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Landkreis Augsburg: Er hat Oberschönenfeld gerettet: Hans Frei ist tot

Landkreis Augsburg

Er hat Oberschönenfeld gerettet: Hans Frei ist tot

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    Der frühere Bezirksheimatpfleger Hans Frei ist gestorben.
    Der frühere Bezirksheimatpfleger Hans Frei ist gestorben. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Der ehemalige Bezirksheimatpfleger und Museumsdirektor Professor Hans Frei ist in dieser Woche im Alter von 87 Jahren gestorben. Durch sein Engagement wurde das Klosterareal Oberschönenfeld gerettet und im Laufe der Jahre zu einem überregional bekannten Kulturzentrum. Frei setzte sich zeitlebens und unermüdlich vehement für Denkmal-, Kultur- und Naturschutz sowie die schwäbische Museumslandschaft ein. Er gründete eine Stiftung, um herausragende Einrichtungen in Schwaben zu fördern. Er eckte an, war streitbar. Aber er hatte immer eines im Sinn: Die Schönheit Schwabens erhalten und sie anderen Menschen zeigen.

    Hans Frei, 1937 in Augsburg geboren, war von 1970 bis 1987 Schwabens Bezirksheimatpfleger und von 1988 bis 2003 Museumsdirektor für den Bezirk. In seinem letzten großen Interview vor zwei Jahren zählte er einige seiner großen Kämpfe auf, die er im Laufe seines Lebens ausgefochten hatte: „Ich erinnere mich auch noch an den Streit in Augsburg ums Zeughaus. Dort sollte ein Kaufhaus entstehen. Ich dachte: Das kann doch nicht sein! Ein jahrhundertealtes Gebäude für die Gemeinschaft mitten in der Stadt soll einfach für ein Allerweltskaufhaus verschwinden? Die Diskussion war für mich 1969 auch ein Grund, zur Heimatpflege zu gehen. Es gab früher viele dieser Beispiele und beim Thema Stadtsanierung habe ich viele Probleme gesehen und gleichzeitig Erfolge mit den Ämtern erreicht. In Nördlingen wurde zum Beispiel immer wieder nach Gründen gesucht, um die Stadtmauer für neue Bauflächen zu beseitigen. Ich sagte: Das darf auf keinen Fall passieren. Die Stadtmauer blieb, Nördlingen ist heute ohne sie nicht vorstellbar. Ich erinnere mich auch an Planungen für den Bau der A7 mitten durchs Ries durch eine intakte Agrarlandschaft mit Biotopen und vielen archäologischen Denkmälern. Oder ein Wasserkraftwerk an der Ostrach im Schutzgebiet. Gemeinsam mit Naturschützern gelang es, das zu verhindern. Ähnlich verlief der Kampf gegen eine Bergbahn auf das Riedberger Horn, die erhebliche Eingriffe in die Natur der Allgäuer Alpen bedeutet hätte.“

    Wie Hans Frei den Verfall von Oberschönenfeld verfolgte

    Unvergessen ist sein Einsatz für das Kloster Oberschönenfeld. Frei hatte das heruntergekommene Areal in Oberschönenfeld ins Schwäbische Volkskundemuseum verwandelt. Das Areal kannte er seit seiner Kindheit: Mit den Eltern wurde die Kirche angeschaut und im Wirtshaus eingekehrt. Als er im Herbst 1971 die Abtei wieder besuchte, bröckelte der Putz von den Wänden. „Ich habe mir damals gedacht: Da muss etwas passieren“, berichtete Frei viele Jahrzehnte später. „Als ich dann Heimatpfleger wurde, habe ich mich um den Erhalt der Baudenkmäler und der naturnahen Landschaft mit Wiesen, Bäumen und Bächen drumherum gekümmert.“

    Hans Frei war viele Jahre lang Bezirksheimatpfleger in Schwaben.
    Hans Frei war viele Jahre lang Bezirksheimatpfleger in Schwaben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Denkmalpflege steckte damals noch in den Kinderschuhen. „Es war schwierig. 1973 trat ein neues Gesetz in Kraft, das zum richtigen Zeitpunkt eine handfeste Förderung der Sanierung in Oberschönenfeld ermöglichte. Mit dem Landesamt für Denkmalpflege ließ sich einiges erreichen. Wie so oft ging es nur gemeinsam - also mit Bezirk, Landkreis, Gemeinde und dem Freundeskreis der Abtei. Im Laufe von 20 Jahren entstanden dann in den Gebäuden das Volkskundemuseum und das Naturparkhaus“, erinnerte sich Frei vor zwei Jahren.

