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Mit dem Mountainbike auf den Vulkan

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Mit dem Mountainbike auf den Vulkan

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    Peter Schaft am Ojos del Salado in Chile.
    Peter Schaft am Ojos del Salado in Chile. Foto: Peter Schaft

    Außergewöhnliche Touren, das ist das Metier von Peter Schaft aus Schwabmünchen. Und er verwirklicht immer neue unglaubliche Ideen, vor allem mit dem Rad. Diesmal griff er den höchsten Vulkan der Erde, den Ojos del Salado in Chile, an.

    Da keiner mitwill, macht sich der Schwabmünchner allein auf die Reise

    Das Fahrrad ist das Fortbewegungsmittel Nummer eins von Peter Schaft aus Schwabmünchen. Damit fährt er nicht nur nahezu täglich zur Arbeit nach Bobingen, sondern auch durch die heimischen Wälder, über die Alpen, oder auf den Kilimandscharo. Und: Reiseberichte sind ihm das liebste Fernsehprogramm. Dort sah er eines Tages einen Italiener, der mit dem Fahrrad den höchsten Vulkan der Erde, den 6893 Meter hohen Ojos del Salado in Chile, bezwang. Sofort beschloss er, es im gleichzutun und plante das Projekt zwei Jahre lang. Er trainierte extrem viel, vor allem den Oberkörper und die Beine. Und weil keiner mit wollte, machte er sich alleine auf den Weg nach Caldera. Zunächst natürlich mit dem Flugzeug. Dann ging es mit dem Jeep weiter an die Küste, an die Bahia Inglesa. Dort gewöhnte er sich erst einmal zwei Tage an das heiße Klima und erholte sich noch von seiner erst vor zwei Wochen überstandenen schweren Erkältung. „Bis zum Schluss hatte ich extreme Sorgen, ob ich überhaupt reisen kann“, erzählt er.

    Zehn Stunden täglich sitzt er im Sattel

    Trotzdem, er wagte das unglaubliche Abenteuer. Von der Küste aus fuhr er mit dem Mountainbike bei etwa 40 Grad Hitze in vier Tagen 350 Kilometer weit auf Pisten, die von Minenarbeitern benutzt werden, Richtung Vulkan. „Der Sand war teilweise so tief, dass ich schieben musste“, erinnert er sich. Und noch etwas ist ihm bestens im Gedächtnis: „Mein Hintern war wegen eines gerissenen Sitzpolsters wund und zeigte ab dem zweiten Tag Blasen.“ Zehn Stunden saß er täglich im Sattel, quälte sich täglich 2000 Höhenmeter hoch und anschließend zum Base Camp bis an einen Salzsee, wo er seine Blessuren im Wasser und mit Wundsalbe pflegte. „Trotz der Schmerzen habe ich nie daran gedacht, mein Begleitfahrzeug mit dem Expeditionsleiter zu rufen“, erzählt der 58-Jährige.

    Der Sonnenaufgang entschädigt den Radler für viele Strapazen.
    Der Sonnenaufgang entschädigt den Radler für viele Strapazen. Foto: Peter Schaft

    Einigermaßen genesen ging die Schinderei weiter, steil bergauf in tiefem Sand und über rolliges Gestein bis auf rund 6000 Meter. „Ich hatte mein zwölf Kilogramm schweres Mountainbike zusätzlich zu meinen acht Kilogramm Rucksack immer auf den Rücken geschnallt.“ Das erste Lager auf 5000 Meter Höhe war eine dreckige, alte Schutzhütte. „Wenigstens warm und endlich mal vor dem heftigen Wind geschützt“, erinnert sich der Schwabmünchner, der nach zwei Nächten zum zweiten Lager in 5800 Meter Höhe aufstieg. Jetzt lagen die Temperaturen weit unter null Grad. Die Luft wurde dünner, das Atmen schwieriger. Jetzt hieß es immer wieder aufsteigen, ein paar hundert Höhenmeter absteigen, schlafen: Höhenakklimatisation.

    Der Sonnenaufgang entschädigt für die Schinderei

    Vom Depot auf 6200 Meter Höhe wagte Schaft dann den Gipfelanstieg. Mit zwei Guides, die ihn sicherten, ging es um drei Uhr morgens bei Schneefall los. Zehn Schritte gehen – Pause – zehn Schritte – Pause. „Ich bekam nur schwer Luft, hatte aber Gott sei Dank kaum Kopfschmerzen von der Höhe.“ Gut zehn Stunden, dann war der „Gipfel“ über einem eingefallenen Krater geschafft. „Vorher der Sonnenaufgang war unglaublich schön und das Gefühl, die Tour geschafft zu haben, großartig“, erinnert sich der Abenteurer. 15 Grad Minus, schneidender Wind: Trotz der tollen Rundumsicht auf andere Vulkane blieb er nur 15 Minuten.

    Als zweiter Mensch überhaupt auf dem Vulkan mit dem Rad

    Es folgten vier Stunden für 900 Meter Abstieg über Eis und Fels, er und sein Rad angeseilt: „Mir blutete das Herz, nicht fahren zu können, aber es war einfach unmöglich.“ Doch dann, ab 5900 Meter: endlich fahren: „Es war total anstrengend, aber supertoll. Nach zweieinhalb Stunden war ich im Basislager zurück, total kaputt und überglücklich.“ Nach dieser Tortur gönnte sich Schaft, der als zweiter Mensch überhaupt den Ojos del Salado mit dem Rad bezwungen hatte, vier Tage Nationalpark: totale Entspannung, den Pinguinen und Delphinen zusehen.

    Warum er sich die Strapazen davor aufgebürdet hatte: „Ich weiß es nicht. Vielleicht wegen des Gipfelfotos“, erzählt er strahlend und lacht. Zu Hause wieder angekommen, beschloss er, das Rad nicht mehr zu nutzen. Ungeputzt hängt es eitdem an der Wand, als ewige Erinnerung an seine Aktion. Was er als Nächstes plant: „Ich weiß noch nicht. Mir fällt schon wieder was ein“, meint er.

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