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Mickhausen: Gaststätte Lutz: Hier waren einst ein Sänger und ein Rennfahrer zu Gast

Diese Aufnahme der Gaststätte Lutz stammt aus den 60er-Jahren.
Mickhausen

Gaststätte Lutz: Hier waren einst ein Sänger und ein Rennfahrer zu Gast

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    Schon immer in Familienbesitz ist die Gaststätte Lutz in Mickhausen, die 1905 vom Urgroßvater des heutigen Besitzers, Karl

    So sieht die Gaststätte Lutz an der Hauptstraße in Mickhausen heute aus.
    So sieht die Gaststätte Lutz an der Hauptstraße in Mickhausen heute aus. Foto: Foto: Karin Marz

    Das Geschäft florierte, bis ein schwerer Schicksalsschlag nicht nur den Betrieb der Gaststätte erschütterte, sondern vor allem die Familie Lutz. Als Karl Lutz noch ein Kleinkind war, verunglückte seine Mutter tödlich bei einem tragischen Verkehrsunfall. „Ab da war nichts mehr so wie vorher“, erinnert sich Karl Lutz betroffen und fährt fort: „Mein Vater und mein Großvater mussten den Betrieb bestehend aus Gaststätte, Landwirtschaft und Viehhandel ohne meine Mutter weiterführen und sich um mich kümmern. Als ich größer war, habe ich dann auch mit angepackt und wir waren ein Drei-Männer-Betrieb mit Unterstützung von Angestellten.“ Da der Großvater ein guter Koch war und selber schlachtete, konnten weiterhin die Gäste bewirtet werden. 

    Heino und Willi Bartels kehrten in Mickhausen ein

    Es gab einen Stammtisch, abends kamen Männer zum Kartenspielen in das Wirtshaus und es fanden Vereinsversammlungen statt. Auch Übernachtungsgäste kamen immer wieder in die Gaststätte. Einer von ihnen war der bekannte Sänger Heino, der bei einem Vereinsfest in Mickhausen damals aufgetreten ist. Ebenfalls bekannt ist der erfolgreiche Autorennfahrer Willi Bartels - er nahm beim Mickhauser Bergrennen teil und übernachtete in der Gaststätte Lutz. „Ich erinnere mich noch gut, wie er mit seinem Porsche bei uns in den Hof gefahren ist. Als Bartels erfuhr, dass sein Konkurrent Sepp Greger auch am Rennen teilnahm und in der Gaststätte Blessing untergebracht war, wurde er schlecht gelaunt, da Greger oft gewann. So war es dann auch bei dem damaligen Rennen in Mickhausen, aus dem Greger als Sieger hervorging,“ erläutert Karl Lutz.

    Schon früh musste Lutz Verantwortung übernehmen und bewirtete bereits als 12-Jähriger alleine die Gäste, während sein Vater und sein Großvater beim Vieheinkauf waren. Nebenher erledigte der junge Bursche seine Hausaufgaben und verkaufte Bier in Flaschen an Kunden für zu Hause. „Besonders gut hat mir gefallen, wenn ich sturmfrei hatte und mit einem Freund am Tischkicker spielen konnte, den mein Vater für unsere Gäste gekauft hatte. Ich war ein guter Spieler, sodass Gäste oft meinen Vater baten, mich am Abend länger aufbleiben zu lassen, damit ich mitspielen konnte, da meine Spielpartner mit mir immer gewannen.“

    Eine ausgelassene Stimmung herrschte beim Kartenspielen in der Gaststätte Lutz.
    Eine ausgelassene Stimmung herrschte beim Kartenspielen in der Gaststätte Lutz. Foto: Repro Karin Marz

    Als er 16 Jahr alt war, fragte ihn sein Vater, ob er den Betrieb weiterführen wolle. „Ich habe mich entschieden, die Landwirtschaft und den Viehhandel weiter zu betreiben. An der Gastwirtschaft fand ich negativ, dass es manchmal Gäste gab, die mehr Bier getrunken haben, als sie vertrugen.“ Die Gaststätte wurde dann über die Brauerei an verschiedene Pächter verpachtet. In den Siebziger Jahren hat ein italienisches Ehepaar recht erfolgreich eine Pizzeria betrieben. Weniger Erfolg hatten dann weitere Pächter, sodass das Gasthaus nun seit etwa 20 Jahren leer steht.

    So sah die Gaststätte Lutz in den 50er Jahren aus.
    So sah die Gaststätte Lutz in den 50er Jahren aus. Foto: Repro Karin Marz

    Ob urige Brauwirtschaft oder edles Café: In der Serie "Wirtshausgeschichte(n)" lassen wir die Historie ehemaliger Lokale im Augsburger Land wieder aufleben.

    Alle Wirtshausgeschichten gibt es hier.

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