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Landkreis Augsburg: Die heiße Spur in der Asche: Wie Brandermittler arbeiten

Landkreis Augsburg

Die heiße Spur in der Asche: Wie Brandermittler arbeiten

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    In Gennach brannte vor einer Woche eine landwirtschaftliche Halle ab. Die Ursache ist noch unklar.
    In Gennach brannte vor einer Woche eine landwirtschaftliche Halle ab. Die Ursache ist noch unklar. Foto: Christian Kruppe

    Wann beginnt die Arbeit der Brandermittler? Schon während der Löscharbeiten?
    ARMIN REISER: Die kriminalpolizeiliche Ermittlung beginnt mit der Brandmeldung. Der Mitteiler ist ein Zeuge, über den wichtige Erkenntnisse in Erfahrung gebracht werden können. Dazu gehört die Eingrenzung des ursprünglichen Brandortes, die Brandausbreitung oder verdächtige Personen in Brandnähe. Durch die ersten Beamten der Kriminalpolizei vor Ort - das sind meistens Beamte des Kriminaldauerdienstes - werden alle wichtigen Erkenntnisse in einem so genannten Brandortbefundbericht zusammengefasst. Es fließen weitere Parameter wie Windrichtung, Außentemperatur, Personalien der vor Ort angetroffenen Personen und dergleichen ein. Wenn sich der Brandermittler vor Ort einen ersten Überblick verschafft, dann geht es auch um diese Fragen: Wie war der Schließzustand des Gebäudes? Welche nicht brandbedingten Schäden wurden von den Löschkräften verursacht? Wie sind weitere Schäden erklärbar? Die eigentliche Brandortuntersuchung beginnt erst, wenn die Brandstelle gelöscht und erkaltet ist. Es findet außerdem eine Rücksprache mit der Feuerwehr statt: Wie sieht es mit Schadstoffen aus und wie lässt sich die Statik einschätzen? Sobald es Antworten auf diese Fragen gibt, lässt sich über das weitere Vorgehen entscheiden.

    Speziell geschulte Spürhunde können Brandbeschleuniger wie Benzin riechen.
    Speziell geschulte Spürhunde können Brandbeschleuniger wie Benzin riechen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Was ist mit den Helfern der Feuerwehr?
    REISER: Die Feuerwehren, insbesondere deren Erstangriffstrupp, können weitere entscheidende Hinweise zur Brandentstehung im Raum und zur Branddynamik geben. Sie können sich ja im Gegensatz zum Brandermittler im brennenden Objekt aufhalten. Zudem müssen die notwendigen Veränderungen am Brandort wie eingeschlagene Scheiben, aufgebrochene Türen, Stand der Sicherungen bei den Feuerwehrkräften abgefragt werden. Wenn die Arbeit der Feuerwehr beendet sind, werden diese Retter oft gebeten, Bilder der Brandstelle zu machen. Da Feuerwehrkräfte mit einem geschlossenen Atemschutzsystem ausgerüstet sind, können diese auch Bilder der „heißen Phase“ liefern. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Feuerwehr läuft immer wieder hervorragend ab.

    Der Schaden am Bauernhof in Gennach geht in die Millionen. Brandstiftung wird ausgeschlossen.
    Der Schaden am Bauernhof in Gennach geht in die Millionen. Brandstiftung wird ausgeschlossen. Foto: Christian Kruppe

    Nach einem Großbrand bleibt oft nur noch ein Häuflein Asche zurück. Was lässt sich daraus noch ablesen?
    REISER: Vor Ort wird hauptsächlich das Brandbild in den unterschiedlichen Bereichen interpretiert. Ziel ist es, die Stelle herauszufinden, an der ein Brand ausgebrochen ist. Dafür werden brandspezifische Spuren wie Rußablagerungen, Rußabbrand, Brandnarben an hölzernen Bauteilen, Putzabplatzungen, Metallverfärbungen oder Spuren an elektrischen Leitungen untersucht. Es können auch nicht brandspezifische Spuren wie Finger- und DNA-Spuren, zum Beispiel an einem Molotowcocktail, gesichert werden. Allerdings erschwert die Hitze die Auswertung dieser Spuren. Zum Auffinden von Brandbeschleunigungsmitteln wie Benzin oder Spiritus werden spezielle Geräte und/oder auch ein Brandmittelspürhund eingesetzt. Sollten solche Brandbeschleuniger festgestellt werden, werden Proben genommen und untersucht.

    Die Helfer der Feuerwehr können wichtige Hinweise geben, damit die Brandermittler auf die Ursache kommen.
    Die Helfer der Feuerwehr können wichtige Hinweise geben, damit die Brandermittler auf die Ursache kommen. Foto: Christian Kruppe

    Welche Spuren kann ein Brandermittler generell auswerten?
    REISER: Der Brandermittler wertet die Spuren nicht selbst aus. Die Vielzahl der möglichen Ursachen und Untersuchungsmethoden übersteigt das Wissen und die Kompetenzen einer Einzelperson. Oft werden Gutachter des LKA oder - falls für den Einzelfall spezielle Erkenntnisse notwendig sind - auch unabhängige Gutachter herangezogen. Wegen der Vielzahl der Möglichkeiten, seien es chemische oder physikalische Auswertungen, elektrotechnische oder elektronische Untersuchungen, Überprüfung verlegter Elektrik und dergleichen, gibt es keinen Brandspezialisten für alle Fälle. Der Brandermittler führt die gewonnenen Erkenntnisse aus seiner Brandortuntersuchung, den Zeugenaussagen und Gutachten zusammen. Anhand dieser Tatsachen schließt er Möglichkeiten der Brandentstehung aus und kommt im besten Fall auf eine einzige Ursache. Ziel der Ermittlungen ist es natürlich auch, festzustellen, ob Brandsstiftung vorgelegen hat oder ob andere Ursachen, wie beispielsweise ein technischer Defekt, schuld waren.

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