Europawahl: Das sind die Gewinner und Verlierer im Landkreis Augsburg
Die Entwicklung macht EU-Abgeordnetem Markus Ferber Sorgen. Einen "Rechtsruck" sieht er in Europa aber noch nicht.
Die Menschen im Landkreis Augsburg haben gewählt: In einer kleinen Analyse geht es um Gewinner, Verlierer und besondere Erkenntnisse nach der Europawahl.
- Die Gewinner Das beste Ergebnis im Landkreis Augsburg fuhr die CSU im Landkreis ein. Sie erhielt 42,3 Prozent, was knapp 54.000 Stimmen entspricht. Das zweitbeste Ergebnis erzielte die AfD mit 14 Prozent. Sie verzeichnete im Vergleich mit 4,7 Prozent den größten Zuwachs. Markus Ferber zieht für eine weitere Amtszeit für Bayern ins EU-Parlament ein. Der Schwabmünchner, der in Bobingen seine politischen Wurzeln hat, ist seit 1994 EU-Abgeordneter. Er sieht das Landkreis-Ergebnis im Landestrend. Was Ferber bereits im Wahlkampf festgestellt hatte: "Wir kommen nicht an die Menschen ran, die sich dann am Ende für die AfD entschieden haben." An diesem Thema müsse angesetzt werden. Einen Rechtsruck sieht Ferber in Europa nicht gekommen, die Fraktion der Europäischen Volkspartei habe dazugewonnen. Auch die Freien Wähler holten auf. In der kleinsten Gemeinde des Landkreises, in Kühlenthal, und in Bonstetten holten sie mehr Stimmen als die AfD. In Meitingen, Thierhaupten oder Nordendorf liegen die Freien Wähler knapp hinter der AfD. Bayerns Digitalminister Fabian Mehring von den Freien Wählern freut sich über den "großen Rückenwind", den die Freien Wähler von den Menschen auch bei überregionalen Wahlen erhalten – auch bei sich zu Hause, im nördlichen Landkreis Augsburg. Er hofft, dass die "Freien Wähler es nächstes Jahr auch zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag schaffen werden".
- Die Verlierer Am meisten Stimmen einbüßen mussten die Grünen. Sie verloren 7,6 Prozent und landeten unter dem Strich nach dem vorläufigen Wahlergebnis bei 10,2 Prozent. Die SPD konnte sich halten und erreichte mit 7,7 Prozent in etwa das Ergebnis der Europawahl 2019. Das insgesamt schlechte Abschneiden der SPD bezeichnet der frühere SPD-Landtagsabgeordnete und Kreisrat Harald Güller als "erwartbar". Viele Themen seien nur schwer "einzutüten" gewesen. SPD-Kreisvorsitzender Fabian Wamser meint: "Das Image der Ampelkoalition ist uns nicht zuträglich, wir dringen nicht durch mit unserer Sachpolitik." Die Bundestagsabgeordnete Heike Heubach aus Stadtbergen sagt: "Das Ergebnis ist sehr enttäuschend und ziemlich bitter. Nicht nur für uns als Sozialdemokratie in Deutschland, sondern für Europa als Ganzes." Die Grünen wollen sich auch weiter für Demokratie, Sicherheit, für Klimaschutz und Solidarität und gegen Rechtsextremismus starkmachen. "Dass wir von anderen demokratischen Parteien als Feindbild deklariert wurden, ist vor diesem Hintergrund fatal", teilte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag, Silvia Daßler, mit. "Dass die AfD so erstarkt ist, bestürzt uns." Das Ergebnis, auch im Landkreis Augsburg, stelle ihre Partei nicht zufrieden. "Wir müssen es schaffen, unsere Ideen für eine zukunftsgerichtete Politik für Deutschland besser und verständlicher zu kommunizieren."
- Die AfD-Hochburgen im Landkreis In Walkertshofen entschied sich jeder fünfte Wähler für die AfD, die mit 20,3 Prozent das beste Ergebnis im Augsburger Landkreis einfuhr. Insgesamt verzeichnete die Partei fast überall zweistellige Ergebnisse. Nur in Kühlenthal, Stadtbergen und Bonstetten gab es einstellige Ergebnisse. In Allmannshofen im nördlichen Landkreis erreichte die Partei 19, direkt nebenan in Ehingen, 18 Prozent. Bezirksrätin Gabrielle Mailbeck leitet den AfD-Ortsverband. Das Wahlergebnis ihrer Partei sei "fantastisch". Besonders freut sie sich, dass viele junge Wähler ihre Partei wählen. "Sie erkennen die Folgen linker Politik und biegen rechts ab", sagt sie.
- Die Parteien vor Ort Mehr als die Hälfte aller Wähler entschieden sich in Kleinaitingen, Kühlenthal und Scherstetten für die CSU. Die Grünen hatten in Stadtbergen mit 16,5 Prozent ihr bestes Ergebnis. Die SPD fuhr in Gablingen ihr einziges zweistelliges Ergebnis (10,1 Prozent) ein.
- Die Wahlbeteiligung Sie lag bei 65,9 Prozent und ist damit höher als vor fünf Jahren. Bei der Europawahl 2019 gingen 60 Prozent an die Urnen, davor waren es nur 40,1 Prozent. Die Entwicklung zeigt: Europa hat bei den Menschen klar an Bedeutung gewonnen. Spitzenreiter im Ortsvergleich war Gessertshausen. Dort gingen zwei Drittel aller Wähler an die Urne. Über die hohe Wahlbeteiligung ist EU-Abgeordneter Markus Ferber glücklich: "Sie zeigt, dass die Menschen verstanden haben, dass es um etwas geht. Sie haben die Bedeutung von Europa erkannt."
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.