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Mickhausen: Wie Hermann Messerschmidt in den Stauden zum Wohltäter wurde

Hermann Messerschmidt (Dritter von links, im Bild mit Ehefrau Rosita) hatte einen Teil seines Vermögens einer Stiftung vermacht, die das Staudenschloss saniert.
Mickhausen

Wie Hermann Messerschmidt in den Stauden zum Wohltäter wurde

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    Kaum einer kennt ihn: Dabei gehört Hermann Messerschmidt zu den größten Wohltätern der Region. Er hat einen Teil seines Vermögens in eine Stiftung gesteckt, die dem Staudenschloss in Mickhausen zu einer neuen Blüte verhelfen soll. Vor einigen Tagen wäre Messerschmidt 90 Jahre alt geworden.

    Messerschmidt, der nicht mit dem Flugzeugbauer Willy Messerschmitt verwandt ist, war zeitlebens ein Weltreisender. Das hatte zunächst berufliche Gründe. Nach seiner Ausbildung als Maschinenbauer bei der MAN arbeitete er in Südamerika. Dabei blieb es nicht. Er interessierte sich auch für die Menschen vor Ort. Er schaute ihnen über die Schulter. Er beobachtete sie bei der Arbeit. Und er erkannte, dass sich die eine oder andere Maschine, die die Einheimischen benutzten, optimieren lässt. Also konstruierte er neue Maschinen. Die ließ er dann in Osteuropa bauen. Zurück in Südamerika präsentierte er seine Erfindungen. 

    Messerschmitt entwickelte ein gewinnbringendes Geschäftsmodell

    Sein Geschäftsmodell funktionierte. Im Alter von 40 Jahren erreichten ihn täglich vier bis fünf Bestellungen. Mit 40 Jahren hatte er auch schon ein beträchtliches Vermögen angehäuft. Jetzt wollte er die Welt kennenlernen. Deshalb brach der Selfmade-Millionär in Jeans und mit Rucksack auf. 125 Länder bereiste der technische Exportkaufmann. Er erlebte viele Abenteuer. Einmal galt er im Dschungel als verschollen und kehrte erst Wochen später mit Eingeborenen zurück. Die Leidenschaft für die Ferne und fremde Kulturen verband ihn mit einer Familie aus dem Augsburger Land.

    Zwischen dem Schloss (rechts) und der neuen Orangerie ist schon der neu angelegte Renaissancegarten zu erkennen. Das Grün der Stauden rahmt den Blickfang ein.
    Zwischen dem Schloss (rechts) und der neuen Orangerie ist schon der neu angelegte Renaissancegarten zu erkennen. Das Grün der Stauden rahmt den Blickfang ein. Foto: Maximilian Czysz

    Ethnologe Wolfgang Knabe und seine Frau Edith aus Königsbrunn freundeten sich mit Hermann Messerschmidt an. Sie teilten die Liebe für Kunst und Kultur. Der Unternehmer war ein ausgezeichneter Musiker. Er spielte Klavier, Orgel, Klarinette, Tenor-, Bariton- und Sopran-Saxofon, Quer-, Alt- und C-Flöte, Gitarre und Violine. Außerdem malte er. Auf dem Zeichenblock hielt er Reiseeindrücke fest und versuchte sich mit Ölfarben an Stillleben. Tausende Fotos entstanden auf seinen Reisen - wie bei Knabe, der mit dem Geländewagen die transasiatischen Handelswege bis nach Indien befuhr und mit seinem Forschungsschiff Mercator Handelsrouten süddeutscher Kaufleute auf den Weltmeeren erforschte.

    Nach 60 Jahren in Kolumbien und Venezuela kehrte Hermann Messerschmidt in seine schwäbische Heimat zurück. In ihm reifte der Gedanke, jahrhundertealte Kulturwerte zu erhalten und damit ein Kulturbewusstsein zu schaffen. Er entschied sich für ein besonderes Vermächtnis: Sein Lebenswerk sollte in einer Kulturerbe-Stiftung münden. Die hat es sich auf Empfehlung von Wolfgang Knabe zur Aufgabe gemacht, das Staudenschloss in Mickhausen zu erhalten. 2016 wurde das ehemalige Fugger-Jagdschloss gekauft. Drei Jahre später starb Messerschmidt. 

