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Lechfeld: Eurofighter aus Neuburg erzürnen Lärmgegner

Lechfeld

Eurofighter aus Neuburg erzürnen Lärmgegner

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    Die Anlieger im Lechfeld klagen über den Fluglärm, den die Eurofighter aus Neuburg machen, die derzeit den Flughafen nutzen.
    Die Anlieger im Lechfeld klagen über den Fluglärm, den die Eurofighter aus Neuburg machen, die derzeit den Flughafen nutzen. Foto: Hermann Schmid (Archiv)

    Adelheid Hockenmaier sehnt sich nach dem Jagdbombergeschwader 32. Das hätte die Vorsitzende der Initiative gegen Fluglärm auf dem Lechfeld (IGFL) vor der Auflösung der beiden Tornadostaffeln nie gedacht.

    Doch jetzt ist sie verärgert darüber, wie inzwischen Eurofighter des Taktischen Jagdgeschwader 74 aus Neuburg den heimischen Flugplatz nutzen: „Für uns im weiten Umkreis des Fliegerhorstes Lechfeld lebenden Anlieger ist das ein Sturz zurück in die fliegerische Steinzeit.“ Der Bericht, dass die

    Anlieger klagen über Fluglärm

    Denn, so ihre Begründung: „Fluglärm macht krank und hier insbesondere der militärische, weil er überfallartig ausbricht.“ Das gelte für Kleinkinder besonders, aber auch für Erwachsene und sei mehrfach bewiesen. Klagen bekäme Hockenmaier aus der ganzen Staudenregion und auch aus den Gemeinden östlich des Lechs.

    Das einstige Jagdbombergeschwader 32 habe zusammen mit der Initiative gegen Fluglärm auf dem Lechfeld schon vor mehr als 20 Jahren lärmentlastende Flugverfahren entwickelt und eingeführt. Hockenmaier: „Diese Verfahren waren bis zum letzten Flug des JaboG32 Standard.“ Gemeint sind die Zeitfenster für Starts und Landungen sowie die festen An- und Abflugschneisen, die Flugzeuge in dieser Region einzuhalten haben.

    Dem Taktischen Luftwaffengeschwader 74 wirft die Vorsitzende der Fluglärmgegner vor, diese Routen nicht einzuhalten: „Vom ersten Start im Frühjahr 2013 bis heute ist Rücksichtnahme auf die Anlieger für das JG 74 offensichtlich ein Fremdwort.“

    Hockenmaier: Eurofigher fliegen zu niedrig

    Die von Kommodore Oberst Frank Gräfe zur Lärmentlastung selbst modifizierten An- und Abflugverfahren, würden seit dessen vorübergehender Versetzung nach Afghanistan ebenfalls „vollständig ignoriert“. Stattdessen würden Eurofighter zum Beispiel „in niedriger Höhe quer über Klosterlechfeld“ fliegen. Diese Gemeinde sei „wieder extrem betroffen“.

    Hinzu käme: „Anlieger rund um den Fliegerhorst Lechfeld bemängeln unisono Querflüge über die Ortschaften.“ Auf der Beschwerdeliste stehen laut Hockenmaier zudem „Überflüge teilweise in niedriger Höhe, von Süd nach Nord und zurück, 15 Mal und mehr in Folge über Lichtenberg und Scheuring, also weit außerhalb der sogenannten Platzrunde.“ Nach ihrer Information gehe es dabei um Umschulungen vom Tornado auf den Eurofighter. In einer Pressemitteilung schreibt Hockenmaier als Fazit: „So nicht mit uns JG 74. Ihr seid auf dem Standort Lechfeld Gäste – benehmt Euch endlich auch so!“

    Der derzeitige Kommodore, Oberstleutnant Holger Neumann, nimmt die Hinweise der IGFL ernst, doch nachvollziehen kann er sie nicht und listet mehrere Gegenargumente auf.

    Demnach habe sich an den Ab- und Abflugverfahren nichts geändert. Diese sind – wie für jeden Flugplatz – in einem internationalen Handbuch der Luftfahrt exakt beschrieben: „Daran muss sich jeder Pilot halten, egal ob in einer Cessna oder in einem Eurofighter.“ Auch Schulungsflüge ändern daran nichts: „Das sind alles ausgebildete Piloten. Sie halten sich an die Verfahren. Für uns ist das so, wie eine Ampel an der Kreuzung.“

    Die Zeitfenster hätten sich ebenfalls nicht nachteilig geändert. „Sie brauchen sich nur an den Platz zu stellen: Um 10 Uhr starten vier Maschinen. Nach der Mittagspause folgt um 14 Uhr der zweite Start.“

    Die Gesamtzahl der Flüge hätte sich in jüngster Zeit sogar wieder reduziert, da vier Eurofighter zum Schutz des baltischen Luftraums in Estland stationiert sind. Was allerdings hinzukomme, seien die angekündigten Vermessungsflüge zur neuen Kalibrierung der Höhenmesseinrichtungen der Eurofighter. Nicht spekulieren will Oberstleutnant Neumann zu einer technischen Frage: Ob der Eindruck vieler Menschen von gestiegenem Fluglärm etwas mit dem schnelleren und steileren Abflug der Eurofighter und damit einem größeren Schallkegel am Boden zu tun haben könnte?

    Neumann hält mit der Vermutung dagegen, dass der Schallpegel mit der Höhe auch abnehmen könnte. Fest stehe für ihn jedoch: Bezogen auf den Weg über Grund flögen die Eurofighter dieselben Wege wie früher die Tornados, also möglichst nicht über Ortschaften hinweg. Als technischer Unterschied fällt Neumann ein: „Anders als der Tornado, braucht der Eurofighter zum Starten keinen Nachbrenner, das ist also ein Vorteil.“

    Eurofighter fliegen in "hoheitlichem Auftrag"

    Um Verständnis wirbt der amtierende Geschwaderchef mit zwei Hinweisen: „Wir sind keine Flugsportgruppe und fliegen nicht zum Spaß. Wir haben einen hoheitlichen Auftrag.“ Dazu gehöre Übung und eine ständige Einsatzbereitschaft: „Wenn wir tatsächlich einmal außerhalb der Zeitfenster und ohne Einhaltung der Verfahren starten, dann besteht Gefahr im Luftraum und wir handeln im Rahmen des Air Policing.“

    Denn so wie derzeit über dem Baltikum, ist das Eurofightergeschwader auch in Deutschland ein Schutzschild. Es muss unklare Situationen durch eigenen Augenschein vor Ort klären und notfalls als Lotse oder durch ein Abdrängen reagieren. Auch wenn es sich meist nur um Verständigungspannen in der zivilen Luftfahrt handelt.

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