In weniger als drei Monaten wird der Bundestag gewählt. Für tausende Wähler aus dem Landkreis Augsburg bedeutet die Abstimmung Neuland: Denn ihr Wohnort entscheidet, über welche Kandidaten sie abstimmen dürfen. Besonders verzwickt ist die Situation im westlichen und südlichen Landkreis.
Wer beispielsweise in Großaitingen oder Hiltenfingen lebt, stimmt über die Kandidaten des Wahlkreises Ostallgäu ab. Schwabmünchen - geografisch zwischen Großaitingen und Hiltenfingen gelegen - gehört dagegen zum neuen Wahlkreis Memmingen-Unterallgäu und bekommt damit wieder andere Kandidaten zur Wahl. Wer in Königsbrunn lebt, hat die Kandidaten aus dem Wahlkreis Augsburg-Land auf der Liste. Konkret sieht das neue Wahlkreis-Gefüge so aus:
Zum neuen Wahlkreis Memmingen-Unterallgäu gehören neben der kreisfreien Stadt Memmingen der Landkreis Unterallgäu mit Mindelheim und Bad Wörishofen, die Stadt Schwabmünchen, die Marktgemeinde Fischach und die Verwaltungsgemeinschaft Stauden mit Langenneufnach, Mickhausen, Mittelneufnach, Scherstetten und Walkertshofen. Er trägt die Nummer 255.
Die Gemeinden Graben, Großaitingen, Kleinaitingen, Oberottmarshausen, Hiltenfingen, Langerringen sowie Klosterlechfeld und Untermeitingen sind dem bereits bestehenden Wahlkreis Ostallgäu zugeordnet. Er hat die Nummer 257.
Alle anderen Kommunen des Landkreises Augsburg bilden mit Städten und Gemeinden des Landkreises Aichach-Friedberg den Wahlkreis Augsburg-Land (252). Eine wesentliche Veränderung betrifft die größte Stadt im Landkreis Augsburg: Königsbrunn, das bislang zum Wahlkreis Augsburg-Stadt gehörte, geht zurück an den Land-Wahlkreis. Altenmünster (bisher Donau-Ries) kommt ebenfalls zurück in den Wahlkreis Augsburg-Land.
Bundestagswahl 2025: Das sind die neuen Wahlkreise
Wahlkreis Augsburg-Land 252 Adelsried, Altenmünster, Aystetten, Biberbach, Bobingen, Diedorf, Dinkelscherben, Gablingen, Gersthofen, Horgau, Königsbrunn, Kutzenhausen, Langweid a.Lech, Meitingen, Neusäß, Stadtbergen, Thierhaupten, Wehringen, Zusmarshausen, Gessertshausen, Ustersbach, Allmannshofen, Ehingen, Ellgau, Kühlenthal, Nordendorf, Westendorf, Bonstetten, Emersacker, Heretsried, Welden (alle Landkreis Augsburg); Affing, Aichach, Friedberg, Hollenbach, Kissing, Merching, Rehling, Ried, Adelzhausen, Dasing, Eurasburg, Obergriesbach, Sielenbach, Mering, Schmiechen, Steindorf (alle Landkreis Aichach-Friedberg).
Wahlkreis Memmingen-Unterallgäu 255 Kreisfreie Stadt Memmingen, Landkreis Unterallgäu, Fischach, Schwabmünchen, Langenneufnach, Mickhausen, Mittelneufnach, Scherstetten, Walkertshofen (alle Landkreis Augsburg).
Wahlkreis Ostallgäu 257 Kreisfreie Stadt Kaufbeuren, Landkreis Ostallgäu, Graben, Großaitingen, Kleinaitingen, Oberottmarshausen, Hiltenfingen, Langerringen, Klosterlechfeld, Untermeitingen (alle Landkreis Augsburg).
Der Neuzuschnitt der Wahlkreise beruht darauf, dass die Einwohnerzahl im Wahlkreis Ostallgäu und ebenso in Augsburg-Land so stark gewachsen ist, dass gesetzlicher Handlungsbedarf bestand. Weicht die Einwohnerzahl um über 25 Prozent von der durchschnittlichen Bevölkerungszahl aller Wahlkreise ab, dann wird laut Gesetz ein Neuzuschnitt erforderlich. Deshalb wurde der frühere Bundeswahlkreis Augsburg-Land neu aufgeteilt. Oder zerrissen - wie viele Kritiker der Ampelregierung vorwarfen. Die Entscheidung gehe an den Menschen vorbei, hieß es. Memmingen und das Unterallgäu würden genauso wie das Ostallgäu mit Kaufbeuren nicht zu den Gemeinden im Augsburger Land passen, das ganz klar auf das schwäbische Zentrum Augsburg fixiert sei.
Die ersten Direktkandidaten stehen fest
In den drei Wahlkreisen wird politisch bereits gewirbelt. Im Wahlkreis Augsburg-Land ist unterdessen klar, dass Hansjörg Durz aus Neusäß erneut ins Rennen geht: Er erhielt bei der Delegiertenversammlung in Königsbrunn 100 Prozent der Stimmen. Durz vertritt den Bundestagswahlkreis Augsburg Land seit 2013 als direkt gewählter Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Für die FDP geht Dr. Birgit Geier aus dem Landkreis Aichach-Friedberg als Direktkandidatin ins Rennen. Maria Wißmiller aus Bernbach (Bidingen) ist Direktkandidatin im Wahlkreis 257 Ostallgäu für die Grünen. Am 2. Dezember wird der CSU-Kandidat für den Wahlkreis 257 nomiert. Joachim Linse ist derweil schon Direktkandidat von Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Memmingen-Unterallgäu. Am 30. November will die CSU dort einen Kandidaten küren.
Bei allem Verständnis für regionale Heimatgefühle mancher Kritiker/innen der neuen Wahlkreiseinteilungen: vergessen wird leider auch von Mandatsträgerinnen und Journalisten in populistischer Manier, worum es hier geht: die Verwirklichung der Gleichheit (der Stimmen) bei der Bundestagswahl nach §§ 38 Absatz 1 des Grundgesetztes. Damit sind bei Abweichungen von mehr als 25% zwingend Wahlkreise neu zu bilden. Freuen können sich Schwaben und Bayern über die verbesserte Repräsentanz Bayerns durch das neue zusätzliche Mandat. Durch das Verfassungsziel der Stimmengleichheit ist es somit zwingend bei einem Zuwachs von einem Wahlkreis die bisherigen im Ausgleich zu verkleinern. Ein primat „historischer“ Grenzen ist wahlstatistisch nicht zu erfüllen. Emotional ist dies immer schwierig. So hadern Neusäß und Gersthofen immer noch mit der Neueinteilung der Landtagsstimmkreise mit der Zuordnung nach Augsburg durch die bayerische Staatsregierung. Die Kritik an Ampel- und Staatsregierung ist falsch!
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