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Landkreis Augsburg: Umweltschutz: Müllsünder im Landkreis bekommen die Gelbe Karte

Landkreis Augsburg

Umweltschutz: Müllsünder im Landkreis bekommen die Gelbe Karte

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    Plastikmüll in der Biotonne stört die Kompostierung und sorgt für enorme Kosten. Nun will der Abfallwirtschaftsbetrieb dagegen vorgehen.
    Plastikmüll in der Biotonne stört die Kompostierung und sorgt für enorme Kosten. Nun will der Abfallwirtschaftsbetrieb dagegen vorgehen. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Der Blick auf die Biotonne dürfte in den vergangenen Tagen einige Schwabmünchner verwundert haben. An 325 Tonnen baumelte eine Gelbe Karte mit dem Hinweis, die Tonne sei falsch befüllt.

    Das wollte eine Anwohnerin nicht auf sich sitzen lassen und wandte sich an den Abfallwirtschaftsbetrieb. Mit dem Ergebnis: Es handelte sich um ein Missverständnis der zuständigen Entsorgungsfirma. Die Tonnen wurde fälschlicherweise mit einer Gelben Karten versehen. Lediglich in zwei Behältern befanden sich Stoffe, die nicht in die Biotonne gehören.

    Das ärgerte nicht nur die Anwohner. Auch Daniela Bravi, Werkleiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs war wenig erfreut über den Vorfall. „Ich habe die zuständige Firma aufgefordert, sich bei der nächsten Leerung mit Zetteln bei den Anwohnern zu entschuldigen“, sagt sie. Zwar handelte es sich bei der Verteilung der Warnhinweise um ein Versehen. Doch Müllsünder müssen sich künftig tatsächlich vorsehen.

    Was ist in den Biotonnen im Landkreis? Oftmals nicht nur Bioabfall.
    Was ist in den Biotonnen im Landkreis? Oftmals nicht nur Bioabfall. Foto: Arno Burgi/dpa (Symbolbild)

    Müllsünder im Landkreis Augsburg bekommen die Gelbe Karte

    Seit Anfang der Woche werden Gelbe Karten verteilt, wenn sich Störstoffe wie Plastik, Metall oder Restmüll im Biomüll befinden. „Zwei Detektoren am Müllfahrzeug durchleuchten die Tonne bei der Leerung und schlagen Alarm bei allem, was metallisch leitfähig ist“, erklärt Bravi. So werden Abfälle wie Dosen, Chipstüten oder Deckel von Joghurtbechern schnell erkannt.

    Im September endet die Zeit der Verwarnungen. Dann werden Biotonnen, die immer noch mit falschen Materialien befüllt sind, mit einer Roten Karte markiert und nicht mehr geleert. Bürger haben dann drei Möglichkeiten: Sie können die Tonne eigenhändig nachsortieren, den Abfall in einen Restmüllsack umfüllen oder eine Sonderleerung beantragen. Das sei mit 43 Euro pro Biotonne nicht billig. Aber nur so ließen sich der Verwaltungsaufwand, die gesonderte Abholung und die Verbrennungskosten decken.

    Das neue System ist Teil einer landkreisweiten Kampagne gegen Plastik im Biomüll. Nach Angaben von Bravi fallen im Landkreis Augsburg jährlich rund 33.000 Tonnen Biomüll an. Allein im vergangenen Jahr mussten etwa 700 Tonnen an Störstoffen aussortiert werden. Das entspricht etwa der Ladung von 80 Müllfahrzeugen. Diese riesigen Mengen auszusortieren und zu verbrennen, bedeute einen enormen Mehraufwand.

    700 Tonnen „Störstoffe“ landen pro Jahr im Biomüll

    Das neue System ist Teil einer landkreisweiten Kampagne gegen Plastik im Biomüll. Nach Angaben von Bravi fallen im Landkreis Augsburg jährlich rund 33 000 Tonnen Biomüll an. Allein im vergangenen Jahr mussten etwa 700 Tonnen an Störstoffen aussortiert werden. Das entspricht etwa der Ladung von 80 Müllfahrzeugen. Diese riesigen Mengen auszusortieren und zu verbrennen, bedeute einen enormen Mehraufwand.

    Die Kosten dafür sollen künftig diejenigen tragen, die den Biomüll verunreinigen. „Viele Bürger befüllen ihre Tonne vorbildlich“, sagt Bravi. „Sie sollen von dem neuen System profitieren.“ Hinzu kommt, dass Störstoffe in der Vergärungsanlage in Lechhausen nur zum Teil vorher aussortiert werden können.

    Aus den Bioabfällen wird dort Biogas erzeugt. Doch Fremdstoffe wie Metalle, Plastik oder Textilien können nicht verwertet werden. Größere Teile beschädigen die Anlage. Problematisch sind Bravi zufolge auch kompostierbare Plastikbeutel. Denn die müssten lange rotten, dafür fehle in der Vergärungsanlage aber die Zeit. So landet das dünnwandige Plastik als Mikroplastik im Kompost.

    Die Kosten dafür sollen künftig diejenigen tragen, die den Biomüll verunreinigen. „Viele Bürger befüllen ihre Tonne vorbildlich“, sagt Bravi. „Sie sollen von dem neuen System profitieren.“ Hinzu kommt, dass Störstoffe in der Vergärungsanlage in Lechhausen nur zum Teil vorher aussortiert werden können.

