Eine fast vergessene Tradition lebt in Langenneufnach wieder auf: das Schnitzen von Rübengeistern. Lange bevor sich der amerikanische Brauch mit Halloween und Kürbissen in der Region breitgemacht hat, wurden bereits schaurige Gesichter in Rüben geschnitzt. Wie das „Riabagoischterschnitza“ funktioniert, erklären Markus Schauer und Andreas Seitel vom Verein Langenneufnacher Landliebe.
„Wir haben uns überlegt, wie wir Traditionen im Dorf erhalten können, sind schließlich auf die Idee mit den Rüben gekommen und wollen dieses Kulturgut nun wieder zum Leben erwecken“, erklären die Vereinsvorsitzenden. Das gemeinsame Schnitzen von Rüben bot der Verein erstmals im vergangenen Jahr im Ort an. Das Echo war nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen groß.
Die Kerze gehört dazu
Ähnlich wie bei Kürbissen werden die Rüben mit einem Messer innen ausgehöhlt, Geistergesichter in die Oberfläche geschnitzt und dann von innen mit Kerzen beleuchtet. Im Gegensatz zum typisch amerikanischen Halloween verkleideten sich die Kinder bei diesem Brauch allerdings nicht und zögen auch nicht mit der Rübenfratze von Haus zu Haus, berichten die beiden Vereinsvorsitzenden.
Andreas Seitel kennt den Brauch seit seiner Kindheit. Gemeinsam mit seinem Vater hat er früher im Zeitraum um Allerheiligen das Herbstgemüse geschnitzt und auf die Terrasse gestellt. Warum diese Tradition fast in Vergessenheit geraten ist, können die beiden Vorsitzenden nicht genau erklären. Nur so viel: „Im Vergleich zu früher werden hier in der Region mittlerweile viel weniger Rüben angebaut. Gleichzeitig wird Halloween bei uns stark kommerzialisiert. Außerdem sind die Rüben härter als Kürbisse und daher ein wenig schwieriger zu bearbeiten.“
Optik und Farben verleihen besondere Ausdruckskraft
Vorteil an den Rüben ist allerdings die natürliche Form. Wurzeln, Beulen, Höcker und das Grün können im Gegensatz zu Kürbissen in die Formgebung einbezogen werden. Sie geben den Gruselgesichtern eine ganz besondere, eigene Ausdruckskraft. Die unterschiedlichen Farbtöne des Naturprodukts in Orange, Braun und Rot sind zusätzlich besonders ansprechend und setzen der Kreativität und Fantasie kaum Grenzen. Außerdem können die Rüben entweder oben oder unten aufgeschnitten werden, sodass auch die Blätter zum Beispiel als Haare für die Geister genommen werden können.
Die Rüben, die in Langenneufnach geschnitzt werden, stammen übrigens von einem Bauernhof aus Jettingen. Normalerweise werden sie maschinell geerntet. Für diesen Zweck werden die Futterrüben allerdings per Hand eingesammelt, um Beschädigungen vorzubeugen. „Wir verwenden Futterrüben, da Zuckerrüben viel zu hart wären für das Schnitzen“, sagt Markus Schauer und fügt hinzu: „Wichtig ist beim Schnitzen der Futterrüben ein sehr stabiles Messer.“
Aushöhlen mit dem Löffel funktioniert nicht
Anders als bei Kürbissen können die Rüben nicht mit einem Löffel ausgehöhlt werden, sondern müssen auch innen mit einem Messer bearbeitet werden. Nur für die Feinarbeit ist ein Löffel nötig. Beim gemeinsamen „Riabagoischterschnitza“ geben Schauer und Seitel gemeinsam mit ihren Vereinskollegen den Teilnehmern daher Tipps, erklären die richtige Handhabung und besorgen die Rüben.
Das gemeinsame „Riabagoischterschnitza“ in Langenneufnach ist heuer übrigens schon komplett ausgebucht. „Der Andrang und das Interesse sind sehr groß. Daher können wir dieses Jahr leider keine weiteren Teilnehmer mehr aufnehmen“, berichten Schauer und Seitel.
Wettbewerb Die Redaktion sucht das ausgefallenste Kürbisgesicht (und Rübengeister-gesicht) aus dem Augsburger Land. Fotografieren Sie Ihr Kürbis- und Rübengeistergesicht und schicken Sie uns ein Bild davon. Am schönsten wäre es, wenn der Schnitzer oder die Schnitzerinnen mit auf dem Foto sind. Schicken Sie das Bild mit dem Betreff „Kürbis“ und Ihrer Kürbisgeschichte per E-Mail an redaktion.landbote@augsburger-allgemeine.de oder an redaktion@schwabmuenchner-allgemeine.de. Bitte geben Sie dabei auch Ihre Adresse samt Telefonnummer an. Bei Fotos von Kindern bitte das Alter nicht vergessen.