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Landkreis Augsburg: Hausbau und Klimawandel – so baut man zukunftsfähig

Landkreis Augsburg

Hausbau und Klimawandel – so baut man zukunftsfähig

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    Wohl dem, der es schon hat: das Passivhaus. Doch wie lebt es sich eigentlich darin?
    Wohl dem, der es schon hat: das Passivhaus. Doch wie lebt es sich eigentlich darin? Foto: Norbert Liesz; Augsburger Holzhaus GmbH

    Klimafreundliches Bauen ist zurzeit in aller Munde. Seit die Preise für Gas und Strom in die Höhe schießen, interessieren sich viel mehr Menschen für Möglichkeiten, mit erneuerbaren Energien die Nebenkosten zu drücken. Doch wie lebt es sich eigentlich in einem Haus, das seine Energie überwiegend selbst produziert? Und wann lohnt es sich, das Eigenheim umzurüsten?

    Auf die erste Frage hat Stefan Leitschuh eine klare Antwort: Seine Familie lebt seit 2008 in einem Passivhaus in Königsbrunn und fühlt sich sehr wohl. Passivhäuser werden die Eigenheime mit sehr niedrigem Energieverbrauch genannt. Im Fall des Heims von Familie Leitschuh bedeutet es, dass sie nur extrem wenig Energie einkaufen müssen. Ihr Haus wird über eine Luft-Wärmepumpe und eine zentrale Lüftungsanlage temperiert. Ein hoher Anteil des nötigen Stroms kommt von der Photovoltaikanlage auf dem Dach. "Während des Winters kaufen wir in zwei Monaten Strom zu. Ansonsten ist die Monatsbilanz positiv", sagt Leitschuh.

    Dicke Dämmschicht und schwere Bauweise halten das Passivhaus wohltemperiert

    Möglich macht das eine dicke Dämmschicht um das ganze Haus, dazu eine solide Mauer aus Kalksandstein und eine spezielle Dachkonstruktion, die Platz für eine Dämmung schafft. Im Sommer sorgt die schwere Bauweise, eine konsequente Verschattung und eine intensive Belüftung am Morgen dafür, dass in allen Räumen angenehme Temperaturen herrschen. Die Technik hat bequem in einem Kellerraum Platz, weder Lüftung noch Wärmepumpe verursachen nennenswerte Geräusche. Bis auf den regelmäßigen Austausch der Filter in der Lüftungsanlage fallen keine Wartungsarbeiten an.

    Wie viel mehr dieser Standard beim Bau gekostet hat, weiß Stefan Leitschuh nicht mehr: "Wir wollten es genauso und haben uns kein Angebot für eine andere Bauweise eingeholt. Erfahrene Planer kennen kostengünstige Lösungen, sodass die Mehrkosten nur wenige Prozent betragen". Doch die Dämmung halte 50 Jahre, die Technik sei sehr langlebig und in späteren Jahren werde man davon profitieren, dass man kaum nennenswerte Heizkosten habe: "Für uns ist das wie eine zweite Rente." Ändern würde er nur eines: Statt auf eine Luft- würde er auf eine Erdwärmepumpe setzen: "Die ist noch effizienter."

    Experten empfehlen den Einbau von Erdwärmepumpen

    Das sehen auch die Experten so. Johanna Rügamer ist Leiterin des Fachbereichs Klimaschutz und Mobilität des Landkreises Augsburg. Bei Anfragen von Bauherren empfiehlt sie gerne die Nutzung der Erdwärme. Die derzeitigen Lieferschwierigkeiten sollten die Interessenten allerdings einberechnen: Die Firmen, die die Löcher für die Erdsonden bohren, sind auf Monate hinaus ausgebucht. Ein neues Heizsystem alleine sei aber nicht das Entscheidende, sagt Rügamer: "Man muss immer das Haus als Ganzes betrachten." Ein wichtiger Schritt sei in jedem Fall eine gute Dämmung. Danach könne man in die Details einsteigen: Normale Heizkörper reichen beispielsweise bei einer Wärmepumpe nicht, um das Haus warm zu bekommen. "In solchen Fällen könnte man auf eine Pelletheizung setzen oder müsste großflächige Heizkörper oder eine Fußbodenheizung einbauen."

    Das Gelbe ist die Dämmung: Eine dicke Schicht sorgt dafür, dass Stephan Leitschuhs Passivhaus nicht zu viel Heizwärme an die Luft abgibt.
    Das Gelbe ist die Dämmung: Eine dicke Schicht sorgt dafür, dass Stephan Leitschuhs Passivhaus nicht zu viel Heizwärme an die Luft abgibt. Foto: Adrian Bauer

    In der derzeitigen Situation geht es den Klimaschützern vor allem um die Neubauten und die vielen sanierungsbedürftigen Altbauten. Angesichts der Weltlage könne er nur davon abraten, noch in fossile Energieträger zu investieren, sagt Martin Sambale, Geschäftsführer der Energiezentrale Allgäu, die Privatleute, Firmen und Kommunen in Sachen effizienter Energienutzung und Klimaschutz berät: "Es ergibt keinen Sinn, jetzt bei einem fünf Jahre alten Haus die Heizung auszutauschen. Aber bei einer geplanten Sanierung eine Gasheizung neu einzubauen, ist auch finanziell nicht empfehlenswert." Durch den Krieg in der Ukraine bekomme man einen Vorgeschmack auf die Preisentwicklung der nächsten Jahre. Um die Klimaziele zu erreichen, würden mit höheren CO2-Abgaben die Preise für fossile Energie erhöht.

    Termine zur Energieberatung sind derzeit stark nachgefragt

    Entsprechend groß ist das Interesse an den verschiedenen Beratungsangeboten. Bei der Energiezentrale Allgäu gibt es derzeit eine Wartezeit von sechs Wochen für einen Termin. Dort möchte man das Angebot in den nächsten Wochen noch ausbauen, um noch mehr Interessenten informieren zu können. Beim Landratsamt sind die Termine im September ebenfalls schon ausgebucht. Kurze Anfragen werden telefonisch behandelt, auch viele Kommunen bieten Energieberatungen an.

    Für Stephan Leitschuh ist die Elektromobilität der nächste Schritt hin zur Kopplung von Strom, Wärme und Verkehr: Bislang speist er den Sonnenstrom, den er nicht selbst verbraucht ins Netz ein. Doch der Vergütungsvertrag läuft nach 20 Jahren aus. Dann möchte er einen Teil des eigenen Stroms für ein Elektroauto nutzen, das auch als Batteriespeicher für das Haus dient.

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