Rund 65 freie Plätze gibt es derzeit in den dezentralen Flüchtlingsunterkünften des Landkreises. Wöchentlich kommen 20 bis 60 Menschen im Augsburger Land an. Die Zahl der Zuweisungen schwankt stark. "Wir fahren auf Sicht", sagte Landrat Martin Sailer am Montag im Kreisausschuss über die Situation, die viele Kommunen in Bayern vor Probleme stellt.
Bei der aktuellen Zahl der Flüchtlinge, die nach Bayern kommen, wird die Zahl der freien Plätze in den Unterkünften immer knapper. In den dezentralen Einrichtungen des Landkreises sind es aktuell rund 65, in den Unterkünften für Menschen aus der Ukraine 13. Vielleicht könnten es mehr sein - wenn die Vorgaben für angemieteten Wohnraum für Geflüchtete "nicht so starr" wären.
Dassler übt Kritik an der Vergabe von Wohnraum im Landkreis Augsburg
Die Grünen-Kreisrätin Silvia Dassler übt Kritik und fordert: "Wir brauchen einen gewissen Ermessensspielraum bei der Vergabe." Die Neusässerin kennt Beispiele von anerkannten Flüchtlingen, die zwar Wohnraum in Aussicht hatten. Aber dann sei die Unterbringung an Vorgaben gescheitert. Dassler: "Wir müssen doch froh sein um jeden Vermieter, der bereit ist, Wohnraum zur Verfügung zu stellen." Denn so würden auch wieder Plätze in den Unterkünften frei. Die sind nach Ansicht von Silvia Dassler kein Ort für Kinder, um groß zu werden. Sie hätten dort oft nicht einmal einen Tisch, um nach der Schule zu lernen. Auf den wenigen Quadratmetern gebe es keine Privatsphäre.
Sollte es im Landkreis mit Unterkunftsplätzen akut eng werden und die Kapazitäten an ihre Grenzen kommen, soll im Notfall auch auf Plätze in Beherbergungen ausgewichen werden. Das könnten zum Beispiel Pensionen sein, die schnell und übergangsweise angemietet werden, teilt ein Sprecher des Landratsamts mit. Eine ganz andere Option lässt der Präsident des Bayerischen Landkreistags, Thomas Karmasin, prüfen. Sollten die vorhandenen Unterkünfte nicht mehr reichen, dann könnten nach Ansicht des CSU-Politikers öffentliche oder private Liegenschaften für die Flüchtlingsunterbringung beschlagnahmt werden. Flüchtlinge sollten laut Karmasin nicht mehr in Turnhallen untergebracht werden.
3800 Flüchtlinge befinden aktuell im Landkreis Augsburg
So war es 2015, als ein Flüchtlingsstrom Bayern erreichte. Innerhalb kurzer Zeit wurde zum Beispiel die Turnhalle der Realschule Neusäß zur Notunterkunft umfunktioniert. 200 Menschen hatte fürs Erste ein Dach über dem Kopf. Damals wurden dem Landkreis mindestens 60 Asylbewerber wöchentlich zugewiesen. Aktuell sind es bis zu 60 Menschen, die Zahl schwankt nach Auskunft des Landratsamts. Rund 3800 Flüchtlinge sind es insgesamt, die aktuell im Landkreis leben. Knapp 1700 davon sind Asylbewerber. 2100 Menschen kommen aus der Ukraine und suchen Schutz vor dem Krieg. Der Großteil von ihnen, nämlich rund 1800, ist privat untergebracht.