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Landkreis Augsburg: Mit dabei auf dem Acker: So läuft die Kartoffelernte im Augsburger Land

In der Halle lagern die Kartoffeln in grünem Licht, damit sie nicht grün werden.
Landkreis Augsburg

Mit dabei auf dem Acker: So läuft die Kartoffelernte im Augsburger Land

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    Der Kartoffelvollernter ruckelt, als er anfährt und in das Feld nahe Thierhaupten einbiegt. Noch läuft das Fließband leer, doch schon wenige Sekunden später tauchen darauf die ersten Kartoffeln auf. Die Helfer, die oben stehen, greifen routiniert nach Steinen, Ästen und fauligen

    Auf dem Kartoffelvollernter werden die Kartoffeln sortiert.
    Auf dem Kartoffelvollernter werden die Kartoffeln sortiert. Foto: Anna Mohl

    Gezogen wird der Vollernter – auch Kartoffelroder genannt – vom Traktor, mit dem ihr Mann Josef Oßwald vorne fährt. Er erklärt, was unten gerade passiert:Das „Rodeschar“ schiebt sich unter das Kartoffelnest und befördert die Kartoffeln auf die Siebkette. Die Kartoffeln werden von den schlechten getrennt, oben werden Steine abgesammelt. Nach jeder Runde werden die Kartoffeln von dem Vollernter auf den Hänger geladen, der am Rand des Felds bereitsteht. 

    Dieser wird von jemandem an den Hof gebracht, wie beispielsweise vom Neffen Christian Oßwald, der an diesem Tag einige Male hin und her fährt. Am Hof werden die Kartoffeln dann von dem Hänger in den „Sturzbunker“ gekippt und nochmal von Erde gereinigt, von Erdklumpen und Steinen getrennt und von Josef Oßwald Senior sortiert. Die Kleinen und die Missratenen kommen raus, werden anderweitig verarbeitet. Der Rest wird mit dem Hallenfüller in die Halle gebracht, wo sie in grünem Licht gelagert werden, damit sie nicht grün werden. Von dort werden sie ganzjährig zum Abnehmer transportiert. Den ganzen Tag wiederholen sich diese Prozesse.

    Als es so heiß war, machte Josef Oßwald sich Sorgen

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    Neben dem Landwirt im Traktor sitzt sein dreijähriger Sohn, Luis,der sich mit einem Meterstab als auserkorenes Spielzeug reizend selbst beschäftigt und ab und zu etwas zu trinken verlangt. Hinten auf dem Kartoffelvollernter befinden sich auch zwei der älteren Söhne, vier sind es insgesamt. So wird Runde um Runde das Feld abgefahren. Der Zwei-Reiher kann es immer mit zwei Furchen auf einmal aufnehmen. Technisch hat sich einiges getan in den vergangenen Jahrzehnten, das merkt man nicht zuletzt an der Klimaanlage, dank der es sich in der Traktorkabine ganz gut aushalten lässt, während der Traktor in beruhigender Monotonie vor sich hin zuckelt. 

    Am Hof werden die kleinen Kartoffeln von den großen getrennt.
    Am Hof werden die kleinen Kartoffeln von den großen getrennt. Foto: Anna Mohl

    Über eine Kamera kann Oßwald die Sortierenden oben auf dem Kartoffelvollernter sehen. Ist oben wenig los, kann er schneller fahren, sonst fährt er langsamer. Die Sortierenden wechseln sich ab, drei bis vier sind es zumeist, aus der Familie oder dem Umkreis. „Wir haben super Frauen, die uns da jahrelang unterstützen“, lobt er. Freiwillige zu finden, sei schwierig, dementsprechend dankbar seien sie über die Hilfe. Die Zahl der Helfer bestimme auch, wie viel angepflanzt und geerntet werden könne. Derzeit sind das etwa 150 Tonnen am Tag, 45 Hektar werden von den Thierhauptern im Moment für den Kartoffelanbau genutzt. Angebaut wird die Sorte Fontane, gut geeignet für Pommes. Daneben bauen die Oßwalds Pflanzkartoffeln und Stärkekartoffeln an. Auch Sojabohnen, Dinkel, Weizen, Zuckerrüben und Mais werden im Fruchtwechsel angebaut.

    Den ganzen Tag ist die ganze Familie Oßwald in der Erntezeit auf den Beinen, um die Kartoffelernte zu bestellen.
    Den ganzen Tag ist die ganze Familie Oßwald in der Erntezeit auf den Beinen, um die Kartoffelernte zu bestellen. Foto: Anna Mohl

    Nochetwa drei Wochen bis Ende Oktober geht die Erntezeit, in dieser Zeit werden auf dem Angerhof etwa 2000 Tonnen Kartoffeln geerntet. Mit der bisherigen Ernte ist Oßwald zufrieden. Erst im Mai kam die Kartoffel in den Boden, nach der langen Nässe und Kälte – reichlich spät im Jahr: „So spät haben wir noch nie gepflanzt“, erklärt er. Ab Mai wurde es heiß, in dieser Zeit machte er sich Sorgen. „Man schließt im Voraus Verträge ab – kann man die nicht halten, hat man ein echtes Problem“, sagt er. Dann müsse man zukaufen und verdiene nichts dazu oder zahle gar drauf.

    „Das, was wir nicht ernten, können wir nicht verzehren“

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    Im August kam dann der Regen. Erst dann seien die Kartoffeln gewachsen. Wie es mit dem Wetter die nächsten Jahre werde, müsse man sehen, am Ende habe man es ohnehin nicht in der Hand. Man könne nur versuchen, das Beste daraus zu machen und etwa Sorten zu züchten, die klimatischen Stress aushalten. Für die Knolle ist Oßwald voll des Lobes: „Die Kartoffel ist ein Wunderwerk“, sagt der Landwirt. Was die in der kurzen Vegetationszeit schaffen könne, sei erstaunlich – acht bis 18 Tochterknollen bei einer Mutterknolle. 

    Nach jeder Rund werden die Kartoffeln vom Kartoffelvollernter in den Hänger gekippt.
    Nach jeder Rund werden die Kartoffeln vom Kartoffelvollernter in den Hänger gekippt. Foto: Anna Mohl

    Oßwald hat den Hof von seinem Vater, Josef Oßwald Senior, übernommen, schon dieser baute Kartoffeln an. Der Thierhauptener ist gerne Landwirt. Doch manchmal komme er schon ins Grübeln. Ein großes Problem ist für ihn die Bürokratie: Die vielen Regeln einzuhalten sei nicht einfach, vieles sei zu allgemein gedacht. Man müsse regionaler denken, Bayern brauche eine andere Agrarpolitik als Spanien. Er vermisse zudem ein wenig das Verständnis und den Respekt der Menschen. Dabei sei eine gelungene Ernte nicht nur für ihn wichtig, sondern auch für die Bevölkerung: „Wir ernten in der Region nur einmal im Jahr. Das muss man sich bewusst machen. Das, was wir nicht ernten, können wir nicht verzehren.“

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