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Landkreis Augsburg: Was sagen Gläubige im Landkreis: Muss die Kirche reformiert werden?

Landkreis Augsburg

Was sagen Gläubige im Landkreis: Muss die Kirche reformiert werden?

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    Seit Jahren setzen sich Frauen dafür ein, dass sie Weiheämter in der katholischen Kirche übernehmen dürfen. Beim Synodalen Weg wurde diese Forderung zu Papier gebracht.
    Seit Jahren setzen sich Frauen dafür ein, dass sie Weiheämter in der katholischen Kirche übernehmen dürfen. Beim Synodalen Weg wurde diese Forderung zu Papier gebracht. Foto: dpa (Symbolbild)

    Das Zölibat soll abgeschafft und Frauen in Weiheämtern zugelassen werden. Homosexualität soll keine Sünde mehr sein und das kirchliche Arbeitsrecht modernisiert werden. Diese Forderungen wurden beim Synodalen Weg zu Papier gebracht. Aber wird die katholische Kirche die Reformen umsetzen? Was sagen Verantwortliche im Landkreis und was wünschen sich Gläubige vor Ort?

    "Ich halte diese Reformen für unumgänglich", sagt Patricia Schweier aus Königsbrunn. "Es reicht nicht, von der Gleichheit vor Gott zu predigen. Sie muss im Alltag gelebt werden." Das gelte besonders im Bezug auf Frauen. "Ich kenne einige Frauen, die Priesterinnen werden wollen", sagt Schweier. Sie selbst verspürte den Wunsch während ihres Theologiestudiums, doch er blieb unerfüllt. Ihre Erfahrung verarbeitete die 67-Jährige später in einem Buch, in dem Frauen von ihrer Berufung zur Priesterin erzählen.

    Engagierte Gläubige sagt: "Wer am Altar steht, ist Nebensache",

    Doch bis heute ist ihnen der Zugang zu Weiheämtern in der katholischen Kirche versagt. Argumente dafür gibt es aus Sicht von Schweier nicht. Im Kern gehe es darum, die Botschaft Christi zu verkünden. "Wer am Altar steht, ist Nebensache", sagt Schweier. In der Bibel sei diese Form der Hierarchie nicht gerechtfertigt, denn Jesus begegne Frauen auf Augenhöhe. Auch der Vorwand, die Kirche besitze nicht die Vollmacht, Frauen zur Priesterweihe zuzulassen, da es sich um eine göttliche Verfügung handle, hält Schweier für unhaltbar: "Die Vollmacht, Frauen auszugrenzen, haben sich die Verantwortlichen auch herausgenommen."

    Schweier engagiert sich seit Jahren in der Königsbrunner Pfarrei Maria unterm Kreuz. Über 40 Jahre arbeitete sie als Religionslehrerin. Ihre Erfahrung zeigt: Es wird auch immer schwieriger, Jugendliche für die Kirche zu begeistern. Denn nicht nur der Glauben müsse vermittelt, sondern Strukturen verändert werden. "Der Kirche fehlt es an Glaubwürdigkeit, wenn sie gesellschaftliche Entwicklungen ignoriert", sagt Schweier. Sie selbst habe schon über einen Austritt nachgedacht, aber sie wolle sich für Veränderungen einsetzen.

    Der Synodale Weg - ein Reformprozess, der im Zuge der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche angestoßen wurde - gebe ihr Hoffnung. Aber ob das Pflichtzölibat aufgehoben oder Frauen in Weiheämtern zugelassen werden? "In der Kirchengeschichte hat es schon so manches Wunder gegeben", sagt die 67-Jährige. Die Kirche habe sich immer wieder reformiert. Schweier ist überzeugt: "Wenn der Synodale Weg wieder nur auf dem Papier endet, ist die Gefahr einer Spaltung innerhalb der Kirche hoch."

    Prodekan Schwabmünchen fürchtet Unversöhnlichkeit innerhalb der Kirche

    Das befürchtete auch Christoph Leutgäb, Pfarrer und Prodekan des Dekanats Schwabmünchen: "Ich habe keine Angst vor einem Wandel. Aber es wäre ein Drama, wenn der Synodalen Weg nur Unversöhnlichkeit hervorbringt." Es sei wichtig, über diese Themen zu sprechen und einander zuzuhören. Nur so zeige sich, was unverrückbar ist und was sich ändern muss. "Aber die Mehrheit bedeutet nicht automatisch die Wahrheit", sagt Leutgäb. Er vermisse in der Debatte die Kernfrage, nämlich, wie Menschen in ihrer Beziehung zu Jesus wachsen und seine Botschaft weitertragen können. Es gehe nicht nur um die Gestaltung von Ämtern und Strukturen, sondern auch darum, wie der Glaube weitergegeben wird, wie Netzwerke vor Ort entstehen und Gläubige sich einbringen können.

    Pfarrer Christoph Leutgäb hat keine Angst vor Wandel.
    Pfarrer Christoph Leutgäb hat keine Angst vor Wandel. Foto: Felicitas Lachmayr (Archivbild)

    Maria Kalik, die seit Jahren in der Pfarreiengemeinschaft Neusäß aktiv ist, wünscht sich konkrete Veränderung. "Es braucht mehr Spielraum für eigene Entscheidungen", sagt sie. Ob ein Priester heiraten möchte oder nicht, sei ihm im besten Falle selbst überlassen. Auch gebe es viele Frauen, die als Seelsorgerinnen geeignet wären. Doch mit der Zulassung sei es nicht getan, auch die Haltung mancher Männer müsste sich dann ändern. "Die Kirche sägt seit Jahren am eigenen Ast", sagt Kalik. Die Zusammenlegung einzelner Gemeinden zu immer größeren Pfarreien erschwere die Arbeit und den Austausch zusätzlich.

    Gemeindereferentin wünscht sich ehrlicheren Umgang mit Missbrauchsfällen

    Davon ist auch eine Gemeindereferentin aus dem nördlichen Landkreis überzeugt. In den großen Pfarreiengemeinschaften sei es schwierig, mit Menschen in Kontakt zu bleiben. Dabei lebe die Kirche von der Begegnung vor Ort. Auch sie hält Reformen für unumgänglich. Es sei wichtig, offen über Themen wie die Abschaffung des Zölibats oder die Zulassung von Frauen in Weihämter zu sprechen. Der Synodale Weg könne Veränderungen auf den Weg bringen, doch die Umsetzung werde dauern. "Ich erwarte nicht, dass sich in den nächsten fünf Jahren etwas bewegt, aber das Diakonat für Frauen wäre ein erster Schritt", sagt die Gemeindereferentin, die sich seit 30 Jahren in der Kirche engagiert.

    Auch wünscht sie sich eine stärkere Teilhabe. In höheren Gremien seien zwar Laien und Frauen vertreten, aber sie hätten oft nur eine beratende, keine entscheidende Funktion. Auch sie habe schon an einen Austritt gedacht, aber sie wolle in der Pfarrei etwas bewegen. "Ich bin erschrocken und traurig über die Missbrauchsfälle und den unehrlichen Umgang damit", sagt sie. Die Verantwortlichen sollten sich der Wahrheit stellen und sich entschiedener dafür einsetzen, dass sich solche Fälle nicht wiederholen.

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