Emotional war es bestimmt der Weltmeistertitel 2013 in Zypern, aber der hier in Wien ist natürlich schon ein ganz großer Erfolg, mit 56 Jahren nochmal allen zu beweisen, was mit Willen und Disziplin möglich ist“. Und vielleicht steigt er ja noch einmal in den Ring. In zwei Jahren ist die WM nämlich in Istanbul. „Zwei Jahre sind eine lange Zeit, da weiß man nicht was passiert“, meint Ilker Albayrak vorsichtig. Aber man sieht auch das Funkeln in seinen Augen, dass ihn die „Heim-WM“ durchaus reizen würde.

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