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Niedriger Milchpreis: Viele Landwirte im Augsburger Land sind besorgt
![Kaum wegzudenken und doch keinesfalls selbstverständlich: die Milch auf dem Frühstückstisch. Kaum wegzudenken und doch keinesfalls selbstverständlich: die Milch auf dem Frühstückstisch.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Der Milchpreis sinkt. Landwirten im Augsburger Land fehlt damit eine langfristige Perspektive.
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Der Milchpreis befindet sich im Sinkflug: Milch und Butter sind derzeit so günstig wie seit Monaten nicht mehr. Teilweise unter einem Euro kostet die Vollmilch im Supermarkt. Das freut die Verbraucher, bringt jedoch die Erzeuger in Bedrängnis. Denn für die Milchbauern ist das angesichts der gestiegenen Erzeugungskosten kaum noch leistbar.
Walburga Meitinger, 62, ist Milchbäuerin aus Dinkelscherben, Vorstandsmitglied beim Bund Deutscher Milchviehalter (BDM) und Kreisrätin. Sie und ihr Mann betreiben zusammen einen Milchviehbetrieb mit etwa 60 Kühen. Die Entwicklung des Milchpreises bereitet ihr Sorge: „Wir haben kürzlich wieder neue Preisverhandlungen gehabt. Und da mussten wir erfahren, dass die Milchpreise von 47 Cent jetzt um vier Cent und im nächsten Monat nochmal um drei Cent heruntergehen“, sagt sie. „Das ist für uns eine Katastrophe.“ Denn die Ausgaben, die der Betrieb hat, sinken nicht. „Für uns Landwirte ist das eine Situation, die langsam nicht mehr hinnehmbar ist.“
Aktuell liegt der Milchpreis für Landwirte unter der Rentabilitätsgrenze
Ein Milchpreis von 43 Cent ist für Martin Mayr vom Bayerischen Bauernverband ein herber Rückschlag. „Ich habe immer gedacht, dass bei 50 Cent der Boden erreicht ist“, sagt der Landwirt aus Kutzenhausen. Man habe schon Zeiten gehabt, in denen der Preis weiter unten war. Allerdings seien da die Erzeugerkosten bedeutend niedriger gewesen. Damit sich die Arbeit für die Landwirte rentiert, müsste der Milchpreis laut BDM-Vorstandssprecher Hans Foldenhauer in Deutschland bei 52 bis 53 Cent liegen. Das sei ein Niveau, bei dem die Futterkosten und die Bestandsergänzung gedeckt seien. Ein Aufwärtstrend ist laut Foldenhauer nicht in Sicht: „Es ist davon auszugehen, dass in nächster Zeit keine Erholung stattfinden wird“, so der Sprecher.
Wie kommt der Milchpreis zustande und was beeinflusst ihn?
Der Milchpreis hängt grundsätzlich davon ab, wie viel Milch auf dem Markt ist und wie viel Milch nachgefragt wird. Aktuell ist viel Angebot und wenig Nachfrage vorhanden. Neben der aktuell niedrigeren Nachfrage beeinflussen auch Energiepreise, Personal- und Verpackungskosten sowie Auflagen zu Transport und Haltung das Marktgeschehen und tragen zum Abwärtstrend bei: Nachdem die Bauern gute Preise im Herbst und Winter bekommen haben, sinkt der Preis seit Beginn des Jahres stetig. Die Preisverhandlungen um den Milchpreis verlaufen dabei zwischen Bauern und Molkereien, die wiederum ihre Produkte an den Einzelhandel weiterverkaufen – wobei der Preisdruck des Marktes sowohl Molkereien als auch Landwirte unter Druck setzt. Spielraum für Verhandlungen bleibt damit nur wenig.
Eine Lösung könnte eine seit Jahren diskutierte Reduzierung der Milchmengen sein – zwei bis drei Prozent pro Landwirt würden den Preis laut Schätzungen des BDM wieder nach oben bringen. Die Umsetzung sei jedoch schwierig, insbesondere durch die Einbindung Deutschlands in den Weltmarkt. „Diese Idee diskutieren wir seit 30 Jahren“, erklärt Mayr. Er glaube nicht, dass Deutschland den Weltmilchmarkt beeinflussen könne.
Die Landwirte blicken pessimistisch in die Zukunft
Auch Alfred Birkle aus Hiltenfingen sieht die Entwicklung des Milchpreises kritisch – die Politik müsse es schaffen, dass der Milchpreis nicht unter die Rentabilitätsgrenze sinke. „Im Endeffekt fehlt die langfristige Perspektive. Das bringt ja nichts, wenn wir jetzt ein Jahr lang einen hohen Milchpreis haben und dann wieder fünf Jahre lang einen schlechten.“ Kurzfristig ginge es sich schon, aber man müsse schließlich immer wieder Investitionen tätigen. „Das ist das, was mir eigentlich Bauchschmerzen bereitet.“ Birkle betreibt zusammen mit seiner Frau Maria Birkle einen kleineren Betrieb mit 35 Kühen. Die beiden haben vier Kinder, vom Beruf Landwirt hat er ihnen allerdings abgeraten. Der Jüngste hätte zwar gerne Landwirtschaftsschule gemacht, er habe ihn aber nicht gelassen, berichtet er. „Ich kann nicht guten Gewissens meinem Kind sagen, du wirst jetzt Bauer, wenn du nicht weißt, ob du in zehn Jahren überhaupt noch Geld verdienen wirst.“
Auch Walburga Meitinger, deren Sohn den Hof am 1. Juli übernommen hat, macht sich Sorgen, dass er von dem Hof nicht leben können wird. Denn das gehe nur, wenn der Preis stimme – und die Einsparungen nicht, wie momentan, die Bauern schultern müssten. „Weil die Preise für die Logistik und die Löhne, die sind ja hoch. Die Kosten sind da, das wird alles bei uns Landwirten abgezogen. Und wir wissen nicht genau, wo läuft das hin.“
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