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Landkreis Augsburg: Ostermessen: Was Pfarrer im Landkreis zum verschärften Lockdown sagen

Landkreis Augsburg

Ostermessen: Was Pfarrer im Landkreis zum verschärften Lockdown sagen

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    Rund 100 Gläubige durften bislang in der Schwabmünchner St.-Michael-Kirche am Gottesdienst teilnehmen. Doch an Ostern sind die Kirchen aufgefordert, Gottesdienste nur virtuell anzubieten.
    Rund 100 Gläubige durften bislang in der Schwabmünchner St.-Michael-Kirche am Gottesdienst teilnehmen. Doch an Ostern sind die Kirchen aufgefordert, Gottesdienste nur virtuell anzubieten. Foto: Christian Kruppe (Archivbild)

    Am Montag haben Bund und Länder beschlossen, dass für die Ostertage vom 1. bis zum 5. April eine "erweitere Ruhezeit" gelten soll. Neben strikteren Kontaktbeschränkungen und einem Versammlungsverbot erging auch ein Appell an die Kirchen: Die Ostergottesdienste sollen nicht in Präsenz, sondern virtuell abgehalten werden. Was bedeutet das für die Gottesdienste im Landkreis?

    "Mir schwante es", sagt Pfarrer Ernst Sperber von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Königsbrunn. Seit mehr als 150 Jahren würden in Königsbrunn ohne Unterbrechung Ostergottesdienste abgehalten. Bis gestern hoffte Pfarrer Sperber, dass der virtuelle Gottesdienst im vergangenen Jahr eine Ausnahme bleiben würde. Er und auch andere Kirchengemeinden im Landkreis rechneten fest mit Ostermessen vor Ort.

    Für Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag hatte die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Königsbrunn bereits Gottesdienste vorgesehen. Die Planungen begannen Sperber zufolge mit einem halben Jahr Vorlauf. "Wie wir es hinkriegen sollen, uns jetzt so schnell umzustellen, wissen wir nicht", sagt der Pfarrer.

    Dekan Thomas Rauch ist überrascht und enttäuscht von Regierungsappell

    Auch Schwabmünchens Pfarrer Christoph Leutgäb hatte nicht damit gerechnet, dass die Gottesdienste vor Ort zur Diskussion stehen. "Eine Woche vor Ostern ist dieser Appell herausfordernd, denn die Planungen und Hygienekonzepte stehen längst", sagt Leutgäb. Er hofft, dass nach Gesprächen zwischen Regierung und Kirchenvertretern die Ostermessen stattfinden dürften. Doch vor allem wünscht er sich eins: baldige Klarheit.

    Dekan Thomas Rauch ist vom Appell ebenfalls überrascht und enttäuscht, wie er sagt. Über die Sinnhaftigkeit bestimmter Maßnahmen lasse sich streiten. Ab nächster Woche hätten sich Gläubige für die Ostergottesdienste in Bobingen anmelden können. Es bleibe abzuwarten, ob das nun möglich ist.

    "Digitale Angebote hatten wir sowieso eingeplant", sagt Rauch. "Aber es macht auch virtuell einen Unterschied, ob Gläubige an der Osternacht teilnehmen oder ob ich allein mit den Ministranten und dem Mesner in der Kirche stehe." Es sei für alle eine schwierige Zeit. "Es ist wie es ist. Wir können nur versuchen, das Beste daraus zu machen", sagt Rauch.

    Für virtuelle Gottesdienste fehlt es manchen Pfarreien an der Technik

    Wie der Dekan ist auch Pfarrer John Joji von der Pfarrgemeinschaft Stauden überrumpelt - vor allem aber "enttäuscht", gibt er zu. In den vergangenen Wochen seien alle Gottesdienste mit ausgeklügeltem Hygienekonzept abgehalten worden. Deshalb hat Pfarrer Joji die Hoffnung noch nicht aufgegeben: "In welche Richtung ein Alternativprogramm gehen wird, weiß ich noch nicht.". Er warte auf eine Mitteilung der Diözese Augsburg und müsse sich mit den Pastoralratsvorsitzenden besprechen.

    In einem sind sich der Mickhauser Pfarrer und Pfarrer Sperber aus Königsbrunn einig: Für virtuelle Gottesdiensten fehlt es an der richtigen Technik. Die Menschen würden Qualität erwarten und hätten sie verdient, erklärt Sperber. Ohne entsprechende Kameras und Vorbereitung sei das nicht umsetzbar. Außerdem koste es viel Geld.

    In Klosterlechfeld erfahren Kinder per App mehr über den Kreuzweg

    Anders sieht das Thomas Demel, leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Lechfeld. Er überträgt seine Messen schon seit dem ersten Lockdown vor einem Jahr online. "Wir haben von Anfang parallel geplant, deshalb bin ich relativ entspannt, was die organisatorischen Änderungen angeht", sagt Demel. Er habe im Pfarrbrief bereits darauf hingewiesen, dass die Osternacht ausfallen könnte, falls erneut eine Ausgangssperre verhängt wird.

    Dass nun tatsächlich keine Gottesdienste vor Ort stattfinden sollen, hat ihn dennoch überrascht. "Es ist bedauerlich, denn die Glaubensausübung lebt von der Begegnung", sagt Demel. Umso wichtiger sei es, die Menschen auf anderem Weg zu erreichen. Auf dem Youtube-Kanal der Pfarreiengemeinschaft lädt er nun Filme zur Ostergeschichte hoch.

    Am Kalvarienberg in Klosterlechfeld erfahren Kinder per App mehr über den Kreuzweg. "Ich habe mir angewöhnt, mich auf das zu konzentrieren, was möglich ist, und nicht auf das, was nicht geht", sagt Demel. Trotzdem hofft auch er, dass Ostern in der Kirche gefeiert werden könne: "Wir müssen abwarten, was die Bischöfe und Politiker auskarteln."

    Augsburger Bischof hofft auf offenen Dialog mit der Regierung

    Der Augsburger Bischof Bertram Meier erklärte am Dienstag, die Priester und Ehrenamtlichen würden seit Wochen viel Zeit investieren, um trotz Einschränkungen Gottesdienste zu feiern. "Unsere ausgefeilten Hygienekonzepte haben dazu beigetragen, dass mir kein Fall im Bistum bekannt ist, der als Corona-Infektionsherd identifiziert wurde", erklärte Meier.

    Er hoffe, dass nach einem Dialog zwischen Regierung und Kirchen doch öffentliche Präsenzgottesdienste unter strengen Auflagen gefeiert werden können. "Die Kirche ist keine virtuelle Organisation, sondern eine lebendige Gemeinschaft", so Meier.

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