    Bei der Sanierung des ehemaligen Fugger-Jagdschlosses gibt es immer wieder interessante Details zu entdecken.
    Bei der Sanierung des ehemaligen Fugger-Jagdschlosses gibt es immer wieder interessante Details zu entdecken. Foto: Marcus Merk

    Die Leitung des Millionenprojekts Schlosssanierung ist ein Vollzeitjob für den 71-jährigen Wolfgang Knabe und seine Frau geworden. Eckpunkte sind die Schlosssanierung, die Musik und ein Museum, das, wie von Hermann Messerschmidt festgelegt, sich um die Geschichte und die Geschichten süddeutscher Kaufleute im 16. Jahrhundert in aller Welt dreht. Drei Millionen Euro sind bereits verbaut, weitere folgen. Rund 16 Millionen Euro sind insgesamt veranschlagt. Bis das Projekt abgeschlossen ist, werden noch einige Jahre vergehen.

    Seit einigen Tagen erinnert im neuen Renaissancegarten eine Stele an den Mäzen Messerschmidt. Sie besteht aus einem knapp zwei Meter hohen schwarzen Labrador-Granitblock, auch ein Wunsch des Stifters, der in einem Steinbruch in Norwegen abgebaut wurde. Bewusst hat Steinbildhauerin Christiane Hellmich aus Mittelneufnach die Oberfläche nicht poliert. Über dem Stein thront eine Weltkugel mit der Vorderansicht des amerikanischen Kontinents - im Süden hatte Messerschmidt einen Großteil seines Lebens verbracht. Die stilisierte Weltkugel findet sich deshalb auch im Wappen des Staudenschlosses. Die Schrift und ein Violinschlüssel sind in Blattgold ausgeführt: "Hermann Messerschmidt | 1932 - 2019 | Erfolgreicher Unternehmer, Musikliebhaber, vielseitiger Musiker, Weltreisender und Begründer der Hermann Messerschmidt Kulturerbe-Stiftung | 2016." 

    Die Geschichte des Schlosses von Mickhausen auf einen Blick

    Die Geschichte des Schlosses von Mickhausen reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Die Herren von Freyberg hatten es als Wasserschloss erbaut. Im Jahr 1498 erwarb es Kaiser Maximilian I. und baute es zu einem Jagdschloss um. 1528 kam es in den Besitz von Raymund Fugger, dem Ziehsohn Jakob Fuggers. In den darauffolgenden Jahren ließ Raymund das Schloss komplett neu aufbauen. Nach drei Jahrhunderten im Besitz der Fugger verkaufte der hoch verschuldete Graf Karl Anton Fugger-Nordendorf das Staudenschloss 1842 an den Grafen von Rechberg-Rothenlöwen im württembergischen Donzdorf. Von seinem neuen Besitzer erneut umgebaut, hat das Schloss im Wesentlichen bis heute sein damaliges Aussehen bewahrt. 1977 ging das Hauptschloss in den Besitz eines Maklers über.

    Eine besondere Atmosphäre hat der Innenhof der vierflügeligen Schlossanlage.
    Eine besondere Atmosphäre hat der Innenhof der vierflügeligen Schlossanlage. Foto: Marcus Merk

    Im August 2016 wurde das Wasserschloss von der Hermann-Messerschmidt-Kulturerbe-Stiftung erworben. Der imposante Hauptbau des Schlosses ist symmetrisch um einen Innenhof herum angelegt. Wichtigster Akzent der Außenfassaden ist das Hauptportal. Im Inneren erschließen entlang der Innenhoffassaden umlaufende Flure die rund 60 nach außen orientierten Räume. Nord-, West-, und Südflügel sind noch weitgehend dem renaissancezeitlichen Bestand von 1535/1536 zuzurechnen. Der Ostflügel wurde im ausgehenden 17. Jahrhundert unter dem Münchner Hofbaumeister Giovanni Antonio Viscardi erneuert. (mit wkl)

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