Das Rote Kreuz gibt Tipps, die Leben retten können
In einer neuen Serie geht es um Erste Hilfe für den Alltag. Mitarbeiter des Roten Kreuz erklären, wie jeder in einer Notlage helfen kann. Etwa bei einem Kreislaufstillstand.
Aus den Augen aus dem Sinn: Bei den meisten liegt der Erste-Hilfe-Kurs länger zurück. In einer neuen Serie sollen die Kenntnisse aufgefrischt werden. Vom Herz-Kreislauf-Stillstand bis zum Wespenstich: Anhand praktischer und realitätsnaher Beispiele geben Mitarbeiter des Roten Kreuz Tipps, die Leben retten können.
Als der Opa nicht rechtzeitig zum Abendessen kommt
Als rüstiger Rentner verbringt er gerne seine Freizeit in der Hobbywerkstatt. Als seine Familie zu Besuch ist, möchte er vor dem gemeinsamen Abendessen noch schnell das Fahrrad seines Enkels reparieren. Das ist für den Rentner eine Kleinigkeit. Eigentlich. Als er nicht rechtzeitig zum Abendessen kommt, schauen die Angehörigen in der Werkstatt nach ihm. Was für ein Schreck: Leblos liegt er auf dem Boden. Sie rütteln an ihm, doch er rührt sich nicht. Offensichtlich atmet er nicht. Seine Haut sieht bläulich-blass aus.
Sofort wieder beleben
Notfallsanitäter Florian Scherer weiß, was in diesem Augenblick zu tun ist: Der Mann muss sofort wiederbelebt werden, weil die Gefahr eines Kreislaufstillstands besteht. Sollte der Patient nicht mehr atmen – es sind keine Atemgeräusche zu hören, die Brust hebt und senkt sich nicht und die Haut im Gesicht ist bläulich verfärbt - ist Schnelligkeit gefragt. Fakt ist: Jede Minute, die ohne Maßnahmen verstreicht, sinkt die Überlebenschance um zehn Prozent, eine Schädigung des Gehirns wird immer wahrscheinlicher.
Mit jeder ungenutzten Minute sinkt die Überlebenschance
Eile ist geboten: Der Ersthelfer drückt nach der BRK-Anleitung beherzt mit übereinander gelegten Händen in der Mitte des Brustkorbs das Brustbein kräftig und rhythmisch senkrecht nach unten. Das heißt: Etwa fünf Zentimeter tief, das entspricht etwa einer Handbreite. Nicht erschrecken: Laut Rotem Kreuz ist es möglich, dass das Brustbein oder die Rippen dabei verletzt werden. Das sei jedoch unvermeidbar und beeinträchtigt den Betroffenen nicht. Eine Atemspende sei möglich, aber keinesfalls verpflichtend, da sie die meisten Ersthelfer aus verschiedensten Gründen überfordere. Generell gelte: „Drücken“ steht vor „Beatmen“, denn im Blut ist für zehn Minuten Sauerstoff gespeichert.
Ruhe in der Ausnahmesituation bewahren
Was hilft, in der Ausnahmesituation Ruhe zu bewahren und die richtige Geschwindigkeit der Herzdruckmassage zu erreichen: Leise „staying alive“ der bekannten Popgruppe Bee Gees singen und im Takt der Musik die Druckmassage ausführen. „Das soll keinesfalls geschmacklos erscheinen, auch Profis tun das“, sagt Notfallsanitäter Florian Scherer, der in Neusäß eine Bildungsstätte für Notfallmedizin betreibt und Ausbilder beim BRK ist. Und: „Bei der Reanimation wird ein immer gleiches, standardisiertes Vorgehen wiederholt.“
Umstehende um Mithilfe bitten
Die schnelle und richtige Herzlungenwiederbelebung sei überlebensnotwendig, einfach und im wahrsten Sinne des Ortes „herzergreifend“. Auch Umstehende sollten um Hilfe gebeten werden. Bei der Herzdruckmassage sollte man sich alle zwei Minuten abwechseln. Helfen könne auch ein Defibrillator – wenn er in der Nähe verfügbar ist. Das BRK rät außerdem: „Legen Sie Ihr Handy neben sich, wählen die 112 und stellen es auf die Laut-Funktion, denn auch die Rettungsdienst-Leitstelle kann und wird telefonisch unterstützen, bis der Rettungsdienst eintrifft.“
Ein Sonderfall sind Säuglinge und Kinder. Für sie gelten besondere Herz-Lungen-Wiederbelebungsmaßnahmen. Übrigens: In 70 Prozent der Fälle kennt der Ersthelfer die Person, die es betrifft. Meist sind es Familienangehörige oder Freunde.
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