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Landkreis Augsburg: Lohnt sich das Altpapiersammeln im Landkreis Augsburg für Vereine noch?

Landkreis Augsburg

Lohnt sich das Altpapiersammeln im Landkreis Augsburg für Vereine noch?

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    Vereine sammeln seit vielen Jahren im Augsburger Land Altpapier. Doch die Mengen gehen zurück.
    Vereine sammeln seit vielen Jahren im Augsburger Land Altpapier. Doch die Mengen gehen zurück. Foto: Karin Tautz

    Samstagmorgen. Altpapierbündel liegen an den Gehwegen. Im Laufe des Vormittags kommt ein Traktor vorbei, junge Burschen und Mädchen springen von der Ladefläche, laden die Bündel auf und weiter geht's. Alle paar Wochen geschieht das so oder so ähnlich in den Dörfern und Städten im Landkreis. Das gesammelte Altpapier wird in einen Container einer Recyclingfirma geworfen und abgeholt. Inzwischen aber stellt sich die Frage: Lohnt sich das noch?

    Altpapier ist ein wertvoller Rohstoff und die Wiederverwertung schont die Umwelt. So werden aus alten Zeitungen nach dem Auswaschen der Druckerschwärze und Entfernen der Spuckstoffe wie Klammern oder Klebereste wieder neue Zeitungen. Die Nachfrage nach möglichst sortenreinem Altpapier ist hoch und so werden für eine Tonne gemischtes Altpapier mit Zeitungen, Illustrierten und Werbeprospekten Preise zwischen 75 und 100 Euro bezahlt. Das ist eine gute Einnahmequelle für Vereine, die damit meist ihre Jugendarbeit finanziell unterstützen. Laut Wikipedia wird in Europa so viel Altpapier getrennt, gesammelt und für die Papierproduktion zur Verfügung gestellt wie nirgendwo sonst auf der Welt. Die Recyclingquote lag 2020 bei 72 Prozent.

    Altpapier im Landkreis Augsburg: Die Sammelmengen werden kleiner

    Doch diese Einnahmequelle sprudelt für die Vereine nicht mehr so kräftig wie noch vor einigen Jahren. Die Sammelmengen gehen zurück. Jürgen Bacher, Vorstandsmitglied und Organisator der Sammlungen bei der Bobinger Kolpingsfamilie, spricht von einem Rückgang um etwa 30 Prozent. Bei zwei Sammlungen pro Jahr im Frühjahr und Herbst ist der Erlös für die 16 Jugendgruppen um etwa ein Drittel auf rund 8000 Euro gesunken. Zu den Gründen sagt Bacher: "Es werden weniger Zeitungen gelesen wegen der digitalen Medien und es gibt auch kaum noch dicke Kataloge oder Telefonbücher. Das Papier wird zum Wertstoffhof gebracht oder in die blaue Altpapiertonne geworfen." Die Preise seien aufgrund der Verknappung sogar leicht gestiegen. 

    Genauso sieht es Holger Hübenthal von der Handballabteilung des TSV Schwabmünchen. Die Handballjugend sammelt seit 40 Jahren alle zwei Monate im Wechsel mit dem Roten Kreuz im Stadtgebiet Schwabmünchen. "Besonders in Neubaugebieten werden nur wenige Zeitungsbündel bereitgestellt, sodass sich das Sammeln dort kaum lohnt. Vermutlich haben Neuzugezogene noch keine Verbindung zu den Vereinen", sagt Hübenthal. Dies bestätigt Reinhard Hiller von der Schützengesellschaft Klosterlechfeld, die seit 1973 alle zwei Monate im Wechsel mit dem TSV Klosterlechfeld sammelt. "Wir machen damit trotz sinkender Einnahmen weiter, weil wir die rund 2000 Euro pro Jahr ganz dringend für die Jugendarbeit brauchen", sagt der erste Schützenmeister. 

    Auch Recyclingfirmen spüren einen Rückgang

    Die Sammlungen aus dem Raum Schwabmünchen und Bobingen landen meist bei der Recyclingfirma Goßner in Großaitingen. Dort wurde bestätigt, dass die Mengen aus Schwabmünchen von früher 20 bis 25 Tonnen auf etwa acht Tonnen pro Sammlung zurückgegangen sind. Der erste Einbruch sei bei der Einführung der blauen Tonne und der zweite während der Corona-Krise passiert. In dieser Zeit seien Zeitungen oft dünner gewesen, "und die Vereine durften nicht sammeln, und da haben sich auch die Leute eine blaue Tonne besorgt, die vorher noch keine hatten", erklärte eine Mitarbeiterin auf Anfrage. Die Firma Goßner liefert das Altpapier an die Papierfabriken von UPM Kymmene in Augsburg und Ettringen, wo es wieder zu Zeitungspapier verarbeitet wird. Eine andere Möglichkeit des Recyclings hat die Firma Schlichtling Baustoffe in Bobingen mit einem Abnehmer in der Schweiz gefunden, der aus Altpapier Dämmstoffe für Dächer herstellt. Auch Dieter Schlichtling bestätigt einen Rückgang von etwa 20 Prozent seit zwei Jahren.

    Für die Vereine im Augsburger Land bleibt Altpapiersammeln wichtig

    Im Norden des Landkreises werden die gleichen Erfahrungen gemacht. Josef Fink vom Obst- und Gartenbauverein Gablingen sagt, dass die Mengen bei den sechs Sammlungen pro Jahr von früher 15 Tonnen auf nunmehr acht Tonnen zurückgegangen seien. Ähnlich sieht es bei der Rotkreuz-Bereitschaft Steppach aus. "Beim Preis von 75 bis 90 Euro pro Tonne sind das etwa drei- bis viertausend Euro an Einnahmen für den Verein, die wir als einzige Einnahmequelle neben den Mitgliedsbeiträgen dringend brauchen", sagt Josef Fink, dessen Sammlungen von der Firma Remondis abgeholt werden. 

    Deshalb hoffen die Vereinsverantwortlichen, dass die Bürger sich auch in Zukunft die Mühe machen, Zeitungen und Zeitschriften in einem Karton für die nächste Vereinssammlung aufzuheben, und nur Verpackungen, Kartonagen und restliches Papier in der blauen Tonne zu entsorgen.

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