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Langerringen: Sterbebilder: Dieses Schicksal bewegt besonders

Langerringen

Sterbebilder: Dieses Schicksal bewegt besonders

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    Das Sterbebild erinnert an Anton Müller: Er starb mit 21 Jahren in Russland.
    Das Sterbebild erinnert an Anton Müller: Er starb mit 21 Jahren in Russland. Foto: Wendelin Hämmerle

    Mitte November zeigte der Langerringer Gemeindearchivar Wendelin Hämmerle eine Ausstellung von etwa 1500 Sterbebildern aus der Zeit von 1868 bis 1945 aus den drei Ortsteilen. Ein Tisch im Gemeindezentrum war den Gefallenen der beiden Weltkriege gewidmet und deshalb mit einem Stahlhelm und einem Feldkreuz aus Birkenstämmen drapiert.

    Auf den Sterbebildern sind Fotos von jungen Männern zu sehen, die sich bei der Einberufung in Uniform fotografieren ließen und darauf hofften, wieder heimkehren zu können. Dass diese Fotos als letzte Erinnerung auf einem Sterbebild gedruckt werden, wollten weder die Soldaten noch ihre Angehörigen wahrhaben, auch wenn solche Ängste ganz sicher vorhanden waren. Ein Schicksal ging Wendelin Hämmerle besonders nahe.

    Am Kriegerdenkmal erinnerte ein Holzkreuz an Anton Müller.
    Am Kriegerdenkmal erinnerte ein Holzkreuz an Anton Müller. Foto: Wendelin Hämmerle

    Ein talentierter Musiker aus Gennach

    Anton Müller wurde am 3. März 1920 in Gennach geboren. Er starb am 22. Juni 1941 bei Mianowek in Russland. Er war der zweite Soldat aus

    Der Frohsinn schweigt, und müßig liegt im Kasten, das liebvertraute Musikinstrument. Auch unser Jüngster ist hinausgezogen, hat die Trompete mit dem Helm vertauscht. Wisst ihr, wie oft Gedanken heimwärts flogen, wenn Schlachtenlärm ihn fürchterlich umrauscht? Er hat in Freud und Ernst uns oft begleitet, wenn ihn das Dorf zum Friedenseinsatz rief. Gewissenhaft hat er sich vorbereitet, dass reiner Ton das Messingblech durchlief. Beim Heldentag war er noch in den Reihen, und spielte ihnen auf zum letzten Gang. Heut gilt es ihm, es stehen die Getreuen vereint zum Lebewohl und Abschiedssang. Wir werden ihn auf Erden nimmer sehen, dem Gott die Musik in die Wiege gab. Und keiner will's dem andern eingestehen zu früh für ein Talent ist das Soldatengrab. Dein Heimgang schlug uns eine schwere Wunde, das Althorn fehlt im traulichen Verein. Mit Wehmut konstatiert die Bläserrunde, die Lücke wird noch lange schmerzlich sein.

    Auf das Gedicht war er bei seinen sehr intensiven Recherchen gestoßen. Weil absolut keine Unterlagen über die gefallenen und vermissten Soldaten von Gennach vorhanden waren, kam ihm der Gedanke, ein Gedenkbuch für die gefallenen und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege für den Soldaten- und Veteranenverein anzulegen. "Meine Datenbasis bestand aus den Fotografien, die ich vom Gennacher Kriegerdenkmal gemacht hatte. Ich habe die vorhandenen Archivunterlagen regelrecht umgedreht und jedes vorhandene Schriftstück angeschaut und ausgewertet", erinnert sich der Gemeindearchivar.

    Archivar Wendelin Hämmerle zeigte am Volkstrauertag eine große Ausstellung mit etwa 1500 Sterbebildern im Langerringer Gemeindezentrum.
    Archivar Wendelin Hämmerle zeigte am Volkstrauertag eine große Ausstellung mit etwa 1500 Sterbebildern im Langerringer Gemeindezentrum. Foto: Wendelin Hämmerle, privat

    Ein Drama des Zweiten Weltkriegs

    Hämmerle hatte im Jahr 2015 vom Vorsitzenden des Soldaten- und Veteranenvereins Gennach, Manfred Scherbaum, das Buch "Im Kessel" von Carl Schüddekopf zu lesen bekommen. Die Schilderungen von acht heimgekehrten Soldaten aus diesem Drama des Zweiten Weltkrieges, bei dem 290.000 deutsche Soldaten im Kessel von Stalingrad eingeschlossen wurden und nur etwa 5000 in ihre Heimat zurückkehrten, hatten ihn regelrecht erschüttert. "Dabei wurde mir nochmals vor Augen geführt, wie brutal und rücksichtslos Menschen gegenüber anderen Menschen sein können. Mir wurde bewusst, was diese zum Teil sehr jungen Menschen im Krieg mitgemacht haben, und dass es für uns selbstverständlich sein sollte, das Andenken an die Opfer beider Weltkriege zu bewahren", sagt Hämmerle.

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