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Mickhausen: Eine 1,8 Tonnen schwere Stele kommt ins Staudenschloss Mickhausen

Mickhausen

Eine 1,8 Tonnen schwere Stele kommt ins Staudenschloss Mickhausen

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    Steinbildhauermeisterin Christiane Hellmich hat in ihrer Werkstatt in Mittelneufnach die Gedenkstele für Hermann Messerschmidt gestaltet, von dessen Stiftung das Staudenschloss in Mickhausen derzeit saniert wird.
    Steinbildhauermeisterin Christiane Hellmich hat in ihrer Werkstatt in Mittelneufnach die Gedenkstele für Hermann Messerschmidt gestaltet, von dessen Stiftung das Staudenschloss in Mickhausen derzeit saniert wird. Foto: Walter Kleber

    Auch wenn das Staudenschloss in Mickhausen und die künftigen Außenanlagen mit Park und Wasserflächen derzeit noch eine einzige Großbaustelle sind: Hinter den Kulissen wird mit Hochdruck schon an der finalen Feingestaltung des Ensembles gearbeitet. Weit fortgeschritten sind inzwischen die Details des künftigen Renaissancegartens, der sich südlich des Schlossgebäudes erstreckt. Blickfang und Zentrum des Gartens ist die neue Orangerie. Das Gebäude dient im Winter für die Einlagerung empfindlicher Zitruspflanzen und im Sommer als Location für kleine Veranstaltungen. Zudem ist hier die Heizzentrale für das gesamte Schlossgebäude untergebracht.

    Bereits fertiggestellt und bei den Herstellerfirmen auf Abruf eingelagert sind der als Zeltkonstruktion konzipierte Musikpavillon mit einem Durchmesser von rund elf Metern und ein Zierbrunnen aus Marmor. Als ein weiteres markantes Element in der Ost-West-Horizontalachse des Renaissancegartens ist eine Gedenkstele aus schwarzem Labradorgranit für den 2019 verstorbenen Unternehmer Hermann Messerschmidt vorgesehen, dessen Kulturerbe-Stiftung 2016 eigens für den Kauf und die Generalsanierung des Schlosses gegründet wurde.

    Überregionaler Gestaltungswettbewerb für Stele im Staudenschloss

    Für die Stele hatte die Stiftung im Frühsommer 2020 einen überregionalen Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben, an dem sich sechs Steinbildhauer aus ganz Deutschland und der Schweiz beteiligt hatten. Einstimmig hat sich die Jury aus Mitgliedern des Stiftungsrates und des Stiftungsvorstandes für den Entwurf der im benachbarten Mittelneufnach ansässigen Steinbildhauermeisterin Christiane Hellmich ausgesprochen und ihr im Juli 2020 den Auftrag für das steinerne Kunstwerk erteilt. Ironie am Rande: Zunächst wollte Christiane Hellmich gar keinen Entwurf abgeben und musste dazu als "Lokalmatadorin" erst ermuntert werden. Denn so Stiftungsvorsitzender Wolfgang Knabe: "Was würde besser in den Garten des Staudenschlosses passen, als ein Objekt aus einer Stauden-Werkstatt?" Knabe betont aber ausdrücklich, dass den Jurymitgliedern vor der Abstimmung nur die Entwürfe, nicht aber die Bewerber selbst bekannt gegeben worden seien, um größtmögliche Objektivität zu gewährleisten.

    Die Stele besteht aus einem knapp zwei Meter hohen schwarzen Labrador-Granitblock, der in einem Steinbruch in Norwegen abgebaut wurde. Bewusst hat die Steinbildhauerin die Sägeriefen im Stein belassen und die Oberfläche auch nicht poliert. Über dem Stein thront eine historische Weltkugel mit der Vorderansicht des amerikanischen Kontinents. In Südamerika hatte Messerschmidt einen Großteil seines Lebens verbracht. Die stilisierte Weltkugel findet sich deshalb auch im Wappen des Staudenschlosses. Die Schrift, eine moderne Antiqua, und ein Violinschlüssel sind in Blattgold ausgeführt: "Hermann Messerschmidt | 1932 - 2019 | Erfolgreicher Unternehmer, Musikliebhaber, vielseitiger Musiker, Weltreisender und Begründer der Hermann Messerschmidt Kulturerbe-Stiftung | 2016."

    Bevor in den kommenden Wochen die Feinplanie des Renaissancegartens und des nach Süden hin angrenzenden Landschaftsparks in Angriff genommen wird, muss am künftigen Standort der Gedenk-Stele ein Fundament betoniert werden. Mit schwerem Gerät wird das massive Ehrenmal - es wiegt gut 1,8 Tonnen - dann im Garten dauerhaft aufgestellt.

