Eine Partnerschule auf etwa 3300 Metern Höhe in einem abgelegenen Tal in Nepal – das dürften nur die wenigsten Schulen in Deutschland haben. Das Gymnasium Geretsried südlich von München gehört dazu: Seit 15 Jahren pflegen die Bayern einen intensiven Austausch mit der hoch in der Annapurnaregion gelegenen Lophelling Boarding School. Dass bereits 60 Schülerinnen und Schüler die Schule bei Begegnungsreisen kennenlernen konnten und einige nach dem Abitur die dortigen Lehrkräfte beim naturwissenschaftlichen Unterricht unterstützten, ist vor allem Stephan Baur zu verdanken: Der Langenneufnacher ist Lehrer für Mathematik, Informatik und Physik. Zur Schule ging er am Leonhard-Wagner-Gymnasium in Schwabmünchen. Er unterrichtete nach seinem Referendariat ein halbes Jahr an verschiedenen Schulen in Nepal und organisierte federführend die Kooperation.
Jetzt ist der Pädagoge im EWE Forum Alte Fleiwa in Oldenburg mit dem Klaus-von-Klitzing-Preis 2024 ausgezeichnet worden. Das geht aus einer Mitteilung der Universität Oldenburg hervor. Baur hatte sich erfolgreich gegen 56 Mitbewerberinnen und Mitbewerber aus dem ganzen Bundesgebiet durchgesetzt. Den mit 15.000 Euro dotierten Preis vergeben die Universität und die EWE Stiftung seit 2005 gemeinsam. Der Preis würdigt herausragendes Engagement in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Der Jury gehört Physik-Nobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing an.
Nobelpreisträger ist von der Arbeit eines Langenneufnachers begeistert
Die Jury war von Baurs ehrenamtlicher Arbeit beeindruckt. Der begeisterte Alpinist engagiert sich in weiteren Ländern für naturwissenschaftliche Bildung und nachhaltige Entwicklung. Baur hat am Curriculum eines Elektrotechnik-Bachelorstudiengang am Burkina Faso Institute of Technology mitgewirkt, der den Fokus auf erneuerbare Energien legt. Zudem hat er Kontakt zu weiteren Bildungseinrichtungen in Burkina Faso, Nepal, Simbabwe, Ghana, Togo und der Ukraine. Er gibt laut der Mitteilung der Universität Workshops für Lehrkräfte, erstellt Lehrkonzepte und arbeitet Ideen für Experimente aus, die auch mit einfachen und kostengünstigen Mitteln umzusetzen sind.
Indem Baur Physikthemen im Unterricht mit realen Projekten in aller Welt verknüpfe, entstehe eine besondere Glaubwürdigkeit, betont sein Kollege Robert Weisser, Fachschaftsleiter Physik am Gymnasium Geretsried: „Er bindet die Schüler mit ein, sie reisen mit ihm nach Nepal und sehen, was er dort bewirkt.“ Baur regte unter anderem den Bau einer Photovoltaikanlage und eines Warmwasserkollektors an der Lophelling Boarding School an. Regelmäßig verbringen ehemalige Schülerinnen und Schüler nach dem Abitur mehrere Monate an der nepalesischen Schule, unterstützen beim Unterricht, helfen bei Renovierungen und kümmern sich vor Ort darum, dass angestoßene Projekte weitergehen.
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