    Nur pflanzliche Abfälle dürfen in die Biotonne, kein Plastik

    Aus den Bioabfällen wird dort Biogas erzeugt. Doch Fremdstoffe wie Metalle, Plastik oder Textilien können nicht verwertet werden. Größere Teile beschädigen die Anlage. Problematisch sind Bravi zufolge auch kompostierbare Plastikbeutel. Denn die müssten lange rotten, dafür fehle in der Vergärungsanlage aber die Zeit. So landet das dünnwandige Plastik als Mikroplastik im Kompost.

    Mit der Verteilung der Gelben Karten sollte im Frühjahr begonnen werden, doch wegen der Corona-Krise wurde der Start verschoben. Bürger erhielten lediglich Info-Flyer, die erklären, was in die Biotonne darf und was nicht. Bravi erklärt: „Die Biotonne ist ein Vegetarier.“ So gehören alle pflanzlichen Abfälle aus Haus und Garten sowie pflanzliche Speisereste hinein. Auch Äste, die vom Buchsbaumzünsler befallen sind – einem Schädling, der die Blätter des Buchses kahl frisst – dürfen der Expertin zufolge über die Biotonne entsorgt werden.

    Doch die Werkleiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs weiß: Trotz der landkreisweiten Informationskampagne landen immer wieder Fremdstoffe in den Biotonnen – von Zigarettenkippen über Fleischreste bis hin zu Nägeln. „Wir haben auch schon einen toten Hasen in einer Tonne entdeckt“, sagt Bravi.

    Der Abfallwirtschaftsbetrieb untersucht die Tonnen mit Detektoren

    Eine Untersuchung des Bifa-Umweltinstituts aus dem vergangenen Jahr zeigt, dass es bei der Verunreinigung des Biomülls Unterschiede gibt. Während in städtischen Gebieten vor allem Kunststoffreste wie Müllbeutel unerlaubt in der Biotonne landen, sorgen in ländlichen Gegenden eher Hygieneartikel wie Windeln oder Abschminktücher oder auch Pappe für Probleme.

    Was darf in die Biotonne und was nicht?

    Zeitungspapier Bioabfälle dürfen in Zeitungspapier oder Küchenkrepp eingewickelt werden. Das verringert Gerüche im Sommer und verhindert das Einfrieren im Winter. Auch Gesteinsmehl oder Gartenkalk bindet Feuchtigkeit und verhindert Gerüche.

    Mülltüten Um Bioabfall zu sammeln, dürfen keine Plastiktüten verwendet werden. Auch die im Handel erhältlichen biologisch abbaubaren Kunststofftüten sind für die Vergärung und anschließende Kompostierung des Biomülls ungeeignet.

    Gartenabfälle Kleine Mengen an Gartenabfällen dürfen in der Biotonne entsorgt werden. Dazu gehören Rasenschnitt, Laub, Fallobst, Unkraut, Topfpflanzen, Schnittblumen, Baum- oder Heckenschnitt. Große Mengen müssen bei entsprechenden Entsorgungsstellen abgegeben werden. Auch Erde und Kompost müssen gesondert entsorgt werden.

    Lebensmittel Speisereste pflanzlicher Herkunft, Obst- und Gemüsereste, Kaffeefilter und Eierschalen dürfen in die Biotonne.

    Verboten Zeitschriften, Milchpackungen, Tempos, Asche, Grillkohle, Windeln, Zigarettenkippen, Textilien, Staubsaugerbeutel, Tierkadaver, Fäkalien, Haare, Tapetenreste und sonstiger Problemabfall gehören nicht in die braune Tonne.

    Reinigung Um Gerüche zu vermeiden, sollte die Biotonne regelmäßig gereinigt werden. Am besten eignet sich Regenwasser. Deckel und Rand können auch mit Essigwasser gesäubert werden. Chemikalien dürfen nicht verwendet werden.

    Abholung Die Biotonne sollte auch dann zur Leerung bereitgestellt werden, wenn sie noch nicht ganz voll ist.

    Platz Die Biotonne sollte im Schatten stehen. Der Abfall sollte locker bis etwa ein bis zwei Handbreit unter dem Tonnenrand in die Tonne gefüllt werden. So kann die Luft zirkulieren.

    Tipps Feuchte Abfälle wie Kaffeefilter sollten gut abgetropft werden, bevor sie in der Biotonne landen. Legt man den Tonnenboden mit Zeitungspapier oder Reisig aus, bleiben die Abfälle nicht an der Tonne kleben.

    Mehr Mitspracherecht haben Anwohner beim Gelben Sack, über den Verpackungsmüll gesammelt wird. Insgesamt 6300 Tonnen fielen im vergangenen Jahr im Augsburger Land an. Eine Bürgerbefragung im Herbst diesen Jahres soll mit entscheiden, ob der Gelbe Sack von der Gelben Tonne ersetzt wird.

    Das Thema hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Diskussionen gesorgt. Nach Angaben von Bravi wäre eine Einführung der Gelben Tonne frühestens 2022 möglich. In der Stadt Augsburg gibt es diese bereits. Über sie können neben Verpackungen auch Altmetalle und Plastikgegenstände wie Blumenkübel entsorgt werden – Stoffe, die im Landkreis noch zum Wertstoffhof gebracht werden müssen.

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