    Oberschönenfeld wurde Vorbild für Erhalt historischer Gebäude

    Oberschönenfeld wurde später ein Modell in Schwaben für den Erhalt anderer historischer Gebäude. Wichtig war für Frei immer auch das Programmangebot: Nicht nur erhalten und erforschen, sondern Heimatgeschichte vermitteln, mit Veranstaltungen, Ausstellungen oder Seminaren. Das ist beispielsweise in Irsee mit der Schwabenakademie gelungen. Thierhaupten ist ein weiteres Beispiel. Frei war immer hartnäckig. Denn: „Die Gefahr, dass Gebäude plötzlich verschwinden, war einfach zu groß. Einmal musste ich erleben, wie vor meinen Augen ein Bagger vorgefahren wurde, um ein Pfarrhaus abzureißen. Es stand in Anhausen und war ein Sorgenkind. Früher gab es viele dieser Sorgenkinder. Ich musste mich oft deutlich einsetzen, denn so ein Pfarrhaus gehörte genauso wie die Kirche oder das Schulhaus zum historischen Mittelpunkt einer Kommune. Ich musste viel einstecken, konnte aber auch viel erreichen. Die Pfarrhöfe in Billenhausen bei Krumbach oder Roßhaupten im Landkreis Ostallgäu konnten komplett erhalten bleiben. Auch der Zehentstadel in Großaitingen zwischen Schwabmünchen und Bobingen war eigentlich zum Abbruch vorgesehen. Es ließ sich dann mit Kompromissen eine neue Nutzung finden.“

    Bezirksheimatpfleger würdigt Frei als „leidenschaftlichen Kämpfer“

    Bezirksheimatpfleger Christoph Lang würdigt seinen Vorgänger als „einen leidenschaftlichen Kämpfer für Bayerisch-Schwaben“. Er habe sich mit „legendärem Elan“ eingesetzt für das, was „unsere Heimat prägt: für die Menschen und ihre Kultur, für Landschaft und Natur“. Durch sein engagiertes Auftreten als Bezirksheimatpfleger, als Museumsdirektor des Bezirks, aber auch generell als Person des öffentlichen Lebens sei es ihm gelungen, ein starkes Bewusstsein für die Besonderheiten Bayerisch-Schwabens zu schaffen. Simon Kotter, der neue Leiter des Museum Oberschönenfeld, sagte: „Prof. Hans Frei hat Immenses für das Museum Oberschönenfeld und den Bezirk Schwaben geleistet: Es ist ihm, seinem Tatendrang und seiner hartnäckigen Überzeugungsarbeit zu verdanken, dass das Museum existiert. Als Gründungsdirektor hat er das Museum nicht nur über 15 Jahre lang geprägt, sondern auch wichtige Grundlagen für einen professionellen Museumsbetrieb hier in Oberschönenfeld gelegt.“

    Bezirkstagspräsident Sailer: Frei ist viel zu verdanken

    Hans Frei sei lange Zeit das kulturelle Gesicht des Bezirks gewesen, sagte Bezirkstagspräsident und Landrat Martin Sailer am Mittwoch. Mit seiner Arbeit habe er maßgeblich die kulturelle Identität der Heimat geprägt und dabei immer die jeweiligen regionalen und historischen Besonderheiten im Blick behalten. Sailer: „Professor Frei war ein leidenschaftlicher Kämpfer für die bayerisch-schwäbische Kulturlandschaft und Umwelt. Ein Kämpfer, der für die gute Sache keinem Streit aus dem Weg ging und dabei mitunter streitbar war. Das Ergebnis gab ihm jedoch oft recht: Ihm ist es zu verdanken, dass Schwaben bis heute über Bausubstanz von unschätzbar historischem Wert verfügt.“ Viele Einrichtungen des Bezirks wie die Trachtenkultur-Beratung und Beratungsstelle für Volksmusik gingen auf seine Initiative zurück. „Seine Neugierde, sein Tatendrang, seine Hartnäckigkeit und sein Wissensdurst werden uns und unserer schwäbischen Kulturlandschaft fehlen“, so Sailer.

    Hans Frei war unermüdlich bis zuletzt

    Bis zuletzt engagierte sich Frei. Unermüdlich war er präsent, um beispielsweise seinen Museumspreis oder den Preis der Pro Suebia der Eugen-Liedl-Stiftung, der als Vorsitzender vorstand, zu unterstützen. In dieser Woche wollte er noch einen Beitrag über den Eisenerzabbau im Aichacher Grubet fertigstellen. Über den früheren Eisenerzbergbau und seine Geländespuren im nördlichen Alpenvorland hatte er promoviert, arbeitete nebenher als Lehrbeauftragter für Landes- und Volkskunde sowie Kulturgeografie an der Universität Augsburg und der TU München. 1993 wurde er zum Honorarprofessor ernannt. Eigentlich wollte Hans Frei Gymnasiallehrer werden. Doch aus dem Lehrerberuf wurde schließlich – trotz abgeschlossenen Referendariats – nichts. Das war sicher bedauerlich für das bayerische Schulwesen. Für Bayerisch-Schwaben wurde sein weiterer Lebensweg aber zum großen Gewinn.

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