    Mickhausen legt Wege am Staudenschloss an

    Anschließend können das künftige Wegenetz angelegt und der abgeschobene Humus wieder als Oberbelag eingebaut werden. Die Arbeiten unterliegen einem sportlichen Zeitplan: Bis Ende April muss der Garten angelegt sein, sonst verfällt der - schon einmal verlängerte - Zuschuss der Regionalentwicklung Augsburg-Land West (ReAL West) in Höhe von 200.000 Euro. Der Renaissancegarten ist Teil des europäischen Leader-Projektes "Gärten der Zeitgeschichte".

    Zwischen dem Schloss und der Orangerie Rohbau Bildmitte entsteht der Renaissancegarten mit Zierbrunnen, Musikpavillon und Gedenk-Stele.
    Zwischen dem Schloss und der Orangerie Rohbau Bildmitte entsteht der Renaissancegarten mit Zierbrunnen, Musikpavillon und Gedenk-Stele. Foto: Walter Kleber

    Christiane Hellmich stellte schon auf der Bundesgartenschau aus

    Christiane Hellmich, Jahrgang 1964, ist in der Oberpfalz geboren und in München aufgewachsen. Nach dem Abitur absolvierte sie in München eine dreijährige Steinmetzlehre. Eigentlich wäre sie ja lieber Kunsterzieherin geworden. Dann entschied sie sich aber doch für die Praxis und für einen Beruf, der Kreativität und Theorie, Kunst und Handwerk optimal vereint. Nach der Lehre folgten Gesellenjahren im Raum München. 1991 kam Christiane Hellmich durch Zufall nach Mittelneufnach. Zusammen mit ihrem im vergangenen Jahr verstorbenen Ehemann Anton Mayer war sie auf der Suche nach einem Gartengrundstück auf dem Land. In der Staudengemeinde wurden die beiden fündig. Das gut 6000 Quadratmeter große Gelände der ehemaligen Ziegelei mit seinem renovierungsbedürftigen Häuschen am westlichen Ortsrand war so recht nach ihrem Geschmack.

    Jahrelang pendelte Christiane Hellmich täglich zwischen München und den Stauden hin und her. Im Schuljahr 2001/02 besuchte sie in Freiburg im Breisgau die Meisterschule und schloss mit dem Traumergebnis 1,0 ab. Trotz dieses hervorragenden Abschlusses fand sie jedoch keine Meisterstelle. Da fasste sie den Entschluss, sich selbstständig zu machen. Seither betreibt sie in Mittelneufnach ihre eigene Werkstatt. Hier entstanden, wie schon in etlichen Jahren zuvor, auch zwei Mustergrabmale, die im vergangenen Jahr auf der Bundesgartenschau (Buga) in Erfurt ausgestellt und ausgezeichnet wurden.

    Der Stifter Hermann Messerschmidt wollte Werte der Kultur erhalten

    Hermann Messerschmidt war als erfolgreicher Unternehmer in der Werkzeugbranche in Südamerika zu Wohlstand gekommen. Dort hat er den Großteil seines Lebens verbracht. An seinem Lebensabend zog es den in Kunst und Musik sehr bewanderten Kulturliebhaber - er beherrschte sieben Musikinstrumente - in seine baden-württembergische Heimat zurück. Da ohne Nachkommen, war es sein Wunsch, mit seinem Vermögen etwas Gutes zu tun und sein Lebenswerk in einer Kulturstiftung dauerhaft verewigt zu wissen. Messerschmidt bat das mit ihm seit langem befreundete Ehepaar Edith und Wolfgang Knabe aus Königsbrunn, nach einem geeigneten Objekt Ausschau zu halten. Der international renommierte Ethnologe und seine Frau erinnerten sich an das seit Jahren zum Verkauf angebotene Staudenschloss in Mickhausen - und machten den Handel im Auftrag Messerschmidts perfekt. Messerschmidt wollte mit seiner Stiftung zu einem nachhaltigen Kulturbewusstsein bei nachfolgenden Generationen beitragen, um jahrhundertealte Werte unserer Kultur dauerhaft zu erhalten. Im Januar 2019 ist er nach langer Krankheit in seiner Heimatstadt Fellbach bei Stuttgart im Alter von fast 87 Jahren gestorben. "Sein" Staudenschloss in Mickhausen hatte er nie besucht, er kannte es nur von Fotos (www.hermann-messerschmidt-kulturerbe-stiftung.de).

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